Hauptburgenname
Mühlbach
ID
240
weitere Burgennamen
Mühlbach am Manhartsberg
Objekt
Schloss
Adresse
A-3473 Mühlbach am Manhartsberg 1
KG
Mühlbach am Manhartsberg
OG/MG/SG
Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
709990
BMN34 hoch
375734
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der B 3 (Korneuburg–Krems) Richtung Kamptal abzweigen, bei Fels am Wagram oder Hadersdorf am Kamp nördl. nach Mühlbach abzweigen und im Ortsgebiet, in der Nähe des Schlosses parken. RAD: Im Verlauf des "Weinviertelweges" erreicht man etwas südl. von Maissau den Ort Mühlbach.
Geschichte
In einer Schenkungsurkunde Bf. Altmanns (1072–1091) für das Kloster Göttweig erscheint erstmals der Ort Mühlbach. Zu den Schenkungsgütern gehört auch die Pfarre Mühlbach, die damit eine der ältesten des Landes ist. Ab dem frühen 12. Jh. ist in Mühlbach eine Adelsfamilie nachweisbar, die durch namentliche Parallelen (wie dem Vornamen "Erchenbrecht") der Gefolgschaft der Formbacher zuzuweisen ist und vermutlich auch mit den Bgfn. v. Gars verwandt ist. Enge verwandtschaftliche Beziehungen lassen sich auch zu den Hrn. v. Maissau erschließen, so nennt sich ein aus dem Mühlbacher Geschlecht stammender Pilgrim 1171 nach Maissau. Mit den "servi" Otto und Hirzo sind in der 2. H. d. 12. Jhs. auch Edelknechte als Gefolgsleute der Hrn. v. Mühlbach genannt. Die "Mühlbacher" sind durch zahlreiche Urkunden bis in das 14. Jh. belegt. Zuletzt erscheint 1318 ein Eberhard v. Mühlbach. Die Burg ist zu dieser Zeit mglw. bereits im Besitz der Wallseer, 1333 besitzt sie Reinprecht v. Wallsee zu freiem Eigen. Nach 1361 kommt die Burg an die Hrn. v. Hofkirchen, Hzg. Albrecht V. bestätigt die Burg noch 1438 als freies Eigen. Nach Dehio wird die Burg 1481/82 zerstört, der Wiederaufbau wird erst Wolf II. v. Hofkirchen ab 1598 zugeschrieben. Diese Angabe ist wohl zu revidieren, denn Wolf v. Hofkirchen veräußert bereits 1588 den Besitz an Wolf Carl. 1620 werden Wolf III. v. Hofkirchen, einem Anhänger der protestantischen Partei, letzte Besitzanteile in Mühlbach entzogen, welche über mehrere Zwischenbesitzer nach 1641 an Philipp Jakob Carl v. Carlshofen kommen. Von diesen gelangt Mühlbach 1686 an die Engl v. Wagrain, denen schließlich 1840 die Frhn. v. Gudenus folgen. Heutiger Eigentümer ist DI Carl Gudenus.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt im südöstl. Bereich von Mühlbach am Manhartsberg. Das ausgedehnte Ensemble an der Kreuzung der von Hohenwart und Eggendorf heranführenden Straßen, ergänzt durch Pfarrkirche und zahlreiche Wirtschaftsgebäude, dominiert noch heute den örtlichen Bereich der Siedlung.
Das Wohnschloss ist hier inmitten einer mauerumgebenen Garten- und Vorhofanlage situiert. Nach Schwammenhöfer benutzt der Bau die hausbergartige Substruktion des mittelalterlichen Vorgängerbaues. Der ehem. Wassergraben ist in seinen westl. Bereichen noch heute als Gartenteich erhalten. An dieser Seite lässt der Bau die erhöhte Situierung auf dem Erdunterbau erkennen, während an den übrigen Seiten, mit Ausnahme einer schwachen Eintiefung zwischen Schloss und Kirche, der Graben bereits verebnet ist. Die polygonale Gestalt des 3-gesch., mehrflügeligen Baues legt die Verwendung mittelalterlicher Baulinien nahe, doch bedingte letztlich auch die kreisförmige Gestalt des hochmittelalterlichen Kernwerks eine mehrfache Abwinkelung der Außenfronten. Der heutige Bau geht weitgehend auf einen Neubau ab 1598 zurück, wofür wohl die Carl verantwortlich zeichnen, die ab 1588 Besitzer der Hft. sind. Aus der Zeit um 1600 stammen die profilierten Fensterrahmungen und der Kern des Laubenganges an der W-Seite des Hofes, der den Stiegenaufgang in das Obergeschoß einbezieht. Seine Aufhöhung stammt aus der Zeit um 1874. Die zur Hauptfront gestaltete, südöstl. Zugangsseite lässt bereits durch den Plan Kreutzbrucks massive, sekundäre Eingriffe vermuten. Eine mglw. noch dem Spätmittelalter angehörende Mauer verbindet hier den O- und S-Trakt. Der zentral vorgesetzte Torturm dürfte dem Neubau um 1600 angehören, wie das integrierte, stark rustizierte Tor mit Blende und Rollenschlitze der ehem. Zugbrücke vermuten lässt. Wie der "1663" datierte Wappenstein der Engl v. Wagrain am Schlussstein zu werten ist – der Herrschaftsgeschichte zufolge kamen diese erst 1686 in den Besitz Mühlbachs – bleibt demnach offen. An der O-Flanke des Turmes ist als Fußgängerpforte ein got. Spitzbogenportal in Sekundärverwendung(?) eingesetzt, das mglw. noch dem 14. Jh. zuweisbar ist. Die beiden flankierenden Türme können durch die großen Mauerstärken auf dem Kreutzbruck-Plan spätmittelalterlichen Ursprungs sein, werden nach Dehio jedoch um 1700 (linker Turm) bzw. um 1800 (rechter Turm) datiert. Der Dekor der Hauptfront, u. a. mit Riesenpilastern und reizvollem Schabrackenstuck an den Fenstern, erhielt seine endgültige Ausgestaltung um 1831. Die Innenräume des Erdgeschoßes besitzen noch die Stichkappengewölbe der Erbauungszeit, die der Obergeschoße Spiegel- und Kreuzgratgewölbe der Zeit um 1600 bzw. Flach- oder Stuckdecken des Barock. 1885 wurde der N-Front ein 2-gesch. Trakt vorgesetzt, an seiner Stelle soll sich laut Auskunft des Besitzers ein weiterer Turm befunden haben.
Die Verbauung des südl. Vorhofes stammt im Kern aus dem 17. Jh., die in einer einwärts geschwungenen Mauersituation angebrachte Zufahrt, ein reich dekoriertes Portal des Spätbarock, zeigt das Wappen der Engl v. Wagrain und Sinzendorf und die Jahreszahl "1730". Südöstl., gegenüber der Straße liegen ausgedehnte Wirtschaftstrakte des 18./19. Jhs.
Knapp östl. des Schlosses liegt die Pfarrkirche Hl. Martin, nach Dehio ein im Kern "hochmittelalterlicher" Bau mit got. Erweiterungen, der um 1687 durchgreifend barockisiert wurde. Ein in den Bau sekundär eingesetztes, stilistisch sehr früh anmutendes Relief (2 menschliche Figuren innerhalb säulengestützter Blendbogenstellungen) wird im Dehio als "mglw. romanisch" eingestuft. Die eng benachbarte Lage von Burg und Kirche lässt hier eine frühe, siedlungsnahe "Burg-Kirchen-Anlage" vermuten, worauf auch die weit zurückreichenden Nennungen der hier ansässigen Mühlbacher (A. d. 12. Jhs.) und der Pfarre (zwischen 1072/91) weisen.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privat bewohntes und bewirtschaftetes Schloss. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeit im Ortsgebiet beim Schloss.
Das Schloss ist bewohnter Privatbesitz und Sitz der Gutsverwaltung. Eine Innenbesichtigung ist nicht möglich, der Rundgang über die Ortsstraße und den Bereich der benachbarten Pfarrkirche bietet jedoch interessante Blickpunkte.
Gasthäuser
GH Waldschütz in Mühlbach, GH Winkelhofer in Eggendorf, GH Berger in Zemling
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 63
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 203 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 159
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 760 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 166 f.
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 82 f., 127 ff.
- Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 402
- Roman Freudenschuß, Das Mühlbacher Heimatbuch. Kirche, Pfarre und Schloß, Mühlbach am Manhartsberg im Lichte der Heimatkunde (1072–1947), o. O., o. J.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 432
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 101
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 142
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 145
- Christina Mochty, Marktgemeinde Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 689–710, 697 ff.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 112
- Walther Sohm, Heimatbuch Mühlbach am Manhartsberg. Mühlbach 1989
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 54
- Max Weltin, Probleme der mittelalterlichen Geschichte Niederösterreichs. Unter besonderer Berücksichtigung des Hollabrunner Bezirkes. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden, Hollabrunn 1993, 47–96, 95 f.