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Hauptburgenname Altpölla
ID 2423
Objekt nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG Altpölla
OG/MG/SG Pölla
VB Zwettl
BMN34 rechts 686136
BMN34 hoch 387734
UTM 33N rechts 534343.56
UTM 33N hoch 5385811.03
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Bei Neupölla von der B 38 (Horn–Zwettl) nach Altpölla (ca. 3 km) abzweigen und bis zur Kirche am westl. Ortsrand fahren. Parkmöglichkeiten finden sich neben dem Pfarrhof und der Kirche. RAD: Der „Kamptalweg" führt östl. von Krumau am Kamp durch Altpölla.
Geschichte Die Gründung der Siedlung ist höchstwahrscheinlich bereits in das ausgehende 11., mglw. aber noch früher zu datieren. Die früheste gesicherte Nennung der Pfarre datiert in das Jahr 1135, vielleicht aber auch schon 1122. Die Lage der Siedlung an einer Straßenkreuzung des von Horn nach Zwettl führenden, 1139 erstmals genannten „Polansteiges" zeigt ihre einstige Bedeutung. Neben Gars und Krumau war der Pfarrort Altpölla wohl schon im 11. Jh. einer der babenbergischen Stützpunkte im Kampgebiet. Der Bestand einer Burg in Altpölla ist nicht gesichert, sondern wird nur durch Analogieschlüsse angenommen. Die rom. O-Turm-Kirche in erhöhter Lage im W des Ortes lässt Vergleiche mit anderen, frühen Siedlungsgründungen zu, wo die Einheit Kirche-Burg (zumindest schlüssiger) bewiesen werden kann, und wo der Pfarrhof aus dem ehem. Wehrbau hervorgegangen ist. Der westl. der Kirche situierte Pfarrhof lässt auch hier eine in spätere Umbauten aufgegangene Burganlage vermuten. Für das 12. bis 14. Jh. nimmt man einen Sitz ldfl. Dienstleute an. Doch erst 1381 wird ein „Hans v. Polan" urk. genannt, ebenso 1384 u. 1392. Ab 1297 sind die Maissauer Lehenshrn. der Hft.
Text G.R., K.Ki., T.K.
Lage/Baubeschreibung Am westl. Ende der Siedlung liegt in erhöhter Terrassenlage die Gebäudegruppe von Pfk. und Pfarrhof. Der heutige stattliche Pfarrhof, Altpölla Nr. 1, ist ein 3-seitiger, schlossartiger Bau des 16. und 17. Jhs., der im Laufe der Zeit wiederholt erneuert und adaptiert wurde. Heute dominiert der schmucklose, 2-gesch., 2-flügelige Haupttrakt an der N- und O-Seite. Trotz der vorwiegend barocken Umbauten zeigt der Bau noch bedingt wehrhaften Charakter. Der an der SO-Ecke eingegliederte Kastenbau weist sma. Merkmale auf. Bemerkenswert ist das stark rustizierte Portal mit Nebenpforte an der N-Seite des Haupttraktes aus dem 16. Jh. An der N-Seite finden sich noch Teile eines ehem. Grabens. Die unmittelbar östl., inmitten des Ortsfriedhofes situierte Kirche lässt im Kern den ehem. Baubestand einer rom. O-Turm-Kirche erkennen. Verschiedene Zubauten (S-Kapelle um 1300, Chorbau des 2. D. d. 14. Jhs., N-Schiff d. 14.–15. Jhs., S-Schiff bez. 1467) binden den urspr. Bestand in den heutigen, mehrgliedrigen Kirchenbau ein. Freiliegendes rom. Mauerwerk an der W-Seite und der nördl. Turmwand des Altbaues (hammerrechtes, horizontallagiges, kleinformatiges Bruchsteinmauerwerk) datiert in die Zeit vor 1150. Die Bautengruppe Kirche-Pfarrhof lässt in ihrer gegenseitigen, aber auch gegenüber der Siedlung exponierten Lage durchaus Parallelen mit anderen Orten erkennen, die den frühen Burgentypus Burg-Kirche zeigen. Der eigentliche Burgbau dieser Anlagen, die Literatur verwendet den geläufigen Begriff der „Burg-Kirchen-Anlage", ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nur als haus- oder turmartiger Sitz mit dementsprechender, auch die Kirche umfassender Umwallung zu rekonstruieren. Die Existenz einer derartigen Anlage, als Sitz eines niederen Adeligen, kann auch für Altpölla angenommen werden. Der Bau wäre folglich noch in der 1. H. d. 12. Jhs. zu datieren. Wie andernorts ist auch hier der Pfarrhof als örtlicher und traditioneller Nachfolger des Sitzes zu vermuten. Die allenfalls bestandene Burganlage ist durch die Überformung und Nutzung der Jahrhunderte als abgekommen zu bezeichnen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Außenbereiche und Kirche frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Der Pfarrhof ist nur von außen zu besichtigen, die benachbarte Kirche ist in der Regel für den Besuch geöffnet.
Gasthäuser GH Speneder in Altpölla, GH „Wegscheider Hof" in Wegscheid am Kamp.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 269 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 367 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 38 ff.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 80 f.
  • Helmut Feigl, Pfarrgeschichte. Entstehung der Pfarre Altpölla und ihre Entwicklung bis Ende des 13. Jahrhunderts. In: Friedrich B. Polleroß (Hg.), Geschichte der Pfarre Altpölla, Altpölla 1982, 23–36
  • Elga Lanc, Die mittelalterlichen Wandmalereien in Wien und Niederösterreich. Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs I, Wien 1983, 51
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 220
  • Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 160 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 60 f.
  • Gerhard Seebach, Mittelalterliche Architektur im Pfarrgebiet. 1. Abriß der Baugeschichte von Burg Schauenstein am Kamp; 2. Die Pfarrkirche Altpölla; 3. Die Wehranlagen von Wegscheid. In: Friedrich B. Polleroß (Hg.), Geschichte der Pfarre Altpölla, Altpölla 1982, 142–174, 154 ff.
  • Ralf Wittig, Ehemaliges Schloss von Moidrams. Renovierung 1991–1996. In: Südliches Waldviertel. Denkmalpflege in Niederösterreich 27, St. Pölten 2002, 45, 16 u. Anm. 53
  • Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen, Kapellen und Karner im Waldviertel, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 (=Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 22), St. Pölten 2000, 29 f.