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Hauptburgenname Peigarten
ID 2457
Objekt nicht lokalisierter Sitz
KG Peigarten
OG/MG/SG Pernersdorf
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 728450
BMN34 hoch 396519
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die Geschichte des Ortes beginnt mit der Nennung von 1141, als Bf. Reginbert v. Passau der Kirche von Groß, die zur Pfarrkirche geweiht wird, Zehente schenkt. Diese stammen von einem Gut eines Dietmar in Peigarten. Genannter Dietmar ist vermutlich mit dem Ministerialen des Passauer Bfs. Dietmar v. Gnadendorf zu identifizieren, der zwischen 1140 und 1160 mehrfach in Urkunden auftritt. Erst 1353 sind wieder herrschaftliche Strukturen nachweisbar, als ein Mitglied einer hier sesshaften Kleinadelsfamilie, Jans der Peigartner, örtlichen Besitz verkauft. Die "Peigartner" sind vermutlich im späten Mittelalter in den Bauernstand abgesunken. Zum Wiederaufbau der von den Hussiten 1425 zerstörten Kirche von Pernersdorf soll 1450 angeblich das Material des zerstörten Sitzes von Peigarten verwendet worden sein. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit zeigt sich der Besitz in Peigarten stark zersplittert, begütert sind mehrere Adelsfamilien sowie kirchliche Grundherren. Ein Sitz besteht zu dieser Zeit nicht mehr. Das Bereitungsbuch von 1590/91 weist die Hft. Fronsburg mit der Ortsobrigkeit aus.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Dorf Peigarten liegt 2,5 km östl. von Pernersdorf im Pulkautal. Die Lage des Sitzes der kleinadeligen Familie der Peigartner ist heute nicht bekannt. Der etwa 2,3 km südl. des Ortes gelegene "Schlozberg" (s. d.) ist wegen der großen geographischen Entfernung kaum in Erwägung zu ziehen. Auf hochmittelalterliche Herrschafts- bzw. Seelsorgestrukturen geht wohl die Filialkirche St. Radegund zurück, die etwa 0,5 km nordwestl. der Ortskapelle auf einer Geländeterrasse am orographisch linken und daher gegenüberliegenden Ufer der Pulkau situiert ist. Die Kirche ist eine kleine rom. Chorquadratkirche mit spätmittelalterlichem N-Turm im Chorzwickel und geringen neuzeitlichen Zubauten. Der Primärbau des Hochmittelalters ist aufgrund seines seit 1955 vollkommen freigelegten Mauerwerks zu erkennen, das nur örtlich durch neuzeitliche Öffnungen "gestört" ist. Das Mauerwerk besteht aus hammerrechten, fast quadermäßig bearbeiteten Sandsteinen unterschiedlicher Größe, die eine von starkem strukturellen Wechsel geprägte Mauerstruktur entstehen ließen. Mehrere Lagen von Kleinquadern wechseln dabei mit eingeschobenen Lagen von Großquadern, die besonders in der Sockelzone große Dimensionen erreichen und in den höheren Zonen oft hochgestellt wurden. Örtliche Lagerfugensprünge und Korrekturen mit kleinen bzw. plattigen Steinen mussten demenstprechend eingesetzt werden. Der Eckverband besteht aus großen, aus hochgestellten Platten gebildeten Orthostaten, die mitunter mehrere Lagen aus Kleinquadern zusammenfassen. Bemerkenswert ist das rundbogige S-Portal mit durchlaufenden Seitenpfosten und kleinteiligem Keilsteinbogen. Schmale Rundbogenfenster mit monolithischen Stürzen belichteten den Bau, jene des Chores fallen durch ihre dezentrale Anordnung, ihre erstaunlich geringen Dimensionen und ihre handwerkliche Ausführung auf. An dem derart gekennzeichneten Bau sind, besonders in höheren Zonen und im Umfeld mehrerer sekundärer Öffnungen, Bereiche aus kleinteiligem, lagigen Bruchsteinmaterial hervorzuheben, das partiell "opus spicatum"-Einschübe ausbildet. Hier liegt eine sekundäre, jedoch noch hochmittelalterliche Adaptierung vor, bei der auch ein Rest einer älteren Bauplastik(?), wohl ein Löwe, an der Traufzone in die NO-Ecke des Chores eingemauert wurde (ein südöstl. Pendant ist bis auf geringe Reste zerstört). Da das Mauerwerk jener "Phase 2" partiell, so an der N-Seite, bis in mittlere Zonen reicht, ist die Hypothese eines mglw. zerstörungsbedingten Wiederaufbaues gerechtfertigt. Das Innere zeigt sich weitgehend von der Barockisierung des 17. Jhs. überformt und modern restauriert. Dabei wurden die geringen Reste spätmittelalterlicher Wandmalereien sichtbar belassen. Die das Schiff belichtenden rom. Fensteröffnung der S-Seite besitzen Reste der ehem. Polychromierung. Auf einen got. Umbau weisen das konsollose Kreuzrippengewölbe des Chores aus dem frühen 15. Jh., sowie einige, offensichtlich jüngere und z. T. wieder zugesetzte Fensteröffnungen. Anlässlich einer Restaurierung 1994 wurde das Innere archäologisch untersucht, dabei wurde unter einer hochmittelalterlichen, angeblich primären Estrichschicht eine 1217 datierte Münze gefunden, nach welcher der gesamte Bau in das 1. V. d. 13. Jhs. datiert wurde. Dieser Datierung widerspricht allerdings der Mauerwerksbefund, der eine Zeitstellung im 12. Jh., mglw. in der Zeit der ersten urk. Nennung, nahe legt. Mit dem archäologischen Befund korrespondiert allerdings der aus dem Mauerwerksbefund gut ablesbare und in das frühe 13. Jh. datierbare Umbau der Kirche.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Ernst Bezemek, Marktgemeinde Pernersdorf. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 794–804, 794 ff., 800
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 312 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 859 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 81
  • Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 395
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 33/1994, 426
Peigarten. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Peigarten. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht