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Hauptburgenname Anschau
ID 2429
Objekt Burgruine
KG Schönau-Amt
OG/MG/SG Traunstein
VB Zwettl
BMN34 rechts 657546
BMN34 hoch 368038
UTM 33N rechts 506114.78
UTM 33N hoch 5365629.06
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Ottenschlag, das entweder über die B 36 von Pöggstall oder die B 217 von Spitz an der Donau zu erreichen ist, gelangt man in westl. Richtung nach Traunstein. Von der nach Schönbach führenden Straße zweigt nach 2 km die Zufahrt nach Anschau ab, wo hinter den Häusern der bewaldete Burgberg aufragt. Parkmöglichkeiten finden sich am Fuß des Burgberges. Der Zugang ist nur über unbeschilderte Steige möglich.
Geschichte Die Burg „Aneschowe" wird 1209 erstmals erwähnt. 1209–1279 ist sie im Besitz der Ministerialen v. Anschau, eines mit den Starhembergern verwandten Geschlechtes. 1287 erscheint sie im Besitz des Konrad v. Sommerau. Beim Adelsaufstand E. d. 13. Jhs. wird die Burg zerstört und angeblich nicht mehr aufgebaut. Doch 1371 wird das Gut Anschau mit Traunstein im Zuge einer Herrschaftsteilung der Hrn. v. Dachsberg genannt. Nach Weltin (NÖUB Vorausband) könnte Anschau schon knapp nach 1320 in die Hand Wernhards v. Dachsberg gekommen sein, der im Raum zwischen Traunstein, Schönbach, Rappottenstein und Arbesbach bis 1380 herrschaftsbildend auftritt. 1624 wird noch einmal vom „Burgstall Antschau" berichtet.
Text G.R., T.K., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 2,5 km westnordwestl. von Traunstein, auf dem überwaldeten, frei stehenden, 860 m hohen „Hausberg", der unmittelbar westl. des Weilers Anschau markant empor ragt. Der Burgberg weist für die Region charakteristische Granitformationen auf, die derart gestaltete Topographie bestimmte das bauliche Gefüge der Burganlage. Die Felsformationen sind tlw. in eine ungewöhnliche, heute nicht mehr vollständig rekonstruierbare Zugangssituation integriert. Örtlich sind Ausstemmungen festzustellen, eventuell für Brückenauflager. Das Gelände bot Raum für eine durchaus beachtliche Burganlage, die eine fast ovale Fläche von 50 x 40 m bedeckt. Der starke Verfall und die offenbar vom Gelände erzwungene, z. T. ungewöhnliche Gliederung erschweren eine sichere Rekonstruktion, doch sind Indizien für mehrere Bauphasen vorhanden. Der urspr. Bering, der örtlich 1,10 m stark ist, verlief polygonal abgewinkelt. An der W-Seite, wo der Zugang vermutet wird, war er durch 2 turmartige, flankierende Elemente verstärkt. An der S-Seite zeichnet sich innerhalb einer größeren, etwas tiefer gelegenen Hoffläche ein etwa rechteckiges, randständiges Gebäude von 16 x 9 m ab. An der N-Seite, wo sich das Gelände stark abtreppt, finden sich komplexe und wohl mehrphasige bauliche Strukturen, die von in den Hang gestellten Gebäuden oder einem mehrteiligen Zwinger stammen. Bis auf Reste einer konischen Scharte in diesem Bereich sind keine architektonischen Details sichtbar. Höhere Mauerreste mit aussagekräftigen Mauerstrukturen sind nur an der W-Seite vorhanden. Sie zeigen ein Bruchsteinmauerwerk aus anstehendem Granit, wobei trotz des wenig geeigneten Gesteins Einzellagen angestrebt wurden und die Mauerfüllung vielfach Opus spicatum-artigen Versatz zeigt. Eine Datierung in die Zeit der ersten Nennung, nach 1200 bzw. in das frühe 13. Jh. liegt nahe. Keramikfunde an den Abfällen des Burgplateaus datieren ebenfalls in das 13. Jh.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Der Besuch der stark verfallenen Burgruine ist nur für den burgenkundlich Interessierten lohnend. Das Gelände ist frei zugänglich, erfordert aber wegen der Steilabstürze Trittsicherheit und Vorsicht.
Gasthäuser GH Seidl in Pretrobruck, GH „Zur Post" in Schönbach, GH Lang in Traunstein.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 85
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 387 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 526 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 43
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 29/1990, 279
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 82
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 77 f., 213
  • Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 221
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 61 ff.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 115
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 70
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 165
  • Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 7
Anschau. Ansicht des Burgberges von S (2007) - © Thomas Kühtreiber
Anschau. Ansicht des Burgberges von S (2007)
© Thomas Kühtreiber
Anschau. Ansicht des Burgberges von O (2007) - © Thomas Kühtreiber
Anschau. Ansicht des Burgberges von O (2007)
© Thomas Kühtreiber
Anschau. Mauerwerk der SW-Ecke des Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Anschau. Mauerwerk der SW-Ecke des Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Anschau. Bauphasenplan (2007) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Anschau. Bauphasenplan (2007)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht