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Hauptburgenname Arbesbach
ID 2431
Objekt Burgruine
Adresse 3925 Arbesbach, Schlossberg 59
KG Arbesbach
OG/MG/SG Arbesbach
VB Zwettl
BMN34 rechts 648644
BMN34 hoch 373824
UTM 33N rechts 497118.01
UTM 33N hoch 5371256.17
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: An der Kreuzung der B 124 und B 119 liegt der Markt Arbesbach. Nahe der östl. Ortsausfahrt der Beschilderung „Zur Ruine“ folgen. Großer Parkplatz am Fuß des Burghügels, von hier ca. 5 Min. Fußweg. RAD: In Rappottenstein vom „Waldviertelweg" abzweigen, etwa 12 km (B 124) nach Arbesbach. Kurvenreiche Straße mit wechselnden Neigungsverhältnissen.
Geschichte Der Ort wird erstmals 1246 genannt und ist urspr. Besitz der Kuenringer Linie von Weitra-Rappottenstein. 1282 gelangt die Hft. an die Hrn. v. Falkenberg, 1291 an Ulrich v. Kapelln. Im 14. Jh. wird Arbesbach als freies Eigen erwähnt. 1326–1348 Besitz der Hrn. v. Klingenberg, die 1347 „di vest und daz haus ze Arybatzbach“ an Weikart und Katharina v. Winkl versetzen. Ab 1348 ist Arbesbach in Besitz der Hrn. v. Dachsberg und ab 1423 der Hrn. v. Starhemberg. 1480 wird die Burg durch eine böhm. Streifschar zerstört und nicht mehr aufgebaut. 1600 gelangt das Gut an die Hrn. v. Tschernembl, 1604 an Georg Fenzl v. Grueb und bereits 1605 an Georg Kaspar v. Neuhaus. Ab 1614 im Besitz der Hrn. v. Hackelberg, 1675–1862 im Besitz der Gfn. Dietrichstein. Danach folgen die Herberstein, Geusau, Frhn. Holtz und ab 1877 die Fam. Altzinger, die noch heute im Besitz des Gutes ist und einen Teil der Burganlage bewohnt.
Text G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Die weithin sichtbare Burgruine liegt auf einem durch Granitformationen geprägten Felshügel im SW des Marktes. Im Zentrum des Burggeländes ragt ein mächtiger, gegliederter Granitturm auf, der den einstigen Kernbau der Anlage trägt. In den Restbestand dieses Turmes wurde 1884 vom Österr. Touristenklub die „Alexanderwarte" eingebaut, die über z. T. kühn angelegte Holzkonstruktionen erschlossen wird. Die regelmäßig instand gehaltene Warte beeinträchtigt allerdings das Erscheinungsbild jener Burgseite. Die urspr. beachtliche Größe des Turmes sowie der Abtritterker an der W-Seite weisen den Bau nicht als Bergfried aus, sondern durch das Fehlen entsprechender Gebäude vielmehr als Hauptwohnbau der Burg. Die erhaltenen Teile mit Mauerstärken bis zu 2,40 m erreichen ab dem Fundament der Warte heute noch eine Höhe von ca. 18 m und lassen einen 4-gesch., 5-eckig-polygonalen Bau mit ca. 11 x 17 m Gesamtausdehnung rekonstruieren. Zur Belichtung dienten Lichtscharten, allfällige größere Fensteröffnungen können mit den abgestürzten Mauerteilen verloren gegangen sein. Im obersten Geschoß sind die Reste einer in die Mauerschale eingefügten Stiegenanlage erhalten. Nahe der heutigen Mauerkrone läuft eine Reihe Kragsteine um den Turm, die ein weiteres, ehem. auskragendes, hölzernes Geschoß vermuten lassen. Das Mauerwerk und die Detailformen datieren den Turm in die 2. H. d. 13. Jhs., kaum in die Zeit vor 1250. Im NW befinden sich die Reste eines an den Turmfelsen gelehnten, dünnwandigen Gebäudes oder Beringteiles, dessen Mauerstruktur Verwandtschaft zu der des Turmes zeigt und eine Errichtung vor 1300, gleichzeitig mit dem Turm oder in einer Folgebauphase, möglich erscheinen lässt. Ein östl. situiertes, 3-gesch. Gebäude wurde in jüngerer Zeit durch den Besitzer in ein Privatwohnhaus umgestaltet und bietet wegen der starken Überformung kaum Datierungsansätze, wird aber einer sma. Bauphase zuzuweisen sein. Im S liegt eine keilförmig vorgeschobene Erweiterung des späten Mittelalters mit zugbrückenbewehrtem Fahrtor, Nebenpforte und einer Reihe von Schießscharten für Feuerwaffen. Das ausgeprägte Netzmauerwerk lässt sich gut in die Zeit vor der Zerstörung, in die 2. H. d. 15. Jhs. datieren. Dieser Bauteil setzt jedoch an ein offensichtlich älteres Mauerstück an, das in polygonalem Verlauf den bewohnten Bauteil mit dem Fels verbindet und nach der Mauerstruktur dem 14. Jh. zugewiesen werden kann. Der gesamte Burghügel ist mit noch erkennbaren, weiteren Befestigungsresten (Bering, Wall, Graben) umschlossen. Sie beziehen die z. T. vorhandenen Felsformationen ein, sind besonders im W gut erkennbar und bilden im S der Toranlage einen Graben mit gemauerter Konterescarpe aus. Die Lage des Turmes auf der Granitformation kann für den österr. Raum als einzigartig bezeichnet werden.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. gepflegte, frei zugängliche Ruinenanlage.
Touristische Infrastruktur Tlw. gepflegter und durch Holztreppen erschlossener, infolge der Felsgestaltung eindrucksvoller Ruinenbereich. Mit Ausnahme des Turmes ist die Anlage ganzjährig frei zugänglich. Der Schlüssel zur Aussichtswarte im Bergfried kann im Ort, in der Bäckerei Huber, Kuenringerstr. Nr. 27, gegen eine geringe Gebühr ausgeliehen werden. Bei klarem Wetter bietet sich vom Plateau eine hervorragende 360°-Rundsicht.
Gasthäuser GH Höfinger in Arbesbach, GH Kerschbaummayer in Arbesbach, GH Seidl in Pretrobruck.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 22 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 60 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 66 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 108
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 46 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 82 f.
  • Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 28 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 82
  • Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 216 f.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 64 ff.
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 69 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 165 f.
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 136
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 4
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 14 f.
Arbesbach. Ansicht von S (2002) - © Karin Kühtreiber
Arbesbach. Ansicht von S (2002)
© Karin Kühtreiber
Arbesbach. Ansicht des Turmes von SW (2008) - © Gerhard Reichhalter
Arbesbach. Ansicht des Turmes von SW (2008)
© Gerhard Reichhalter
Arbesbach. Ansicht von Vorburg und Turm von SW (1999) - © Thomas Zoder
Arbesbach. Ansicht von Vorburg und Turm von SW (1999)
© Thomas Zoder
Arbesbach. Außenansicht des Tores der Vorburg (2008) - © Gerhard Reichhalter
Arbesbach. Außenansicht des Tores der Vorburg (2008)
© Gerhard Reichhalter
Arbesbach. Außenansicht des Tores der Vorburg (2002) - © Thomas Kühtreiber
Arbesbach. Außenansicht des Tores der Vorburg (2002)
© Thomas Kühtreiber
Arbesbach. Bauphasenplan (2007) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Arbesbach. Bauphasenplan (2007)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht