Hauptburgenname
Weitra I
ID
2355
Objekt
Schloss
Adresse
3970 Weitra, Schloss
KG
Weitra
OG/MG/SG
Weitra
VB
Gmünd
BMN34 rechts
644088
BMN34 hoch
396705
UTM 33N rechts
492165.95
UTM 33N hoch
5394041.92
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Zufahrt
PKW: Weitra liegt am Kreuzungspunkt der B 41 (Gmünd–Karlstift) mit der Verlängerung der B 37 (Krems–Zwettl). Parkplätze finden sich im Stadtgebiet (im Zentrum Kurzparkzonen). RAD: Der „Waldviertelweg“ führt durch das Stadtgebiet von Weitra.
Geschichte
Zwischen 1201/08 werden Burg und Stadt von Hadmar II. v. Kuenring als Mittelpunkt eines relativ geschlossenen, kuenringischen Herrschaftsbezirkes gegründet. Die Vorgängersiedlung Altweitra verfügt bereits im ausgehenden 12. Jh. über pfarrliche Rechte, die nach der Gründung der neuen Stadt auf diese übertragen werden. Hadmars Nachfolger ist sein Sohn Heinrich II. v. Kuenring, der 1228 von Hzg. Leopold VI. zum Marschall v. Österr. ernannt wird. Heinrich V. v. Kuenring, seit 1274 Marschall v. Österr., wendet sich gegen Rudolf v. Habsburg und flieht nach Weitra. Nach der Niederlage Kg. Ottokars II. 1278 wird Weitra durch Stephan v. Maissau belagert, die Kuenringer verlieren die Hft. Weitra. In weiterer Folge wird sie vom Landesfürst, Kg. Rudolf I., eingezogen und 1282 seinen beiden Söhnen anvertraut. 1295 ist sie kurzfristig an Leuthold v. Kuenring verliehen, der sich jedoch im Zuge des Adelsaufstandes ebenfalls gegen den Hzg. erhebt. Weitra bleibt in der Folge ldfl. und wird durch Bgfn. verwaltet. 1332 werden Burg und Stadt von den Böhmen belagert. Zwischen 1376/1429 sind die Hrn. v. Maissau im Lehensbesitz der Hft. 1426 und 1431 wird die Stadt durch die Hussiten belagert, 1486 durch ungar. Truppen. 1508 ist die Hft. an Lasla v. Prag, Frh. zu Windhag verpfändet. 1582 schenkt K. Rudolf II. die Hft. seinem Kämmerer Wolf Rumpf, Frh. v. Wullroß. 1606 gelangt sie an die Gfn. v. Fürstenberg-Heiligenberg. 1645 wird die Stadt erfolglos von schwedischen Truppen belagert. Noch heute ist der Grundbesitz Eigentum der Fam. Fürstenberg.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Auf einem Felshügel im S der Stadt, oberhalb des Felsabbruches zum Weidenbach, ragt das weithin sichtbare Schloss empor. Das heutige, regelmäßig angelegte Schloss überbaut unmittelbar die ehem. hma. Burganlage des beginnenden 13. Jhs. Alten Plänen zufolge ist die Burg als leicht unregelmäßige, 4-seitige Anlage mit eingestellten Gebäuden im N, O (Palas?) und W sowie 2 Türmen an der östl. und westl. Schmalseite zu rekonstruieren. In den Kellerräumen des O-Traktes sind Mauerteile aus großformatigem Quadermauerwerk sichtbar, die naheliegend als Teile des östl. Berings und der S-Wand des östl. Bergfriedes rekonstruiert werden können. Dieser urspr. Burgbau weist in seiner ausgedehnten, gestreckten Form (die historischen Pläne lassen eine Größe von über 80 m Länge und 30 m Breite erschließen), insbesondere durch die beiden endbetonenden Türme, auf eine architektonisch anspruchsvolle Burg hin. Ob diese Gestalt bereits zur urspr. Planung des beginnenden. 13. Jhs. gehört, bleibt offen. Im Hinblick auf die Türme ist mglw. mit Ausbauphasen der 1. H. d. 13. Jhs. zu rechnen. Der heutige Baukörper stammt aus dem ausgehenden 16. Jh. (Pläne von 1588) und lässt in seinem ab dem Erdgeschoß aufgehenden Gefüge keine Reste der hma. Burg erkennen. Der nun 3-gesch., unterkellerte 4-Flügel-Bau, ein bemerkenswerter Renaissance-Komplex mit äußerlich geringen späteren Veränderungen, zeigt einen zentralen Turmbau über der nördl., stadtseitigen Torhalle. Der 35 m hohe Turm erhielt nach einem Brand von 1747 seinen heutigen, reduzierten Abschluss. Der rechteckige Innenhof mit O- und W-seitigen, 3-gesch. Pfeilerarkaden wird durch eine repräsentative Toranlage im Zentrum der N-Front erschlossen, die neben einem mittleren Fahrtor seitlich flankierende Nebenpforten aufweist. Die kraftvoll rustizierte, sonst schmucklose Toranlage zeigt noch Rollen der ehem. Zugbrücke. Eine im S-Trakt angelegte, spiegelgleich angeordnete Toranlage, die feldseitig aufgrund der unterkellerten Sockelzone in beträchtlicher Höhe liegt, kann als Sekundärzugang spezieller, nicht zuletzt repräsentativer Funktion gedeutet werden. Durch die 4-fach gestaffelten Grabendächer des W- und O-Traktes und die vorgelegten, barocken Volutengiebel ist das heutige, charakteristische Erscheinungsbild gegeben, das bereits auf dem Vischer-Stich von 1672 erkennbar ist. Div. Umbauten des 17.–19. Jhs., die sich vorrangig auf die Innenausstattung beziehen, vervollständigten die Anlage. Als bemerkenswerter Ausdruck adeliger Hofhaltung ist das im 1. Obergeschoß des W-Traktes eingebaute Schlosstheater aus dem 18. Jh. zu sehen, das 1885 historisierend im Rokokostil umgebaut wurde, Platz für 155 Personen bietet und nach der Restaurierung von 1983 noch heute fallweise bespielt wird. 1758 entstand auch die neue, im Erdgeschoß des N-Traktes eingebaute Schlosskapelle, ein stuckverzierter, 3-achsiger Raum mit Stichkappengewölbe und angebauter, zentraler Apsis. Zahlreiche Innenräume sind mit Kachelöfen aus dem Barock und späteren Epochen ausgestattet. Die nach dem Brand des 18. Jhs. entstandene, heute noch erhaltene Dachstuhlkonstruktion, die im Zuge der Turmbesteigung einsehbar ist, kann als Meisterwerk barocker Zimmermannskunst gesehen werden. Die Obergeschoße des Turmes enthalten neben dem intakten Uhrwerk 2 Glocken aus den Jahren 1606 und 1756. Die im Inneren unverputzten Turmgeschoße lassen hier die Quader der abgebrochenen Burg des 13. Jhs. erkennen, die im nz. Zwickelmauerwerk neben Ziegeln sekundär verwendet wurden. Das Schloss ist an der N- und O-Seite mit einem ausgedehnten Bastionärbering umgeben, der an der nördl. Zugangsseite auf einer 5-seitig vorspringenden Bastion eine vorgelagerte Toranlage ausbildet. Vom talwärts im O situierten Wirtschaftskomplex mit stadt- und feldseitigen Toranlagen führt eine steile Auffahrtsrampe zum Schloss. Die Vorwerke, die aufgrund ihrer Detailformen im Kern aus dem 16. Jh. stammen, zeigen mit ihren zahlreichen Zinnen und Schießscharten, die z. T. nur noch repräsentative Funktion besitzen, die bedingte Wehrhaftigkeit zeitgenössischer Fester Schlösser. Ihre jetzige Gestalt erhielten die tlw. bewohnten und bewirtschafteten Wirtschaftsgebäude im 19. Jh. Der Schlosskomplex mit seinen Vorwerken ist Ausgangspunkt für die ausgedehnte, streckenweise gut erhaltene Stadtbefestigung, die in wesentlichen Teilen dem ausgehenden 13. Jh. zuzuweisen ist.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegtes Schloss, Museum gegen Eintrittsgebühr zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Ausgedehnte, gepflegte und restaurierte Schlossanlage. Aufgrund des architektonischen Erscheinungsbildes, des Erhaltungszustandes und des reichhaltigen Museums- und Veranstaltungsangebotes ist Schloss Weitra zu den kulturell wertvollsten Objekten des Waldviertels zu rechnen.
Die Museen sind inklusive großer Teile des Schlosses, so etwa das Schlosstheater im Rokokostil und der Schlossturm, gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Führungen sind bei Voranmeldung möglich, auch für Gehbehinderte und in Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch).
Öffnungszeiten: 1. Mai–31. Oktober: Di geschlossen, Mo, Mi–So 10–17.30 Uhr.
Das Schloss bietet neben dem fixen Museumsangebot jährlich wechselnde Sonderausstellungen und ist mehrmals im Jahr Ort kultureller Veranstaltungen (z. B. Theateraufführungen, LINUM, Konzerte, Musikfestivals oder die Weitraer Adventtage).
Während der Veranstaltungen ist das Schlossrest. geöffnet. Die Räumlichkeiten können für private Gelegenheiten gemietet werden, Informationen: Moorheilbad Harbach GesmbH u. Co KG (Betreiber), A-3970 Lauterbach Nr. 64, Tel.: 02858/5255...-0.
Gasthäuser
Brauhotel Weitra, GH Waschka in Weitra, Café-Rest. „Schlossgarten" in Weitra.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 80 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 420 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 577 ff.
- Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 100 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 207 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1275 f.
- Erwein H. Eltz, Wolfgang Katzenschlager, Arno Strohmeyer (Hg.), Schloß Weitra. Artstetten 1996
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 232 ff.
- Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 5. Teil (Schluß). Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 25 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 116. Jg., Sonderschrift 11), Wien 1979, 150–158, Plan 14–18
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 653
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 70
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 216 f.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 49 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 135