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Hauptburgenname Sonnberg II
ID 250
Objekt Schloss
Adresse Justizanstalt Sonnberg, A-2020 Sonnberg 1
KG Sonnberg
OG/MG/SG Hollabrunn
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 730021
BMN34 hoch 377855
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die ab dem 12. Jh. nachweisbaren und 1400 ausgestorbenen Sonnberger sind auf die ältere Hausberganlage zu beziehen. Diese Vorgängeranlage des heutigen Schlosses ist vermutlich 1377 als "alt Purchstal zu Sunnberg" und 1397 als "Sunnberg, öd purkhstal" genannt. Mglw. entstand der jüngere Sitz im Zuge der Übernahmen der Hft. während des 14. Jhs. Bereits zwischen 1316 und 1331 verkaufen die Sonnberger den Stammsitz an die Tursen v. Rauheneck, diesen folgen Gf. Ulrich v. Pernstein, die Stuchsen v. Trautmannsdorf und schließlich 1377/86 die Eckartsauer, die bis 1490/97 im Besitz der Hft. bleiben und somit als Erbauer des jüngeren Sitzes zu vermuten sind. Besitznachfolger sind die Hrn. v. Rohr, durch die 2. Gattin des Christoph v. Rohr kommt Sonnberg 1516 an Lasla v. Lobkowitz und Tschernahor. Bereits 1519 folgt Christoph v. Ludmannsdorf und 1523 Wolfgang Matseber v. Judenau. Der Neffe Hans Matsebers, Wolf Georg v. Gilleis, erhielt 1572/80 den Besitz als landesfürstliches Lehen. Wolf Georg v. Gilleis, der 1590 auch die Ortsobrigkeit besitzt, lässt um 1596 den Neubau des Schlosses durchführen. 1645 ist dieses von schwedischen Truppen besetzt. 1662/64 verkauft Isabella v. Gilleis, Witwe nach Wolf Georg II. v. Gilleis, den Besitz an die Dietrichstein. Die Dietrichstein, unter deren Herrschaft das Schloss Verwaltungssitz ist, führen Umgestaltungen durch. Das Resultat zeigt mglw. bereits Vischer 1672. 1864 kommt die Herrschaft an die Schönborn-Puchheim. Unter Letzteren erfolgen neuerliche Umbauten. 1934 folgt Anton Habsburg-Lothringen als Schlossherr, nach 1945 ist das Schloss, das in den letzten Kriegsjahren als Lazarett in Verwendung stand, Quartier des russischen Stabes. 1955 erfolgt der Verkauf an die Justizverwaltung. Seit jener Zeit ist das Schloss als Justizanstalt in Verwendung. Dringende Restaurierungen erfolgten 1963/65 und 1971/73. Eigentümer ist das Bundesministerium für Justiz.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Schloss Sonnberg liegt rund 2,8 km südsüdwestl. von Hollabrunn am östl. Rand des Dorfes Sonnberg. Der Sitz ist hier in Niederungslage am orographisch rechten Ufer des Göllersbaches situiert. Der heutige, nunmehr sehr nüchterne Bau ist eine regelmäßige, 3-gesch. 4-Flügelanlage, durchfenstert mit einfach profilierten, regelmäßig angeordneten Fensterachsen und geschlossen durch ziegelgedeckte Walmdächer, deren zugangsseitiger W-Trakt durch einen 5-gesch. Turm betont wird. Der gegenwärtige gute bauliche Zustand ist das Ergebnis der zurückliegenden Restaurierungen und Adaptierungen und verhindert jeglichen Einblick in die Mauertechnik des Baues, wodurch gesicherte Datierungen des Primärbaues, im Besonderen in Hinblick auf die Sitzverlegung von der Hausberganlage, unterbleiben müssen. Die Struktur des Baues ist anhand der Bauaufnahme Klaars erkennbar. Nach dieser integriert das Schloss eine nahezu quadratische "mittelalterliche" Vorgängeranlage von durchschnittlich 35 m Seitenlänge, der im W ein zentraler bergfriedartiger Turm von 11,00 x 9,50 m Seitenlänge vorgestellt ist. Die Mauerstärke des Berings ist mit 1,80 m anzugeben, die des Turmes mit 2,25 m. Ob der Turm urspr. als Torbau konzipiert war, oder ob ein vor die Front gestellter Bergfried vorliegt, ist nicht mehr erkennbar. Ein Hinweis auf eine frühe Zeitstellung ist in Form eines von Klaar noch verzeichneten Treppenlaufes in der Mauerstärke der S-Mauer vorhanden, der das 2. und 3. Geschoß verband. Diese Einrichtung ist heute nur mehr lagemäßig erkennbar und im Zuge der Adaptierungen verlorengegangen. Bauteile, die der urspr. Innenbebauung zugeordnet werden können, zeigt Klaar nicht, doch ist der dickwandige Bering zumindest bis in das 2. Geschoß, tlw. mglw. bis in das 3. Geschoß aufgehend erhalten. Der Turm ist bis in das (heutige) 4. Geschoß dem Primärbau zuzurechnen. Da die Hausberganlage bereits 1377 verödet genannt wird, eine herrschaftliche Kontinuität aber durchgehend ersichtlich ist, müsste zumindest ab dem späten 14. Jh. ein entsprechender Nachfolgebau vorhanden gewesen sein. Inwieweit der von Klaar als mittelalterlich ausgewiesene Bau mit diesem ident ist, kann nur vermutet werden. Als Erbauer wären die Eckartsauer zu sehen, die zwischen 1377 und 1492 Inhaber der Herrschaft waren. Diese lange Periode sollte auch baulich ihren Niederschlag gefunden haben. Der erhaltene Schlossbau resultiert aus massiven baulichen Erneuerungen durch die Frhn. v. Gilleis, die ab dem späten 16. Jh. als Schlossherren auftraten. Dieser Zeit ist die Grundsubstanz der randständigen Trakte im N, O und S zuzuweisen. Die schwächere Stärke des östl. Berings entstammt mglw. ebenfalls diesen Baumaßnahmen. Der wohl mittelalterliche Turm erhielt eine Toranlage in Formen der Spätrenaissance, im abschließenden Fries des von Pilastern gerahmten Rundbogentores, das keine Einrichtungen einer Zugbrücke besitzt, nennt das Wappen des Wolf Georg v. Gilleis die Jahreszahl "1596". Der Turm wurde sichtlich sekundär fluchtend in den W-Trakt integriert, der gemeinhin den Ausbauten um 1600 zugeschrieben wird. Im Dachraum des W-Traktes zeigen sich an der S-Wand des Turmes jedoch Reste einer flächigen Quaderdekoration, was eine spätere Errichtung des Traktes vermuten lässt. Der Bau der Spätrenaissance benutzte wohl den vortretenden Turm als repräsentativen, vom Altbau übernommenen Bauteil, der um 1600 den heutigen Abschluss mit Balustrade und zurückgesetztem, oktogonalen Aufsatz mit Glockenhaube erhielt. Der Hof besaß urspr. an der W- und O-Seite durchgehend Arkadengänge, die erst im späten 17. Jh. geschlossen wurden und noch heute zur Erschließung der benachbarten Räume dienen. Eine ehem. mittlere Arkade führt als Tor in Verlängerung der Einfahrtshalle in den Hof, dessen Zentrum durch ein dekoratives Renaissance-Brunnenbecken (wohl des 16. Jhs.) markiert wird. Ein Portal zum O-Trakt zeigt das Wappen der Dietrichstein und die Jahreszahl "1690". Im Inneren finden sich Bau- und Ausstattungselemente der Zeit ab 1600. Die Gewölbelösungen des Erdgeschoßes, in der Regel gegratete Stichkappen- oder Kreuzgratgewölbe sind der Erbauungszeit zuzuweisen. Im 1. Obergeschoß sind tlw. bemerkenswerte Räumlichkeiten vorhanden, der "Festsaal" im N-Trakt besitzt eine reich gestaltete Holzkassettendecke, 2 aufwändig dekorierte, hölzerne Portalrahmungen datieren nach Dehio in das frühe 17. Jh. Ein Raum des O-Traktes zeigt (erneuerten) barocken Bandelwerkstuck und eine Ofennische mit Kachelofen der Zeit um 1730/40. Eine entsprechende Deckenlösung ist in einem Raum des S-Traktes, ergänzt durch Malereien, erhalten. Darüber hinaus lässt der Bau keine tiefgehenden Befunde zu. Seit 1955 ist das Schloss als Justizanstalt in Verwendung, was zu wiederholten Erneuerungen und Adaptierungen, vor allem der Innenräume führte. Vischer zeichnete 1672 das Schloss als bemerkenswerte, bastionär befestigte Anlage mit zwei Zwingergürtel und äußerem Wassergraben. Der äußere Befestigungsring besaß vier spitzwinkelige, mit Sturmpfählen ausgerüstete Bastionen, wobei die Darstellung zumindest eine Massivverkleidung vermuten lässt. Von diesen Anlagen sind heute noch Wallanlagen mit entsprechenden Ausbauten an den Eckzonen erhalten, die Weitläufigkeit der erhaltenen Reste ist bemerkenswert. Der innere, mit zahlreichen Schießscharten versehene Mauerring ist vollständig abgekommen, doch sollen noch heute im Bereich des zu rekonstruierenden inneren Torbaues dazugehörige, unterirdische Räume vorhanden sein, die verschiedentlich bei Bauarbeiten aufgedeckt wurden. Der bei Vischer dargestellte, von einer langen Holzbrücke überspannte Wassergraben ist heute als deutlich erkennbare Senke mit Schilfbewuchs erhalten, doch durch die modernen Sicherungsanlagen der Justizanstalt durchschnitten. Der Graben, der nach historischen Fotos teichartige Dimensionen besaß, war bis zur Regulierung des Göllersbaches um 1960 wasserführend. Zur Speisung der gewaltigen Anlagen waren wohl der Göllersbach und der unmittelbar südl. des Schlosses einmündende Mühlbach geeignet. Am Mühlbach liegt der äußere Torbau, der bereits auf der Vischer-Ansicht erkennbar ist, nach Dehio aber erst in das späte 17. Jh. datiert. Als Bauherren der von Vischer dargestellten Anlage sind mglw. die Dietrichstein zu vermuten. Für Interessierte ist anzumerken, dass das Schloss naheliegenderweise keine Möglichkeit der Besichtigung bietet.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, als Strafvollzugsanstalt genutzte und adaptierte Schlossanlage. Keine Besichtigungsmöglichkeit.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 111
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 218 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 191
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1097 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 136 f.
  • Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 402
  • Wilhelm Hauser, Die Besitzer der Herrschaft Sonnberg. Unsere Heimat 55/2, Wien 1984, 113–131
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VI, S 380
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 111
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 38 f.
  • Andreas Kusternig, Max Weltin, Stadtgemeinde Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 711–756, 711 ff., 746 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 82
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 228 f.
  • Max Weltin, Probleme der mittelalterlichen Geschichte Niederösterreichs. Unter besonderer Berücksichtigung des Hollabrunner Bezirkes. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden, Hollabrunn 1993, 47–96, 76, 86 f.
Sonnberg II. Vischer-Stich des Schlosses von 1672 mit der ehem. Bastionärbefestigung. - © Georg Matthäus Vischer
Sonnberg II. Vischer-Stich des Schlosses von 1672 mit der ehem. Bastionärbefestigung.
© Georg Matthäus Vischer
Sonnberg II. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Sonnberg II. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht