Hauptburgenname
Liebegg
ID
239
weitere Burgennamen
Liebeck, Schlosskogel
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Fürteben
OG/MG/SG
Scheibbs
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
663630
BMN34 hoch
316420
UTM 33N rechts
513090.01
UTM 33N hoch
5314150.24
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Südl. von Neustift zweigt von der alten Talstraße ein Güterweg bergwärts ab, der nach rund 800 m die Zufahrt zum Hof Miesenbach Nr. 4 erreicht, von wo die Burgstelle über einen kurzen Weg durch die Hausgärten des Hofes zu erreichen ist.
Geschichte
1265 erscheinen die Brüder Otto und Heinrich „de Liebekk". Otto, als „nobilis vir" bezeichnet, ist bis 1290 genannt. Ab 1282 besitzen die benachbarten Scheuernberger bereits Anteile an der Burg, 1290 ist sie schließlich vollständig in ihrem Besitz. Durch eine Tochter Ottos v. Scheuernberg kommt Liebegg an ihren Gatten Otto v. Scheuernbach (Scheuernbach bzw. Scheibenbach, s. d.), der 1312 – bereits verstorben – als „Otto der Schoerbech von Liebekke" bezeichnet wird (FRA II/81, Nr. 319). Liebegg gelangt durch seine Tochter Diemut an Otto v. Plankenstein, der sich daraufhin ebenfalls nach Liebegg nennt. Nach 1330 teilen sich deren Nachkommen Weikhard der „Planchenstainer von Liebekk" und seine Schwester Agnes, Gattin Wernhards (II.) v. Schafferfeld, den Besitz der Burg. Konflikte zwischen den Bewohnern führen 1339 zur Einsetzung eines Schiedsgerichts und in dessen Folge zu einer interessanten Realteilung. Aus den urk. festgelegten Abmachungen sind bemerkenswerte Details zur Burg zu erfahren, die mittels einer fensterlosen Mauer „durch daz haus und durch die chuchel" in Höhe der Ringmauer geteilt wird, wobei Agnes und Wernhard ein Turm zufällt. Auch die Aufteilung der umliegenden Gärten wird genau beschrieben und gibt Einblick in die wirtschaftliche Ausstattung. Da die Lösung wohl beide Parteien nicht befriedigt, kann Wernhards Hälfte kurz danach von Friedrich dem Häusler (einem der Schiedsrichter!) erworben werden, der 1342 auch die zweite Hälfte ersteht und die Burg 1349 – mit Gewinn – an Hzg. Albrecht II. verkauft. Dieser schenkt sie noch im selben Jahr der Kartause Gaming. 1355 verbietet der Herzog schließlich den Wiederaufbau der bereits abgebrochenen Burg. Der ehem. Meierhof ist 1339 als „hofstatt nest pei dem Haus" urk. belegt und scheint noch 1790 als „Hofstatt untern Hauß" auf.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Der Burgstall der Burg Liebegg liegt 2,8 km südl. von Scheibbs in der Rotte Miesenbach. Hier springt am linken Ufer der Erlauf oberhalb des „Liebegghofes", Miesenbach Nr. 5, ein auffallender, jüngst geschlägerter Sporn vor, der die Lagestelle der ehem. Burg bildet. Die Anlage liegt knapp unterhalb des Hofes „Hofoydn", Miesenbach Nr. 4, von wo der Zugang möglich ist. Der W-O-orientierte Sporn springt aus dem überhöhenden Hinterland zum Tal der Erlauf vor. Die nördl. und südl. Flanken fallen relativ steil ab und erforderten keine weiteren Annäherungshindernisse. Gegen die westl. Bergseite wurde jedoch ein heute noch 5–6 m tiefer und durchschnittlich 20 m breiter Halsgraben angelegt, der sich auch tief in die Hänge des Sporns zieht. Den Graben eingeschlossen, sind die Geländeaufbereitungen über die beachtliche Länge von 110 m zu verfolgen, die Breite beträgt zwischen 35 m an der Bergseite und 20 m an der Talseite. Die Anlage ist verm. in eine Kernburg auf dem westl., zugangsseitigen Abschnitt des Sporns sowie eine Unterburg auf der östl., talseitigen Abtreppung zu gliedern. Die Kernburg bebaute ein Areal von rund 50 m Länge und endete verm. an einer deutlichen Felsstufe im O. Das Areal der Kernburg ist nicht einheitlich, sondern zeigt sich abermals in mehrere Abschnitte gegliedert. Im SW liegt ein erhöhtes Plateau von rund 25 x 20 m, das deutliche Reste einer mehrteiligen Massivbebauung zeigt. Pöchhackers Planaufnahme zeigt ein unmittelbar über dem Graben liegendes, 2-teiliges Gebäude sowie einen östl. benachbarten, isolierten Rundbau, was durch das gegenwärtig vorhandene Unterholz nur schwer nachvollziehbar ist. Entlang des Grabens sind spärliche Reste des ehem. Berings zu beobachten, den Pöchhacker über eine Länge von 35 m rekonstruiert und der mglw. im N das ehem. Tor umfasste. Dieses könnte zunächst in einen nördl. unterhalb der Gebäude liegenden, zwingerartigen Bereich geführt haben. Der östl. Abschnitt der Kernzone, dessen nördl. und südl. Begrenzungen bereits aufgelöst erscheinen, ist deutlich tiefer situiert und treppt sich allmählich zur natürlichen Begrenzung des Areals, der Felsstufe im O, ab. Hier zeigen sich zwar wiederholt Anhäufungen von losem Schutt, Reste von Massivbebauungen sind aber nicht zu erkennen. Die östl. anschließende Unterburg, nach Schwammenhöfer als Vorwerk zu sehen, benutzte den zunehmend schmäler werdenden, talseitigen Abschnitt des Sporns. Am unmittelbaren talseitigen Ende ist nach einem grabenförmigen Einschnitt ein kegelstumpfförmiger Hochpunkt vorhanden, der nach Pöchhacker Reste einer Massivbebauung trug. Vor dem Halsgraben schließt ein der Achse des Sporns folgendes schmales Plateau an, das sich als Wirtschaftsfläche anbieten würde. Das Plateau geht ohne Zäsur in das Vorgelände über, einen überhöhenden Hangsporn. Auf dessen östl. Ende bildet sich ein kleiner Hügel, der nach Geländebefunden als Standort eines kleinen Gebäudes vermutet werden kann. Der Hof „Hausschmied" bzw. „Unterm Haus", Miesenbach Nr. 10, ist nach Pöchhacker der ehem. Meierhof der Burg. Zu A. d. 18. Jhs. sollen noch Mauerreste eines Turmes und einer Wasserleitung vorhanden gewesen sein. 1952 durchsuchten Schatzgräber den Burgstall, dabei kamen 1,50 m hohe Mauerreste und eine Reihe bemerkenswerter Befunde zutage. Anzunehmen ist, wie auch Pöchhacker schreibt, dass noch heute die Schutthügel dieser Grabungen das Gelände bedecken und verfälschen. Die vorliegenden Keramikfunde vom Burgberg datieren nach Schwammenhöfer in das 13. Jh., eine Autopsie der Funde in der Sammlung Pöchhacker zeigt einen Schwerpunkt nach der M. d. 13. Jhs. Die beeindruckende Anlage ist nach Schlägerung des Hochwaldes zwar einigermaßen zu überblicken, eine Begehung ist durch das mannshoch wuchernde Unterholz und das darunter verborgene Schuttmaterial jedoch nur sehr erschwert möglich.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltener Burgstall, gegenwärtig nur erschwert begehbar.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 139
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 238 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 107 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 IV und VIII, L 161
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 373
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 32, 153 ff.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 26
- Herwig Weigl, Burgen bei Scheibbs und anderswo. Kleine Schritte zu einer Gebrauchsanweisung. In: Ursula Klingelböck (Hg.), Regionalgeschichte am Beispiel von Scheibbs in Niederösterreich. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 35 (= NÖ Schriften 147 Wissenschaft), St. Pölten 2003, 55–78, 67 ff., 75 ff.
- Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 153 f.
- Alois M. Wolfram, Die Wehr- und Schloßbauten des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/6 ff., 1968/10, 57 f.; 1968/11, 63 f.;1968/12, 69 f.
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 942,10