Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Zeißing
ID 2384
Objekt Schloss
Adresse 3643 Maria Laach am Jauerling, Zeißing 1
KG Zeißing
OG/MG/SG Maria Laach am Jauerling
VB Krems-Region
BMN34 rechts 676995
BMN34 hoch 352640
UTM 33N rechts 525819.12
UTM 33N hoch 5350579.03
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Spitz an der Donau oder in Schallemmersdorf von der B 3 (Wachauer Bundesstraße) Richtung Maria Laach bzw. Jauerling abzweigen und bis Zeißing fahren, wo sich beschränkte Parkmöglichkeiten finden. RAD: Wie o. b. (bzw. andere Straßen. die mehrere km sehr steil ansteigen) vom „Donauradweg“ Richtung Maria Laach bzw. Jauerling abzweigen.
Geschichte Zeißing wird 1285 erstmals urk. genannt. Zwischen 1376/1424 erscheint der maissauische Klient Konrad (d. J.) Puschinger „v. Zeißing“ (zur Fam. s. auch bei Aggsbach), teils zusammen mit seiner (2.?) Frau Euphemia wiederholt in Aggsbacher Betreffen als Urkundenaussteller. Zeißing hat er 1376 als Starhembergisches, 1380/1424 (?) als Maissauer Lehen im Besitz. Seit M. d. 15. Jhs. ist Zeißing mit der Hft. Spitz vereinigt. 1466 ersucht Mathes Schirmer um die Belehnung mit der „veste Zeissing“. 1489 ist Zeißing im Besitz von Leopold Purgstaller, 1535 in dem seines mutmaßlichen Sohnes Ulrich. 1542 verkaufen die Gerhaben der Kinder des Hans Kirchberger ihre Anteile an der als Lehen zur Hft. Spitz gehörenden Burg Zeißing an Leonhard Kirchberger (NÖLA, Landrechtsurk. Nr. 172). Die Gerhaben hatten zusammen mit Leonhard Kirchberger den halben Teil an der Burg Zeißing und aller übrigen Habe von Ulrich Purgstaller geerbt, während die andere Hälfte den Hohenfeldern zugefallen war. Anstelle einer Realteilung des Erbes sollten jedoch die anteiligen Geldwerte im Rahmen des geplanten Verkaufs ermittelt werden. Leonhards Tochter Praxedis Kirchberger heiratet Matthias Teufel v. Guntersdorf und verkauft Spitz (und Zeißing) 1587 an Hans Georg (III.) v. Kuefstein (gest. 1603, monumentales Freigrab von 1607 in der Pfk. Maria Laach am Jauerling). Dem Vater folgt im Zuge einer brüderlichen Erbteilung der Sohn Hans Ludwig, später Landeshauptmann des Erzherzogtums Österr. ob der Enns, als Inhaber von Zeißing und der Hft. Maria Laach nach und lässt eine tiefgreifende Neugestaltung des Gebäudes vornehmen.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Das ehem. Schloss liegt im W des Dorfes Zeißing, rund 500 m nordnordöstl. der Pfk. von Maria Laach am Jauerling. Der Bau, Zeißing Nr. 1, wurde nach einem Brand von 1858 auf 2 Geschoße reduziert. Der 2-gesch. (Erdgeschoß, niedriges Obergeschoß) 4-Flügel-Bau war urspr. von einem ausgedehnten Wirtschafts- bzw. Meierhofareal umschlossen, das von einem kleinen Bachlauf, dem Klafterbach, durchquert wird. Der ehem. (Wasser-)Graben wurde mit dem Abbruchmaterial der Obergeschoße verebnet, zeichnet sich aber tlw. noch durch eine grasbewachsene flache Senke im Gelände ab. Der Zugang zum Hof erfolgt von W über ein mit Blende und Rollenschlitze der ehem. Zugbrücke ausgestattetes Portal mit Spätrenaissancedekor und rotmarmorner Inschrifttafel mit Vollwappen und spanischer Wortdevise („Con dios y la ventura“) des Bauherren von 1607. Der durch aufgeputzte Ortsteinquaderung schlicht geschmückte Baukörper ist an der S-Seite durch einen feldseitig vortretenden, schlanken Anbau gegliedert. Statt durchgehender Trakte an der O-Seite werden hier die den N- und S-Trakt verbindenden Laubengänge durch einen zentralen Treppenturm erschlossen. Die O-Seite zeigt mehrere, durch Putzfaschen betonte Schlüssellochscharten, die größeren Fensteröffnungen des Baues sind – sofern nicht erneuert – mit zeitgemäßen Hausteinrahmungen versehen. Während die nördl. Teile heute für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden, zeigen die privat bewohnten S- und W-Trakte im Erdgeschoß stuckierte Grat- und Spiegelgewölbe des frühen 17. Jhs. Im O und N umgab eine einfache äußere Mauer den Schlossbau, im S und W waren ausgedehnte Wirtschaftsgebäude angelegt, die nur noch durch den Plan Kreutzbrucks rekonstruiert werden können, der auch noch den ehem. Wassergraben mit Konterescarpe andeutet. Neben sehr geringen Mauerresten im O ist im S nur die Ruine eines Wirtschaftsgebäudes des frühen 17. Jhs. vorhanden, das sich mit einer dekorativen, stark gegliederten Giebelmauer mit kleinen Scharwachttürmchen, die früher die Jahreszahl „1611“ trug, dem nördl. benachbarten Schloss zuwendet. Durch die Geschoßreduzierung – für das 1. oder urspr. vorhandene 2. Obergeschoß ist ein an die Decke gemaltes Wappen mit Wortdevise Hans Ludwigs v. Kuefstein von 1606 abschriftlich überliefert – tritt der in einer Geländesenke situierte Schlossrest gegenüber der aufwändig geschmückten Giebelwand des Wirtschaftsgebäudes zurück. Der bereits für das 14. Jh. zu erschließende Burgbau bzw. Sitz lag wohl an der Stelle des Schlosses. Dieses ist heute Privateigentum von Hedi Kernstock und vorbildlich instand gehalten. Die gegenüberliegende „Ruine“ ist im Eigentum der MG Maria Laach am Jauerling und wurde 1987/89 restauriert.
Text G.R., A.H.Z.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privat bewohnte und bewirtschaftete (Bauernhof, Fremdenzimmer) Schlossanlage, bedingt zugänglich. Benachbart Ruine der Wirtschaftstrakte, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die privat bewohnte Schlossanlage wird als Bauernhof mit Gästezimmern bewirtschaftet, eine Besichtigung ist im Rahmen dieser Nutzung möglich. Die restaurierte Ruine des gegenüberliegenden Meierhofes ist ganzjährig frei zugänglich.
Gasthäuser GH „Grüner Baum" in Maria Laach.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 29
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 12 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 236 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 321 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 212 f.
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 241
  • Adalbert Fuchs (Bearb.), Urkunden und Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggsbach V.O.W.W. Fontes Rerum Austriacarum II/59, Wien 1906, Nr. 43, 52
  • Anton Kerschbaumer, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Aggsbach O.M.B. Geschichtliche Beilagen zu den Consistorial-Currenden der Diöcese St. Pölten 4, 1890, 294–304, 298
  • Karl Lechner, Die herzoglich-bairischen Lehen im Lande unter der Enns. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 48/49, 1982/83, Wien 1983, 70–98, 85 f.
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 284 f.
  • Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 592
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 194
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 124, 127–129, 399
  • Ursula Schmidt, Das Kopialbuch der Grabner. Studien zu der Urkundensammlung eines Rittergeschlechts vom 14. bis Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Heiratsabsprachen. Diplomarbeit Universität Wien 2002, 107 f.
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Reg. 166, 168, 179
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, .Nr. 375†, 376, 377, 398†, 404
Zeissing. Torfassade des Schlosses (1984) - © Leopold Mayböck
Zeissing. Torfassade des Schlosses (1984)
© Leopold Mayböck