Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Höflein
ID 25
weitere Burgennamen Althöflein, Kapellenberg, Kellerberg
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Althöflein
OG/MG/SG Großkrut
VB Mistelbach
BMN34 rechts 780477
BMN34 hoch 388779
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Die B 7 (Wien – Drasenhofen) bei Wilfersdorf verlassen und über die B 47 nach Großkrut fahren, von hier noch ca. 2 km westl. nach Althöflein abzweigen. Die Zufahrt zum "Kapellenberg" ist im Zuge der Ortsdurchfahrt beschildert. RAD: Der "Steinbergweg" führt unmittelbar durch Althöflein, der lokale "4-Gemeinden-Radweg" führt direkt am Hausberg vorüber.
Geschichte Zwischen 1196 und 1216 erscheint "Pertholdus de Hovelin" mehrfach als Zeuge in Urkunden. Die Burg ist Lehen der Hft. Orth und im Lehensbesitz der Edelfreien v. Lengenbach. Diesen folgen 1236 die Gfn. v. Schaunberg und ab 1374 die Habsburger. 1380 nennt das Lehensbuch Albrechts III. die "Veste" und das Blutgericht zu Höflein, welche an Niclas v. Aychorns verliehen werden. Anlässlich einer Bestätigung durch Albrecht IV. wird die "Veste Höflein beim Behemischen Krut" genannt. Ab 1464 sind die Fronauer, um 1491 die Eitzinger Lehensbesitzer. Nach Büttner gelangt Höflein A. d. 16. Jhs. an die Gfn. v. Hardegg. Nach Winter kommt der Besitz wohl als Afterlehen 1570 von den Fronauern an Hans Haugwitz v. Reschwitz, da 1585 Gf. Bernhard v. Hardegg als Lehensherr auftritt. Die wohl nur noch für Grundbesitz relevante Besitzerreihe nennt 1590 Casper v. Pette, 1603 Heinrich Adler v. Adlerstetten (Adlersthern) sowie 1627 Barbara Gfn. Montecuccoli, Winter nennt zwischen 1622 und 1653 jedoch Rudolf v. Teufenbach als Eigentümer. 1681 folgt das Spital in Zistersdorf, 1781 Franz v. Hoch, 1788 Josef Anton v. Parsch, 1808 Franz de Paul Gf. Cohary und 1826 das Haus Sachsen-Coburg-Gotha.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Althöflein liegt 1,8 km ostsüdöstl. von Großkrut in der Niederung des Poybaches. Die gut erhaltene Hausberganlage, auch als "Kapellenberg" bezeichnet, liegt am südöstl. Ortsrand auf einer mäßig erhöhten, von NO gegen die Siedlung ziehenden Geländezunge. Die am Kernwerk situierte Georgs-Kapelle ist auf der ÖK 50/Blatt 25 mit der Höhenkote 194 ausgewiesen. Die erhaltenen Teile des ehem. Sitzes bilden heute das Zentrum eines etwas erhöht über der Siedlung gelegenen Kellerviertels. Im Wesentlichen bestand die Anlage aus einem kegelstumpfförmigen Kernwerk und 2 umlaufenden Wallringen. Schad´n gibt den Durchmesser des Kernwerkplateaus mit 24,5–28,5 m an, die Höhe beträgt zwischen 4,5 und 6 m. Am S-Rand des an den Böschungen tlw. von Bäumen und Büschen bewachsenen Hügels liegt die dem Hl. Georg geweihte Filialkirche. Der tlw. erhaltene innere Wallring besaß einen Gesamtdurchmesser von rund 100 m, erhaltene Teile erreichen nach Schad´n eine Höhe bis zu 4,5 m. Bezüglich des Erhaltungszustandes ist seine Beschreibung noch gültig. So sind ungestörte Teile an der NW-, W- und S-Seite erhalten, durch offenbar jüngere Veränderungen entstand jedoch im SW eine größere Lücke. Im N ist nur noch die innere Böschung erhalten, im O wurde der Wall bereits frühzeitig abgetragen. Auf dieser größeren Verebnung steht heute der "Kulturstadel". In die Böschungen des Kernwerks und des Walles sind zahlreiche Keller älterer und jüngerer Entstehungszeit eingebaut, der Graben bildet heute eine reizvolle Kellergasse. Der äußere Wallring, mit dem die Anlage einen Durchmesser von rund 140 m erreichte, ist nur noch anhand geringer Reste im W und der ehem. inneren Böschung im O erkennbar bzw. nachvollziehbar. Auch diese peripheren Teile sind stark durch die Bebauungen und die Wegführungen des Kellerviertels geprägt. Gegen NO schloss völlig ebenes Vorgelände an, zur südwestl. situierten Siedlung war die Burg terrainbedingt erhöht. Die bauliche Struktur der Kapelle gibt berechtigten Anlass, hier adaptierte Bauteile der ehem. "Veste" zu vermuten. Das Kirchenschiff ist ein fast quadratischer, zwischen 9,35 und 10,12 m großer, durch die Höhe von ca. 9,50 m stark kubischer Bau, der in der Barockzeit um 1700 durch einen schlanken, östl. angestellten Turm erweitert wurde. Die Mauerstärke von genau 2 m lässt einen turmartigen Bau erkennen, der offenbar noch im Bestandszeitraum des Sitzes (nach Dehio im 14. Jh.) zur Kapelle umgebaut wurde, bzw. einen entsprechenden Einbau mit Kreuzrippengewölbe erhielt. Die starke Restaurierung entzieht den Bau einer Mauerwerksanalyse und letztlich einer Datierung, lediglich an den Ecken ist die exakte Ortsteinquaderung erkennbar. Eine quadergerahmte Rundbogentüre mit äußerer Blendnische an der N-Seite wirkt "romanisch", das Schulterbogenportal an der W-Seite datiert in das Spätmittelalter. Tlw. in den Mauerstärken angelegte Treppenanlagen erinnern an hochmittelalterliche Lösungen bei Turmbauten, insbesonders jene Treppe, die vom Emporenniveau in den Dachraum führt. Ein nach Dehio vermuteter, auf der breiten Mauerkrone laufender und durch beiderseitige Mauern geschlossener "Wehrgang" ist durch die noch zu geringe Höhenlage abzulehnen. Auch der Bereich der stark verjüngten Mauerkrone wirkt nicht mehr ursprünglich, das hier sichtbare Bruchsteinmauerwerk wird wohl mit spätmittelalterlichen Baumaßnahmen in Zusammenhang stehen. Die tlw. die Seitenwände bildenden Ziergiebel sind sichtlich neuzeitlichen (barocken) Ursprungs. Bereits die große Mauerstärke des Gebäudes lässt auf eine ehem. wesentlich größere Höhe schließen. Dass es zumindest kurzzeitig auch einen Friedhof bei der Kapelle gab, dafür spricht der Befund einer Bestattung, welche durch Erosionsprozesse mit Teilen der Decke in das Erdstallsystem gestürzt war. Eine weitere Besonderheit überregionaler Bedeutung sind die ausgedehnten Erdstallanlagen im Kernwerk des Hausberges. Mit einer Gesamtlänge von rund 270 m gehören sie zu den größten derartigen Anlagen Mitteleuropas. Das künstliche Höhlensystem, das eine Reihe bemerkenswerter, in ihrer Funktion und Entstehung noch tlw. ungeklärter Details besitzt, ist bis heute Objekt entsprechender Forschungen. Die Bezeichnung "Awarenhöhlen" entstammt touristischen Überlegungen und ist nicht als Datierung zu sehen. Eine eingeritzte Jahreszahl nennt das Jahr "1661" als terminus ante quem, doch ist ein Ursprung der wohl kontinuierlich erweiterten Anlagen im Mittelalter anzunehmen. Während der überwiegende Teil des Systems durch den Erhaltungszustand für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, kann ein als Schauanlage adaptierter Teil gefahrlos besichtigt werden. Der Zugang dazu erfolgt vom im N des Kernwerks eingebauten Weinkeller des Hrn. Bauer. Die regionaltypische, hier jedoch besonders reizvolle Kombination von Hausberg und Kellerviertel bildet den Rahmen eines von einer Gruppe von Gemeindebewohnern geschaffenen Kulturkonzeptes, wofür der am Fuß des Hausberges gelegene "Kulturstadel" renoviert und mit der nötigen Infrastruktur für Veranstaltungen und Ausstellungen versehen wurde.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene Hausberganlage, in Kellergassen integriert. Frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten am Fuß des Hausberges. Die Substruktionen des Hausberges mit der im Kern mittelalterlichen Georgskapelle sind heute Teil eines ansprechenden, gepflegten Kellerviertels. Das Gelände ist ganzjährig frei zugänglich. Im "Kulturstadel" am Fuß des Hausberges finden regelmäßig Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt, im kleinen Museum "Das Preßhaus" werden Dioramen regionaler historischer Ereignisse gezeigt. Der zur allgemeinen Begehung eingerichtete Teil der Erdstallanlagen sowie die Georgskapelle sind – auch für Gruppen – bei entsprechender Voranmeldung bei Hrn. Bauer zu besichtigen. Die während der Saison vorgesehenen fixen Besichtigungstermine sind ggf. bei der MG Großkrut zu erfragen.
Gasthäuser GH Schweng in Großkrut.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 153 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 132 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 35
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 128
  • Manfred Macek, Überlegungen zum Erdstallproblem in Österreich am Beispiel der Hausberganlage von Althöflein, NÖ. Studie zur Dokumentation, Bauweise, Bewetterung, Funktion und Datierung. Unveröffentlichte Diplomarbeit Univ. Wien 1998
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 1a
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 111 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 1
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 78 f.
  • Erich Winter, 800 Jahre Alt Höflein. Großkrut o. J. (ca. 1996)
Höflein. Luftbild der Hausberganlage von SO (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Höflein. Luftbild der Hausberganlage von SO (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška
Höflein. Planaufnahme der Hausberganlage - © aus: Schad’n: Hausberge, 112
Höflein. Planaufnahme der Hausberganlage
© aus: Schad’n: Hausberge, 112
Höflein. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Höflein. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht