Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Kleinwetzdorf
ID 2448
weitere Burgennamen Wetzdorf
Objekt Schloss
KG Kleinwetzdorf
OG/MG/SG Heldenberg
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 721800
BMN34 hoch 373440
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die Horner Bundesstrasse (B 4) erreicht man das unmittelbar neben der Strasse gelegene Schloss. An der Ortsdurchfahrt zum "Heldenberg" (beschildert) abzweigen. RAD: Der "Heldenbergweg" verfügt über eine kurze Abzweigung, die unmittelbar zum Schloss und zum Heldenberg führt. In Kleinwetzdorf beginnt auch der "Schmidatalweg".
Geschichte Wie schon bei Großwetzdorf dargestellt, finden sich erst für das späte Mittelalter gesicherte Daten zur Herrschaftsgeschichte. Erst 1380 erfolgt die namentliche Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinwetzdorf. "Wenzel der Span" besitzt als landesfürstliches Lehen einen mit Zehentrechten ausgestatteten Hof in Kleinwetzdorf sowie das Dorf selbst. Albrecht V. belehnt 1434 Stephan Missingdorfer mit Kleinwetzdorf. Der Hof ist um 1450 im Besitz des Jörg Hager nachweisbar. 1505 wird Wolfgang Kallenperger, landesfürstlicher Pfleger auf Kahlenberg, mit Kleinwetzdorf belehnt. 1527 folgt Lorenz Radlbrunner und um 1580 Andreas Rächwein, der um 1590/91 schließlich als alleiniger Inhaber des Dorfes genannt ist. 1605 erwirbt Sebastian Hager die Hft. Wetzdorf, deren Zentrum sich in Kleinwetzdorf bildet. Nachdem dem protestantischen Hager der Besitz konfisziert wird, kommt er 1622 an "Maximilian Berchthold zum Sachsengang": Diesem ebenfalls entzogen wird Kleinwetzdorf 1633 an Wolff Sigmund v. Prösing verliehen, dem es gelingt, die Schulden seiner Vorgänger zu bezahlen und die Herrschaft aus dem Lehensverhältnis zu befreien. Die Enkelgeneration verliert die Herrschaft durch Verschuldung, 1712/14 kommt der Besitz an Hzgn. Maria Margarethe Sophia v. Schleswig-Holstein. Die Hft. erlebt unter Hzg. Leopold eine Blütezeit, während dieser auch das Schloss ausgebaut wird. Nach dessen Tod tritt jedoch ein rascher Besitzwechsel ein, 1785 folgt Gf. Kollowrath, 1807 Barbara Gfn. O´Reilly, Gf. Wallis und 1830 Carl Czikann. 1832 kommt der Besitz an den Fabrikanten und Heereslieferanten Joseph Gottfried Pargfrieder, der das Schloss in die heutige Form bringt und den berühmten "Heldenberg" als Gedenkstätte für die Österreichische Armee errichtet. 1867 gelangt der Besitz an Baron Drasche, 1884 schließlich an die Fam. Fichtl, die noch heute Grundeigentümer ist.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt im S des Dorfes Kleinwetzdorf. Zwischen der B 4 und der bereits am Hang angelegten Franz-Josefs-Bahn liegt ein etwa 200 m breites Areal mit dem Schloss, Teilen der ehem. Schlossgärten und den Wirtschaftseinheiten. Westl. der Bahn erstreckt sich das Areal des ehem. Landschaftsparks mit der ehem. Allee zum Heldenberg. Diese Gedenkstätte liegt etwa 750 m südwestl. des Schlosses auf der Kote 270, ist heute jedoch nicht mehr über den historischen Zugang, sondern über eine neu angelegte Zufahrtsstraße zu erreichen. Das Schloss ist eine um 3 Höfe angelegte, 2-gesch. Anlage, deren Hauptachse NO-SW ausgerichtet ist. Der Bau geht auf ein aus dem 16./17. Jh. stammendes Schloss zurück, das zwischen 1720/30 barock umgestaltet wurde und schließlich zwischen 1833/41 einen klassizistischen Umbau erhielt. Der mittelalterliche Sitz, auf den das Schloss gründet, ist nicht mehr nachweisbar. Der Bau wendet seine von 1720/30 sowie 1833/41 stammende Schaufront mit vorspringendem Gartenparterre und betonenden Mittel- und Seitenrisaliten gegen NO. Die reichen Detailformen erscheinen zeittypisch und entstammen den beiden Hauptbauphasen. Mit Ausnahme der südöstl. angelegten, den nordöstl. Hof erschließenden Zugangssituation mit dekorativem Torrisalit zeigen sich die übrigen Fronten relativ nüchtern. Der nordöstl. Hof besitzt an 3 Seiten doppelgeschoßige Arkadengänge der Barockzeit, die im frühen 19. Jh. adaptiert und verglast wurden. Der NO-Trakt zeigt sich mit reicherer Gestaltung, die sich auch der beiden (turmartigen) Treppen- bzw. Erschließungsbauten in den Ecken bedient. Eine kreuzgratgewölbte Durchfahrt erschließt den südwestl. anschließenden mittleren Hof. An der NW- und SO-Seite laufen 2-gesch., in ihrer heutigen Form ebenfalls aus dem frühen 19. Jh. stammende Arkadengänge. Eine weitere Durchfahrt führt in den 3. Hof, der nur noch im NW, SO und tlw. im SW von Trakten umgeben ist. Der SO-Trakt zeigt Reste der ehem. Ortsteinquaderung des 16./17. Jhs., der SW-Trakt ist ein 1-gesch. Wirtschaftstrakt, von dem der Zugang zum Parkareal ausgeht. Die 1726/28 errichtete Schlosskapelle springt betonend aus dem Zentrum des NW-Traktes hervor. Im Inneren finden sich im Erdgeschoß z. T. noch Kreuzgrat- bzw. Stichkappengewölbe vom urspr. Bau, die im Zentrum des Haupttraktes angelegte Sala Terrena besitzt mit weiteren Räumen bereits barocke, z. T. stukkierte Gewölbekonstruktionen. Mit Ausnahme der Arkadengänge zeigen die Räume des Obergeschosses Flachdecken mit Stuck- bzw. Malereidekor, die gemeinsam mit der Ausstattung aus den beiden Hauptbauphasen stammen. Das Schloss ist innerhalb der ausgedehnten Parkanlagen von den ehem. Wirtschaftseinheiten umgeben. Das Haus Kleinwetzdorf Nr. 2 im S des Schlosses ist das um 1800 errichtete Forsthaus, um 1840 entstand der anschließende Schüttkasten. Nordwestl. entstand ebenfalls um 1840 der Meierhof. Unmittelbar nordöstl. und südwestl. des Schlosses finden sich die Reste der barocken Gartenanlagen mit entsprechender figuraler und architektonischer Ausstattung der 1. H. d. 18. Jhs. Nordwestl. liegt innerhalb einer Umfassungsmauer mit dem "Kleinen Löwentor" der "Englische Garten" mit gewundenen Weganlagen und zahlreichen Gartenarchitekturen. Dazu gehört auch der im W des Geländes, unmittelbar unterhalb der Bahnlinie aufgeschüttete Erdhügel. Südwestl. des Schlosses, heute durch die Bahntrasse abgeschnitten, erstreckt sich der ehem. Landschaftspark, der eine umfassende architektonische Ausstattung, wie mehrere Salons, das "Teehaus" oder das bereits ruinöse "Treibhaus" aufweist. Gemeinsam mit der figuralen Ausstattung stammen diese Anlagen aus der Zeit zwischen 1830/50. Die bergwärtigen Teile des Areals sind heute bereits stark verwildert, ein in Resten erhaltener Weg führte in gerader Linie vom Schloss zum Heldenberg. Dieser wurde von Joseph Pargfrieder als Gedenkstätte für die Österreichischen Armeen und ihre Feldherren 1849 errichtet. Zentraler Blickpunkt des von zahlreichen Standfiguren und Büsten aus Eisen- bzw. Zinkguss versehenen Geländes ist das sog. "Invalidenhaus" mit dem Mausoleum Radetzkys und Wimpffens und der Grabstätte Pargfrieders. Westl. davon liegt der "Kaisergarten", eine geometrische Alleenanlage mit Kaiser- und Heldenbüsten.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, bewohnte Schlossanlage mit kleinem Museum.
Touristische Infrastruktur Schloss Kleinwetzdorf bzw. das Schlossmuseum sind im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Öffnungszeiten: Sa, So, Fei 14, 15, 16 Uhr, weitere Termine sind nach Voranmeldung möglich. Die Radetzky-Gedenkstätte ist Di–So 10–17 Uhr geöffnet.
Gasthäuser GH "Zur Alten Schmiede" in Maissau, GH "Zur Weintraube" in Maissau, Schlosstaverne.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 197 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 525 ff.
  • Marianne Gastgeb, Heimatbuch Wetzdorf. Heldenberg – Schloß Wetzdorf, o. O., o. J., 13–14, 59–82, 119–148
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 353 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 70 f., 97
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 44
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 144
  • Willibald Rosner, Gemeinde Heldenberg. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 666–688, 669 ff., 687
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 95
  • Sylvia Vocelka-Zeidler, Schloß Wetzdorf (Herrschaftsgeschichte von Andreas Kusternig). Glaubendorf o. J.