Hauptburgenname
Weitenegg
ID
2353
Objekt
Burgruine
KG
Weitenegg
OG/MG/SG
Leiben
VB
Melk
BMN34 rechts
672940
BMN34 hoch
344043
UTM 33N rechts
521915.86
UTM 33N hoch
5341916.95
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Weitenegg liegt direkt an der Wachauer Bundesstraße (B 3), neben der sich unterhalb der Ruine Parkmöglichkeiten befinden. RAD: Der „Donauradweg" führt unmittelbar durch den Ort.
Geschichte
Um 1150 gelangt das Gebiet, zuvor im Besitz der Gfn. v. Peilstein-Tengling, an die Freien und späteren Gfn. v. Pernegg. Um 1180 ist Gf. Eckbert v. Pernegg im Besitz der Burg Weitenegg nachweisbar. Die Besitznachfolge nach den Perneggern ist ungeklärt. 1263 erscheint ein Heinrich Steiner als Bgf. auf Weitenegg. Vorübergehend sind die Kuenringer mit Weitenegg belehnt, die Hft. fällt jedoch nach dem Aufstand Leutholds v. Kuenring an die Habsburger zurück. In der Folge wird die Burg von Bgfn. verwaltet, so von dem 1318 genannten Ludwig v. Offing. 1301–1364 gehört Weitenegg zur Witwenrente der Kgn. Agnes v. Ungarn, der Tochter Hzg. Albrechts I. Albrecht III. und Leopold III. verpfänden Weitenegg ihrer Schwägerin, der Hzgn. Violanta Visconti. Hans v. Liechtenstein erscheint bis 1395 als Pfandinhaber. 1456 überträgt K. Friedrich III. Schloss und Hft. Weitenegg gegen 1000 lb d jährliches Bestandgeld an Hans (VI.) v. Neidegg (s. HHStA, AUR 1456 XII 11). 1452 wird die Burg durch ein ständisches Aufgebot erobert, 1457 gelangt sie in die Hand des Ladislaus Postumus und ist vorübergehend Wolfgang Holzer, Bürgermeister von Wien, anvertraut. Jörg v. Seisenegg erobert auf ldfl. Befehl die Burg, die in der Folge 1462 und 1470/72 als Pflegschaft an Kaspar v. Roggendorf und 1492 den Prüschenk verpfändet wird. Nach den Akten der Hofkammer (HKA, NÖHA, W 53) sei Weitenegg, 1476 urk. als „edl vesst und stain Weittenegk“ genannt (MZA, RL 224), bereits 1510 zugunsten des damaligen kurzzeitigen Inhabers Kaspar Winzerer zur Freihft. erhoben worden. 1513 verkauft Jörg v. Seisenegg Schloss Wimberg an Maximilian I., der ihm dagegen die vormalige ldfl. Pfandschaft Weitenegg zu freiem Eigen überlässt. Von Weitenegg führt der Seisenegger in der Folge den Freiherrentitel. Seine Nachkommen verkaufen Weitenegg 1531 an die Lappitz. Weitenegg wird mit Leiben vereinigt und fällt wohl 1534 mit jenem durch die Ehe Joachim Volkras mit Anna v. Lappitz an die Volkra. Joachims Tochter Christina bringt Leiben und Weitenegg in die Ehe mit Wolf Dietrich v. Trauttmansdorff ein. 1627/30 ist Hans Christoph Geyer v. Osterburg zu Leiben und Weitenegg Inhaber. Seit 1796 im Besitz des Kaiserhauses. Die ab dem 16. Jh. festungsmäßig ausgebaute Burg wird 1645 von schwedischen Truppen erfolglos belagert. Vischer zeigt die Burg 1672 noch als bewohnbare Anlage, 1685 werden in Zusammenhang mit einer Bereitung der Hft. laufende Bauarbeiten erwähnt, erst E. d. 17. Jhs. wird sie als Wohnsitz aufgegeben. 1832 stürzen donauseitige Bauteile ab, um 1870 wird der ma. O-Turm zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. 1918 gelangt der Besitz an den Kriegsgeschädigtenfonds, später an die Österr. Bundesforste. Seit 1983 ist die Anlage im Besitz der Fam. Wipplinger.
Text
G.R., A.H.Z., T.K.
Lage/Baubeschreibung
Die Burgruine liegt 2,2 km südöstl. von Leiben oberhalb des Dorfes Weitenegg auf einem W-O-laufenden, mäßig hohen Felssporn. Dieser schiebt sich, den Ausgang des Weitentales sperrend, zwischen Donaulände und Weitenbach und zwingt diesen zu einer jähen Biegung nach O. Er bietet durch die weitgehende Isolierung vom westl. Vorgelände der 110 m langen und 25 m breiten Burganlage ausreichenden natürlichen Schutz. Die der Topographie folgende Anlage weist ein überaus stark gegliedertes, durch die sich überlagernden Bauphasen des Mittelalters und der frühen Neuzeit geprägtes Erscheinungsbild auf. Durch die massiven sma. und nz. Umbauten lässt sich die Burg des Hochmittelalters nur noch partiell erfassen. Als ältester erhaltener Bauteil ist der bereits von Klaar als „Palas" bezeichnete, etwas unregelmäßig ausgebildete Rechteckbau im Zentrum der N-Seite erkennbar. Nahe der NO-Ecke zeigt der ca. 20 x 7 m große Bau lagiges, hammerrechtes Bruchsteinmauerwerk mit zonalem Formatwechsel und stark betonter Eckausbildung. Der östl. ablaufende, jedoch weit nach hinten versetzte Abschnitt des Berings ist mit der Stirnseite des Palas verzahnt, während seine hofseitige Mauer sekundär angestellt erscheint. Durch eine Putzfehlstelle an der Innenseite der Stirnmauer wird der primäre Mauerverband mit Kellenstrich sichtbar. Mehrere noch hma., später zugesetzte Öffnungen des Baues bestehen lediglich aus Bruchsteinmauerwerk und sind wohl als sekundäre Elemente zu werten. Bis in das 13. Jh. erfolgte in mehreren Schritten ein bedeutender Ausbau. In dessen Zuge entstanden die beiden endbetonenden Bergfriede. Der zugangssichernde O-Turm, ein 11,40 x 10 m großer Bau mit 2,60 m Mauerstärke, lässt sich durch seine durchwegs lagigen, mit plattigen Abgleichungen versehenen Mauerstrukturen mglw. noch dem späten 12. Jh., zumindest jedoch dem frühen 13. Jh. zuweisen. Am 10 x 10 m großen W-Turm ist die Lagigkeit des Mauerwerks durch erhöhte Zwickelanteile vermindert, wodurch er wohl in die 1. H. d. 13. Jhs. zu stellen ist. An der dem Palas gegenüberliegenden S-Front lässt sich ein 32 m langer und rund 6 m tiefer Hallenbau erschließen, der offensichtlich primär durch mehrere Gurtbögen gegliedert war. Aufgrund der lagerhaften Mauerstrukturen und der zugesetzten Rundbogenöffnungen ist er wohl ins 13. Jh. zu stellen. Der von Seebach als früher Bauteil rekonstruierte Saalbau im O der N-Front ist sekundär an den O-Turm angestellt, durch das grobblockige, lagerhafte Bruchsteinmauerwerk aber noch dem 13. Jh. zuzuweisen. Die darüber hinaus von Seebach gegenüberliegend rekonstruierte Gebäude- und Beringsituation, die im Zuge des stark gekrümmt verlaufenden S-Berings einen sekundär überbauten „Turm" bildet, ist durch Baunähte nachvollziehbar, jedoch kaum vor 1300, mglw. erst in das 14. Jh. zu datieren. Das Burgtor des 13. Jhs. rekonstruiert Seebach an der SW-Ecke des somit stark vortretenden, flankierenden O-Turmes. Im Spätmittelalter wurden die westl. Teile des N-Berings neu errichtet, dabei im W des Palas eine Rauchküche mit Pyramidenschlot und an der N-Seite des W-Turmes eine massive, keilförmige Verstärkung angebaut. Eine gleichzeitige Aufhöhung des Turmes war mit einem umlaufenden hölzernen Wehrgang versehen, der im frühen 16. Jh. durch den auf profilierten Konsolen ruhenden, vorkragenden Umgang ersetzt wurde. Die weitere Bebauung freier Beringfronten wurde im Spätmittelalter begonnen und in der Neuzeit, ab dem frühen 16. Jh., vorangetrieben. Dem 16. Jh. entstammt die kleine Rauchküche, die gegenüber der großen Küche dem Saalbau des 13. Jhs. angebaut wurde. Im 16. und vor allem im 17. Jh. wurde der Bau zeitgemäß schlossartig umgestaltet, wobei es zu tieferen, massiven Eingriffen, Überbauungen und Adaptierungen an der hma. und sma. Substanz kam. Die Baumaßnahmen heben sich durch Mischmauerwerk und die großen Fensteröffnungen mit profilierten Rahmungen deutlich ab. Zwischen Palas und Hallenbau wurde neben den beiden Rauchküchen ein über den Hof gespannter Quertrakt errichtet, der im Obergeschoß anhand der Reste stuckierter Gewölbe einen großen Saal erkennen lässt. Die Überbauung des Hofes wiederholte sich weiter östl. zwischen Saalbau und S-Bering, wodurch der ehem. durchgängige Hofraum in 3 Abschnitte gegliedert wurde. Der letzte Ausbaustand mit durchwegs 3-gesch., repräsentativ gestalteter Bebauung ist durch den Vischer-Stich von 1672 dokumentiert. Durch den guten baulichen Zustand, aber nicht zuletzt durch die Felslage konnte die Burg trotz des Fehlens bastionärer Befestigungen noch 1645 gegen schwedische Truppen gehalten werden. Die dem O-Turm vorgelagerte Vorburg kann auf Bauteile des 13./14. Jhs. zurückgehen, wurde aber bis in das 16./17. Jh. ausgebaut. Dieser Teil ist 2008 eingestürzt, die Reste wurden einplaniert. Hierher mündet der donauseitige Aufgang zur Burg, der mit einem kleinen, frühestens in das Spätmittelalter zu datierenden Vorwerk gesichert wurde. Die schon früher nach Absturz div. Teile sehr gefährdete Anlage wurde in jüngster Zeit durch den Eigentümer, dem Betreiber der benachbarten Farbenfabrik, mit Liebe und großem Einsatz tlw. gesichert und mit der nötigen Infrastruktur für private Feste versehen. Dabei wurde auch der W-Turm mit einer neuen Stiegen- und Dachkonstruktion versehen. Nach dem neuerlichen Teileinsturz 2008 erfolgen derzeit weitere Sicherungsarbeiten, die von bauhistorischen Untersuchungen begleitet werden.
Text
G.R., P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene, teilgesicherte Burgruine. Bei entsprechender Voranmeldung zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Weitläufige, teilgesicherte Burgruine mit einer Vielzahl architektonischer Details. Die Anlage ist nicht öffentlich zugänglich, bietet jedoch, besonders von der Donauseite, einen eindrucksvollen Anblick. Die Burg kann in kleinem Rahmen und nach Voranmeldung beim Eigentümer auf eigene Gefahr besichtigt werden.
Gasthäuser
GH Gruber in Weitenegg, GH „Traube" in Leiben, GH Winkler in Leiben, GH „Weitentalhof" in Weiten-Am Schuss, GH Dürregger in Ebersdorf.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 24 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 216 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 293 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 86 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 207
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1267 f.
- Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 230 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 299
- Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 118 f.
- Friedrich Hausmann, Die Neudegger. Geschichte und Genealogie eines österreichischen Adelsgeschlechtes. Dissertation Universität Wien 1940, 75
- Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 248 f., Plan 28–29
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 652
- Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 246 ff.
- Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VI, 214 ff.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 129 ff.
- Relationen zu den Anlagen im VOMB. NÖLA Ständische Akten E-II-8/2, fol. 103r
- Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 134 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 238
- Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 102
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 134
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 141
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Kat.Nr. 45, 77 und Reg. 225
- Roman Zehetmayer, Reichsunmittelbare Gebiete im Herzogtum Österreich (13.–15. Jahrhundert). In: Anton Eggendorfer, Willibald Rosner (Hg.), Österreich im Mittelalter. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 26, St. Pölten 1999, 67–96, 78 ff.