Hauptburgenname
Wildberg
ID
2368
Objekt
Burg-Schloss
KG
Messern
OG/MG/SG
Irnfritz-Messern
VB
Horn
BMN34 rechts
0
BMN34 hoch
0
UTM 33N rechts
538849
UTM 33N hoch
5396045
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 4 (Horner Bundesstraße) und die B 2 bis Brunn an der Wild fahren und hier nördl. nach Messern abzweigen. Die Straße nach Kaidling führt zur oberhalb des Ortes liegenden Burg, wo sich nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten finden. RAD: Der „Waldviertelweg" führt durch Messern.
Geschichte
Um 1135 erscheint „Pilgrim de Wiltperch“, ein Gefolgsmann der Gfn. v. Hohenburg(-Wildberg), einer Zweiglinie der Gfn. v. Poigen. Nach Weltin sind die Anfänge der Hft. in die Zeit nach der Mailberger Niederlage zu setzen, als durch Gf. Adalbert und seine Söhne eine Reihe von Hftn. gegründet wurden. Ein „Fredericus de Wildperch“ wird 1171 genannt. Nach Aussterben der Hohenburger verleiht Kg. Ottokar II. Wildberg an die Hrn. v. Maissau. Als zwischenzeitlicher Pfandnehmer ist um 1382 Hans v. Tierna nachweisbar. Den Maissauern folgen 1432/33 die Puchheimer, unter denen die Burg 1482/85 von Truppen des Matthias Corvinus besetzt ist. Der protestantische Hans v. Puchheim wird, nachdem im Schloss bereits 1575 eine Druckerei für die sog. „Wildberger Drucke“ eingerichtet wurde, 1620 seiner Besitzungen enthoben. Nachfolger ist sein Vetter Pilgram v. Puchheim, doch bereits 1636 kommt der Besitz nach Zwangsversteigerung an Adam v. Traun. 1645 ist Wildberg von schwedischen Truppen besetzt. Weitere Besitzer sind ab 1669 Johann Gabriel Frh. v. Selb und ab 1767 das Benediktinerstift Altenburg, das erst 1952 an die Fam. Mang verkauft. 1971 folgt – bis zum Erwerb durch den heutigen Eigentümer – die Fam. Salis.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Burg-Schloss thront 3,4 km südwestl. von Irnfritz bzw. 300 m südl. der Pfk. von Messern auf einer markanten, spornartigen Rückfallkuppe. Sie bildet einen Umlaufberg der Großen Taffa und steht nur östl. mit dem überhöhten Hinterland des „Steinplattenwalds“ in Verbindung. Die ausgeprägte Spornlage der Burg wird durch einen Halsgraben an der östl. Zugangsseite ergänzt. Die stark gegliederte, polygonal geschlossene Anlage besteht aus randständigen, blockhaften Trakten mit mächtigen, steilen, von Renaissancekaminen durchbrochenen Schopfwalmdächern. Sie zeigt äußerlich ein relativ einheitliches Renaissance-Gepräge, das jedoch auf der weitgehend erhaltenen sma. Bausubstanz gründet. Bauteile des Hochmittelalters bestehen offensichtlich nicht mehr. Die Bauaufnahme Klaars zeigt lediglich an der westl. Talseite einen stark polygonal abgewinkelten Beringverlauf, der hma. Baulinien folgen könnte. Der bis zu 2,30 m starke Bering an der N- und O-Seite, der eine bastionsförmig gegen den nordöstl. Zugang gerichtete Situation ausbildet, geht auf einen einheitlichen Neubau des späten Mittelalters zurück. Der Bering ist in durchgehender Stärke bis in das 2. Obergeschoß des N- und O-Traktes verfolgbar und schloss urspr. mit einem offenen, heute in die jüngeren Überbauungen integrierten Wehrgang. Das am Bering tlw. großflächig sichtbare Mauerwerk aus lagerhaft verlegten und mäßig ausgezwickelten Gneisbruchsteinen datiert wohl in das 14. Jh. Als allfällige oberste Grenze ist die 1. H. d. 15. Jhs. zu nennen, etwa als die Puchheimer 1432/33 die Hft. übernahmen. Klaar sprach den rechteckigen O-Trakt, der im Zuge des mauerstarken O-Berings errichtet wurde, als Palas an. Hofseitig zeigt der 4-gesch. Bau sehr qualitätsvolle, 2- bzw. 3-teilige Kreuzstockfenster des späten 15./frühen 16. Jhs. Südl. davon ist die ehem. Toranlage situiert, der ein kleiner, rechteckiger Torzwinger mit nach N gerichtetem Zugbrückentor vorgelagert ist. Der N-Trakt entstand nach den örtlich zutage tretenden Mauerstrukturen ebenfalls bereits im 14. Jh., wurde jedoch im 4. V. d. 16. Jhs. einer massiven Adaptierung unterzogen. Innerhalb des unregelmäßigen westl. Raumgefüges des Traktes bestand aufgrund eines an der Hofseite ehem. sichtbaren, später vermauerten Überfangbogens wohl eine heizbare Stube. Aufgrund dieses Befunds könnte auch der N-Trakt in entsprechende „Palas-Überlegungen“ einbezogen werden. Im 16. Jh. wurde der Bereich der Stube, wie aus Beschickungsöffnungen für einen Kachelofen zu sehen ist, weiterhin als beheizbarer Raum genutzt. Die im W anschließenden Raumsituationen innerhalb des Beringpolygons grenzen sich durch eine unregelmäßige Binnenstruktur deutlich ab und gehen wohl ebenfalls auf sma. Bauphasen zurück. Zwischen N-Trakt und Palas wurde ein vom bastionsförmig vorspringenden Bering umschlossener Raum 1564 durch den Einbau von Kanonenständen zur Offensivverteidigung eingerichtet. Ob anstelle dieses aufgeschütteten Plateaus, wie verschiedentlich vermutet, der ehem. Bergfried zu rekonstruieren ist, kann höchstens durch die „wehrtechnisch“ begründete, bergseitige Lage eines solchen Baues vermutet werden. Hofseitig liegt die zwischen N-Trakt und Palas eingespannte sma. Rauchküche mit pyramidenförmigem Schlot. Der Küchenblock wird an der W- und S-Seite von einem 2-gesch. Lauben- bzw. Verbindungsgang des 16. Jhs. umgeben. Die darin integrierte ältere Laube des frühen 16. Jhs. und die benachbart vorhandenen Portallösungen (inschriftlich 1541 datiert) beschreiben bemerkenswerte Entwicklungsformen am Übergang zwischen Spätgotik und Renaissance. Im Erdgeschoß des Küchenblocks befindet sich ein mehrfach profiliertes Spitzbogenportal, das gemeinsam mit dem im Obergeschoß des Laubenganges sichtbaren Rest eines Lanzettfensters noch in das (frühe) 14. Jh. zu datieren ist. Da die Küche an den N-Trakt angebaut ist, sind Vermutungen hinsichtlich seiner Datierung in das 14. Jh. berechtigt. Als im 16. Jh. der N- und O-Trakt in das kommunizierende Raumgefüge der Renaissance integriert wurden, legte man offensichtlich noch Wert auf eine bedingte Verteidigungsfähigkeit der Kernburg, denn der sma. Wehrgang blieb trotz der Überbauung in Funktion und konnte innerhalb der Trakte, selbst über die nordöstl. „Bastion“, durchgehend begangen werden. Der vor den südl. Bering gestellte Gästetrakt stammt nach Klaar erst aus der Barockzeit, wurde jedoch, wie aus den feldseitig sichtbaren Mauerstrukturen hervorgeht, über einer sma. Zwingeranlage errichtet. Bereits um 1600 entstand an der SO-Ecke der Burg ein hakenförmiger Bau mit Repräsentations- und Schmuckelementen, der Teile des östl. Zwingers und der sma. Toranlage überbaute. Innerhalb der sma. Zwingeranlagen der N- und O-Seite liegt im NO auch der äußere Torbau, der im Zuge der Renaissance-Umbauten entsprechend adaptiert wurde.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Das Burg-Schloss ist nicht öffentlich zugänglicher Privatbesitz und kann nur aus der Umgebung betrachtet werden.
Gasthäuser
GH Powisch in Dietmannsdorf-Wildhäuser an der B 303, GH Schmiedl in Brunn an der Wild.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 74 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 171 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 223 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 209
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 733 f.
- Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 120 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 664
- Karl Lechner, Zum Problem der Burgenforschung. Die Burg Wildberg und ihre Herren. Unsere Heimat 36/7–9, Wien 1965, 106–120
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 187
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 412 ff.
- Walter Pongratz, Wildberg, das Wappenschloß an der Taffa. Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 10, Wien–Krems 1973, 1–-16
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 239
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 139
- Max Weltin, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze. nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 10, Wien 1986/87, 1–42, Anm. 186
- Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 223