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Hauptburgenname Teisenhoferhof
ID 2349
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse 3610 Weißenkirchen in der Wachau 22 u. 177
KG Weißenkirchen
OG/MG/SG Weißenkirchen in der Wachau
VB Krems-Region
BMN34 rechts 686120
BMN34 hoch 362570
UTM 33N rechts 534766.03
UTM 33N hoch 5360661.65
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 3 bis Weißenkirchen in der Wachau fahren. Die Zufahrt zum Hof im Ortszentrum ist möglich, ausreichend Parkmöglichkeiten finden sich aber an der Donaulände oder beim Bahnhof, von wo der Ortsbereich zu Fuß zu besuchen ist. RAD: Der „Donauradweg“ führt direkt durch Weißenkirchen.
Geschichte Anstelle des späteren Hofes stehen bis ca. 1334 2 Häuser des Bistums Freising, die Hans und Leutold II. v. Kuenring abtragen lassen. Um 1350 wird hier ein ausgedehntes Hofgebäude errichtet, das seit dem 16. Jh. den Namen Schützenhof führt. Plesser vermutete als frühere Inhaber des Hofs die niederadelige Fam. „v. Wachau“ (s. Weißenkirchen I), doch erst zwischen 1439/65 ist als Besitzer der (erst seit dem 19. Jh.) namengebende Weißenkirchener Ratsbürger und Zechmeister Heinrich Teisenhofer nachweisbar. 1523 verkaufen der wohl aus der bekannten Buchdruckerfam. stammende Wiener Bürger Michael Alantsee (als „schwager“ des Matthias Lechner) und seine Frau Ottilia den Teisenhoferhof/Schützenhof an die Gerhaben der Margarete Lechner (Tochter des 1518 verstorbenen Wachauer Richters Ambros Lechner, s. Wappengrabplatte in der Filk. St. Michael), Matthias Lechner und den Wachauer Richter Hermann Payr v. Wösendorf. Im selben Jahr erscheinen Matthias und sein mutmaßlicher Bruder Wolfgang Lechner jeweils als Hälfteeigentümer des Hofs. Ab 1525 wird als Inhaber Michael Gebl (Göbl) genannt, der den Bau bis 1542/48 im Stil der Frührenaissance umgestalten lässt. Um 1550 ist der Hof im Besitz des Richters der Wachau, Wolfgang Luf(f)tenberger. Dem Vater Michael Göbl folgt der Sohn Gebhard Gebl, Richter der Wachau (zwischen 1552/58 und wenigstens 1582) und zeitweise Bestandinhaber der Streun’schen Hftn. Dürnstein und Tal Wachau nach. 1605 verkaufen die Gerhaben der Kinder Gebls den Teisenhoferhof an den Wachauer Rat, der den Baukomplex samt Zubehör um 1866 fl an Albrecht Enenkel v. Albrechtsberg veräußert. 1605 folgt als Inhaber Albrecht Enenkel v. Albrechtsberg, kurz darauf Christoph Wilhelm v. Zelking. Weitere Besitzer: ab 1615 Urban Kottinger, ab 1624 Georg Bauer, 1660–1691 Georg Wasserpauer, 1710–1777 die Fam. Pernauer, ab 1787 die Fam. Schuh. 1793 brennt der Hof „vollständig“ ab, wird aber wiederhergestellt. Bereits 1965 wird in einem Teil des noch privat bewohnten Hofes das Wachaumuseum eingerichtet. Heute ist der Bau als Kulturobjekt Eigentum der MG Weißenkirchen in der Wachau.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der „Teisenhoferhof“, Weißenkirchen in der Wachau/Marktplatz Nr. 22 und 177, liegt im „Marktviertel“, unmittelbar im Ortszentrum, am W-Fuß des steil und felsig abfallenden Kirchhügels mit der dominanten Wehrkirchenbefestigung. Während der Bau vom Marktplatz gesehen durch örtliche Verbauungen etwas in den Hintergrund tritt, vermittelt er in der westl. Bachgasse einen beherrschenden, burgartigen Eindruck. Die große, 4-flügelige, 2–3-gesch. Anlage ist – wie die W-Front erwarten ließe – keineswegs geschlossen und einheitlich, sondern das Ergebnis zahlreicher Bauphasen, die aus einzelnen Baukörpern den unregelmäßigen, stark gegliederten Bau mit seinem bekannten Innenhof entstehen ließen. Durch die gute Instandhaltung ist ein Großteil der Außenflächen und Innenräume verputzt, wodurch eine Autopsie nur oberflächlich möglich ist. In den gewölbten Kellerräumen des W-Traktes ist ein lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk zu sehen, das zusammen mit div. Detailformen einen Baukern des 14. Jhs. vermuten lässt. Inwieweit jedoch weitere Trakte (als Reste der urspr. an dieser Stelle stehenden Häuser) oder Teile der Umfassungsmauern in diese Zeit zu datieren sind, muss unbeantwortet bleiben. Der gesamte Bau zeigt eine Fülle baulicher Details (insbesondere Tür- und Fenstergewände) die allgemein als sma. anzusprechen sind, aufgrund der Laufzeit aber sehr weit gespannt, etwa M. d. 15.–M. d. 16. Jhs. datiert werden müssen. Einige sind aufgrund der hoch angesetzten Abläufe bereits einwandfrei in die 1. H. d. 16. Jhs. (um 1530/40) zu datieren. Der S-Trakt, der im Erdgeschoß die Toranlage enthält und urspr. einen eigenständigen Baukörper gebildet haben dürfte, besitzt im Obergeschoß einen kleinen kreuzrippengewölbten Raum, der durch ein got. Schulterbogenportal zu betreten ist. Die Terrakottarippen lassen eine Zeitstellung im frühen 16. Jh. vermuten. Die zur Bachgasse blickende, 3-gesch., abweisende Front des W-Traktes wird nur durch einen 7-achsigen Breiterker auf einer maschikuliartigen Auskragung akzentuiert, die Fensteröffnungen zeigen sich spätgot., aber unterschiedlich profiliert. Die „wehrhafte“ Wirkung der zur Pfk. weisenden O-Front rührt von den 2 zinnenbekrönten Türmen an der NO- und SO-Ecke her, die wohl der Überhöhung durch den Kirchenhügel symbolisch entgegentreten und ein (historisierendes) Herrschaftszeichen setzen sollten. Das undatierte Wappen des 1439/68 nachweisbaren Heinrich Teisenhofer im Torbereich ist seiner Inschrift in Kapitalis nach und in Anbetracht der offenbar archaisierend gedachten Gestaltung des Wappens nicht in die Zeit Teisenhofers, sondern in die der Göbl (1. H. 16. Jh.) zu setzen, die als Nachbesitzer des Hofes (seit 1525) offenbar auch das Wappen Teisenhofers übernahmen. Auf die Bautätigkeit durch Michael Gebl, Handelsmann (?) und Ratsbürger von Weißenkirchen bzw. Richter der Wachau (vgl. auch eine Wandmalerei 2. H. 16. Jh. an der Filk. St. Michael), weisen mglw. ein „G“ auf einem Kragstein im Hof und die Jahreszahlen „1542“ im Obergeschoß des Arkadenganges bzw. „1548“ am 6. Arkadenpfeiler von S. Die im Erdgeschoß auf Wandpfeilern, im Obergeschoß auf gefasten Säulen ruhenden Arkaden, die allseitig den Hof umschließen und über eine Treppenanlage am S-Trakt zwischen den Innenräumen vermitteln, sind somit in die Zeit Michael Gebls zu datieren. Sie verstellen örtlich spätgot. Fenster einer älteren Bauphase. Am W- und N-Trakt überdeckt das Dach des Arkadenganges Fenster eines 2. Obergeschoßes (das an der W-Seite in Form eines Attikageschoßes mit kleinen Fenstern erschließbar ist), was auf eine nachträgliche Reduzierung der nutzbaren Gebäudehöhen schließen lässt. In diesem Bereich befinden sich heute z. T. von Zinnenmauern umschlossene Grabendächer. Die ausgedehnten Räumlichkeiten, die im Obergeschoß z. T. noch einfache barocke Stuckdekorationen zeigen, werden heute für das Wachaumuseum sowie gastronomie- und kulturbezogene Veranstaltungen der MG Weißenkirchen in der Wachau genutzt.
Text G.R., A.H.Z.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, burgartige Anlage. Gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Im Teisenhoferhof befindet sich das Wachaumuseum und ein Teil der „Märchenschlossstraße im Waldviertel“. Die größten Teile des Hofes und die Sammlungen sind gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen. Öffnungszeiten: 1. April–31. Oktober: tägl., außer Mo, 10–17 Uhr. Neben den wachaubezogenen Themenkreisen finden auch wechselnd Sonderausstellungen statt. Der Hof ist Veranstaltungsort von Konzerten, Opernaufführungen, Weinseminaren und Verkostungen, Malkursen oder des Wachauer Kirtags. Div. Gasträume und die angeschlossene Buschenschank sind für Hochzeiten, Firmenfeiern oder ähnliche Anlässe, inklusive Bewirtung, zu mieten.
Gasthäuser GH „Weiße Rose" in Weißenkirchen, GH „Kirchenwirt" in Weißenkirchen, zahlreiche Buschenschanken in Weißenkirchen.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 35
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 150 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 403 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 555 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 148
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 207
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1260
  • Fritz Eheim, Rupert Feuchtmüller, Der Teisenhoferhof und seine Besitzer. Der Teisenhoferhof und seine Baugeschichte. In: Wachaumuseum Weißenkirchen in der Wachau, Teisenhoferhof. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 107, Wien 1981, 5–12
  • Alois Plesser, Zur älteren Geschichte der Höfe und Bürgerhäuser zu Weißenkirchen in der Wachau. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 8, 1916/17, Wien 1917, 3–11, 34–43, 49–52, 66–73, 137–140, 10 f., 34–36
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 234 f.
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 149, 158, 217, 233, 236, 238, 259, 347
Teisenhoferhof. Ansicht der W-Fassade (1999) - © Gerhard Reichhalter
Teisenhoferhof. Ansicht der W-Fassade (1999)
© Gerhard Reichhalter
Teisenhoferhof. Hofansicht mit Pfarrkirche (1999) - © Thomas Zoder
Teisenhoferhof. Hofansicht mit Pfarrkirche (1999)
© Thomas Zoder
Teisenhoferhof. Hofansicht (1999) - © Gerhard Reichhalter
Teisenhoferhof. Hofansicht (1999)
© Gerhard Reichhalter
Teisenhoferhof. Ansicht des Turmes (1999) - © Thomas Zoder
Teisenhoferhof. Ansicht des Turmes (1999)
© Thomas Zoder
Teisenhoferhof. Gestäbtes Fenster und Wappeninschrift (1999) - © Gerhard Reichhalter
Teisenhoferhof. Gestäbtes Fenster und Wappeninschrift (1999)
© Gerhard Reichhalter