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Hauptburgenname Wegscheid III
ID 2335
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, stark umgebaut
Adresse 3593 Wegscheid am Kamp 8
KG Wegscheid
OG/MG/SG Pölla
VB Zwettl
BMN34 rechts 0
BMN34 hoch 0
UTM 33N rechts 536305
UTM 33N hoch 5384584
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Im Lehensbuch Hzg. Albrechts V. wird 1434 Hans Mühlfelder als Lehensträger des Hofes genannt. 1457 wird er nochmals durch Kg. Ladislaus mit dem Hof belehnt. 1544 wird der „öde Burgstall" Wegscheid gemeinsam mit Thurnberg und Idolsberg von Eustach Enenkel zu Groß an Christoph v. Lamberg zu Pottendorf veräußert. Weitere urk. Nachrichten sind nicht bekannt.
Text G.R., T.K.
Lage/Baubeschreibung Der ehem. befestigte Sitz, Wegscheid Nr. 8, liegt 4,6 km südöstl. von Neupölla bzw. 330 m östl. der Ortskapelle von Wegscheid am Kamp. Er engt durch seine Lage in markanter Form die nach St. Leonhard am Hornerwald führende Straße ein. Nach Seebach handelt es sich bei diesem Anwesen mglw. um den ehem. Wirtschaftshof der landläufig als „Burg Wegscheid" angesprochenen Anlage, deren Burgstall im Tal des Bruchetbachs liegt (s. Wegscheid I). Das rechteckige Hofareal wird an der S- und W-Seite, tlw. auch noch im NW, von der ma. Umfassungsmauer umgeben. Große Teile der Mauer wurden 1927 anlässlich eines durchgreifenden Umbaues abgerissen bzw. durch andere Bauteile, wie die Scheune an der N-Seite, ersetzt. Dabei hat man auch die alte Toranlage, angeblich ein „gotisches Spitzbogentor", abgebrochen und stattdessen das heutige Segmentbogentor an der W-Seite geschaffen. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde auch die in die Straße ragende SW-Ecke breit abgeschrägt. Der Hof erstreckte sich verm. auch über die östl. benachbarte Parzelle des Hauses Wegscheid Nr. 9., wobei der kleine Speicher östl. des Hauses wohl die urspr. Grenze der Anlage anzeigt. Bei Grabungen im N und O des Areals stieß man angeblich wiederholt auf Mauerreste abgetragener Teile. Auch der Eigentümer des Hauses Nr. 9 berichtet, dass bei Restaurierungsarbeiten hier vorübergehend ma. Mauern freigelegt wurden. An der S-Seite ist das 1-gesch., mit einem Pultdach gedeckte Wohnhaus angelehnt. Das Gebäude zeigt eine seit dem Mittelalter gebräuchliche Binnengliederung mit mittiger Flur-Küche-Einheit, westl. orientierter Stube und östl. gegenüberliegender Kammer. Östl. schließen weitere Räume an, die u. a. einen „Brotofen" umfassen, der wie die Küche mit einer pyramidenförmigen Esse ausgestattet ist. Die gesamte Anlage dürfte im Zuge der bäuerlichen Nutzung stark verändert worden sein, u. a. wurden zur Belichtung des Wohnhauses große, heute sehr tief liegende Fenster ausgebrochen. Ob es sich bei dem Gebäude selbst noch um einen ma. Bau handelt, ist aufgrund der Langlebigkeit bäuerlicher Hausformen fraglich. Die urspr. erhaltenen Teile der Umfassungsmauer sind an der Feldseite unverputzt, was einerseits das abweisende, fast burghafte Äußere unterstreicht, andererseits eine Datierung ermöglicht. Das lagerhafte, meist kleinteilige Bruchsteinmauerwerk zeigt sich nur mäßig ausgezwickelt und tlw. zu hohen Kompartimenten zusammengefasst, sodass der Ursprung des Hofes wohl im 14./15. Jh. liegt.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. erhaltener Ansitz, Privatbesitz.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 281
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 383 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 646
  • Günter Marian, "Eur genaden wölen ja vest pey dem liewen wartt Gottes halten…" Eustach Enenkels Briefe aus Sachsen an Julius I. von Hardegg 1537–1540. nöla. Mitteilungen des NÖ Landesarchivs 12, 2005, 58–83, 62 u. Anm. 28
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 137 f.
  • Gerhard Seebach, Mittelalterliche Architektur im Pfarrgebiet. 1. Abriß der Baugeschichte von Burg Schauenstein am Kamp; 2. Die Pfarrkirche Altpölla; 3. Die Wehranlagen von Wegscheid. In: Friedrich B. Polleroß (Hg.), Geschichte der Pfarre Altpölla, Altpölla 1982, 142–174, 162
Wegscheid III. Ansicht des Sitzes (2008) - © Thomas Zoder
Wegscheid III. Ansicht des Sitzes (2008)
© Thomas Zoder