Hauptburgenname
Allentsteig
ID
2410
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
3804 Allentsteig, Kirchenplatz 13
KG
Allentsteig
OG/MG/SG
Allentsteig
VB
Zwettl
BMN34 rechts
0
BMN34 hoch
0
UTM 33N rechts
524101
UTM 33N hoch
5393898
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der B 303 (Horn–Schrems), 3 km westl. von Göpfritz an der Wild nach Allentsteig abzweigen. Parkplätze finden sich im Ortsbereich, in der Nähe der Burg bzw. der benachbarten Pfk. RAD: Der „Bandlkramerweg" führt in seinem Verlauf unmittelbar durch das Ortsgebiet von Allentsteig.
Geschichte
Die Siedlung „Tigia", ein urspr. Stammbesitz der Kuenringer, wird wahrscheinlich anlässlich der Pfarrerhebung 1132 erstmals erwähnt. Jener gleichzeitig genannte „Adalold", dem Patronatsrechte übergeben werden, kann als Begründer des Geschlechtes der Kaja-Kamegg(-Allentsteig) vermutet werden. Noch vor 1171 kommen in einer Zwettler Urk. mehrere genannte von „Tige“ vor. In der Folge sind die Mitglieder der offensichtlich weit verzweigten Fam. als Ministerialen des Landesfürsten anzutreffen. Zwischen 1257/89 taucht in Altenburger und Zwettler Urk. des Öfteren ein „Albero dictus Gerstner de Aloldstey“ auf. Nach den Hrn. v. Kaja erwerben im 14. Jh. die Hrn. v. Sonnberg den Großteil der Hft., verkaufen jedoch 1332 an Eberhard v. Wallsee. 1367–1380 ist die Hft. kurzfristig im Besitz der Kuenringer, anschließend im Besitz der Hrn. v. Maissau. 1409 ist der maissauische Lehensritter Hans Hager im Pfandbesitz der Hft. 1430 wird Allentsteig ldfl. und 1440 an die Hrn. v. Puchheim verliehen. 1486 ist die Burg von ungar. Truppen besetzt. Zwischen 1499/1515 wird die Fam. Hager mit den Gütern belehnt. 1577 gehört Allentsteig der Fam. Kuefstein. 1599 gelangt Allentsteig an Paris v. Sonderndorf. Während des Dreißigjährigen Krieges vorübergehend von kaisl. Truppen besetzt. 1629–1694 im Besitz der Frhn. v. Rappach. 1701–1804 im Besitz der Gfn. v. Falkenhayn. Ihnen folgt Frh. Leopold v. Haan und 1816 die Fam. Pereira-Arnstein. Nach 1884 gelangt der Besitz an den Prinzen v. u. z. Liechtenstein, 1918 an Baronin Maria v. Preuschen und 1930 an Frh. v. Lantz. 1939 übernimmt das Deutsche Reich die Güter, um einen Truppenübungsplatz zu errichten. Nach 1945 von russischen Truppen besetzt, wird das Schloss 1957 Sitz des Truppenübungsplatz-Kommandos und wird heute von der Bundesbaudirektion Wien verwaltet.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Das Burg-Schloss liegt auf einer erhöhten Terrasse im N des Stadtkernes von Allentsteig. Die Nachbarschaft zur Pfk. weist auf das Zentrum des ehem. kuenringischen Siedlungsaufschlusses. Die an den Steilabfall zum Thauabach vorgeschobene Anlage ist durch einen tiefen Halsgraben von der östl. situierten Siedlung und der Pfk. getrennt. Der Burghügel gestattete die Anlage einer durchschnittlich 30 x 37 m großen Burganlage, deren Bering nur gegen S stärker polygonal angelegt ist. Durch die Nutzung als Verwaltungsgebäude befindet sich der Bau in ausgezeichnetem Zustand, die stark restaurierten und nutzungsgerecht adaptierten Innenräume der 3-flügeligen, randständigen Verbauung bieten daher nur sehr oberflächliche Datierungsansätze. Nach den Untersuchungen A. Klaars hebt sich der etwas verwinkelt angelegte S-Trakt von den regelmäßigen N- und W-Trakten ab und wird deshalb als ehem. Palas angesprochen, wofür allerdings jeder Beweis fehlt. Die regelmäßigen Fensterachsen nz. Bauphasen werden nur im N von 2 vermauerten Lichtscharten und einem sma. Fenster, im S von einem weiteren got. Fenster unterbrochen, was auf ehem. entsprechende Innenbauten schließen lässt. An der SO-Ecke ist der heute 34 m hohe, ca. 8,30 m im Quadrat messende Bergfried eingebunden, der bis zu einer Höhe von ca. 27 m Originalsubstanz aufweist. Der heutige, vorkragende Abschluss entstammt einer Restaurierung des frühen 20. Jhs. Die gewaltige Mauerstärke im Erdgeschoß beträgt 3,05 m, bei einem nur 2,20 m weiten Innenraum. Die Mauerstärke und das im Inneren frei liegende Bruchsteinmauerwerk datieren den Bau nicht vor die M. d. 13. Jhs. Im 1. Obergeschoß liegt nördl. der urspr. Hocheinstieg, eine qualitätsvolle, quadergerahmte Öffnung in der Form früher Schulterbogenportale. Eine Abbruchkante im W des Turmes, nach der der Bering nach außen biegt, lässt mglw. ein höheres Alter der polygonalen Ringmauer vermuten, an die im 13. Jh. der kastellhafte Bereich Turm-Tormauer angebaut wurde. In der nördl. des Turmes anschließenden Tormauer liegt das sma. spitzbogige Tor mit Fallgitterfalz. Der rechteckige Hof wird von einem 3-gesch., „1576" bezeichneten Arkadenhof mit Flachbögen auf toskanischen Säulen 3-seitig umgeben. Als Zugang dienen eine Freitreppe am S-Trakt und das Stiegenhaus in der NO-Ecke des Hofes. Die Burg wurde mglw. bereits im späten Mittelalter mit einer umlaufenden, durch kleine Rundtürme und einen Torturm verstärkten Bastionärbefestigung umgeben, die in der 1. H. d. 16. Jhs. ausgebaut wurde und nördl. der Einfahrt ein den ehem. Torzwinger überbauendes Wirtschaftsgebäude erhielt. Im Erdgeschoß besitzt der Bau ein auf 6 Säulen ruhendes Kreuzgratgewölbe, feldseitig in mehreren Etagen z. T. bemerkenswerte, getrichterte Schießscharten für leichte Feuerwaffen. Der Wappenstein der Hager, bezeichnet „1544", datiert verm. diesen Ausbau. Einige romantisierende Bauelemente an Bergfried, Torturm und Dachbereich der Hochburg stammen aus dem frühen 20. Jh., Innenrestaurierungen fanden bereits E. d. 19. Jhs. statt. Westl. unterhalb der Burg liegt der ehem. ausgedehnte Meierhofbereich („Unteres Schloss"), der durch eine überdachte Stiegenanlage vom Zwinger der Hochburg zugänglich war. Teile des ehem. „Schlössels" gehen in das späte 15. Jh. und die 1. H. d. 16. Jhs. zurück, Ausbauten erfolgten im 17./18. Jh.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltenes Burg-Schloss, nicht öffentlich zugänglich
Touristische Infrastruktur
In der Burg ist das Kommando der Garnison Allentsteig eingerichtet. Eine Besichtigung der Innenräume ist in der Regel nicht möglich, lediglich von außen bieten sich mehrfach Blickpunkte.
Gasthäuser
GH Powisch in Dietmannsdorf-Wildhäuser.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 88 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 49 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 53 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 107
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 8 und 10
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 76 f.
- Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 238 f., Plan 1–3
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 57
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 221
- URL www.monasterium.net, Bestände Altenburg, OSB
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 338 f.
- Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 8 ff.
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 136 f.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 56 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 164
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 2
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 8 f.