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Hauptburgenname Sooß
ID 251
Objekt Burgruine
Adresse (A-3382 Sooß, Schlossgebäude)
KG Sooß
OG/MG/SG Hürm
VB Melk
BMN34 rechts 678240
BMN34 hoch 336869
UTM 33N rechts 527336.98
UTM 33N hoch 5334839.26
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: An der Abfahrt Loosdorf die A 1 verlassen und (beim Kreisverkehr zunächst Richtung "Loosdorf-West") über Groß-Schollach bis Sooß fahren. Von der von der Talstraße abzweigenden, nach Neustift führenden Straße biegt nach dem Schlossareal eine Zufahrtsstraße zu Privathäusern ab, die zur Rückseite des Burghügels führt, der von hier zugänglich ist. RAD: In Loosdorf zweigt vom "Pielachtalweg" eine lokale, zur Schallaburg führende Radroute ab, die kurz danach Richtung Groß-Schollach und Sooß, ca. 3 km, zu verlassen ist.
Geschichte "Hermann de Sazze", ein Gefolgsmann der Gfn. v. Burghausen-Schala, ist ab 1147 nachweisbar. 1229 gehört die Familie bereits der Gefolgschaft der Gfn. v. Plain an. 1369, nach dem Aussterben der Sooßer, verpfändet Hzg. Rudolf IV. die Hft. Sooß an die Hrn. v. Capellen. Nachfolger werden die Hrn. v. Stubenberg, die Gfn. v. Schaunberg und 1382 Gf. Hermann v. Cilli. In der 1. H. d. 15. Jhs. sitzt hier die Fam. Schirmer, von der spätestens 1534 Wolf Georg Redler den Besitz erwirbt. Diesem folgen 1550 Samson Prätzl v. Radeck, 1561 die Fam. Reickher und von ca. 1600 bis 1730 die Frhn. v. Neidegg. 1730 kommt der Besitz an Gf. Ferdinand Ehrenreich v. Rindsmaul, 1817 an Frh. v. Hauer, 1832 an Frh. v. Mesuil, später an Frh. v. Kaiserstein, 1853 an Michael Wurm und schließlich 1889 an Anna Zeller. 1902 kauft Gf. Georg Hoyos das Schloss. In der Folge erwirbt es die Bauernkammer, es wird 1938 zu einer Reichsforschungsanstalt umfunktioniert. 1950 verpachtet die russische Besatzung das Schloss der Landesbauernkammer für einen Schulbetrieb. Seit 1961 erscheint das Land Niederösterreich als Eigentümer. Noch heute ist im Schloss eine landwirtschaftliche Fachschule untergebracht.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Burgruine und Schloss liegen rund 3,3 km westnordwestl. von Hürm im W des kleinen Dorfes Sooß. Die Lagestelle ist ein schmaler, W-O-verlaufender Sandsteingrat, der unvermittelt innerhalb des Siedlungsgebiets aus dem rechten Talhang des nordöstl. zur Pielach entwässernden Roggenbachs ragt. Die Burgruine liegt unmittelbar westl. des Park- bzw. Gartenbereichs der landwirtschaftlichen Fachschule Sooß. Anders als das gepflegte Schulareal ist der Fels naturbelassen und stark mit Bäumen und Büschen überwachsen. Seine Flanken fallen besonders im N und W senkrecht ab. Das Baugelände gestattete die Errichtung einer rund 60 m langen und max. 20 m breiten Burganlage, deren Beringfronten in polygonal abgewinkelter Form dem etwas gekrümmten Verlauf des Grats folgen. Durch den starken Verfallszustand sind heute nur noch wenige Reste der Massivbebauung erhalten. Die Anlage lässt sich dennoch in mehrere Abschnitte gliedern, eine an den O-Rand des Felsen gerückte Kernzone, einen südl. und westl. umlaufenden Zwinger sowie eine der östl. Zugangsseite vorgelagerte Vorburg mit dem so g. „Stöckl“. Oberhalb des nördl. Felsabfalls sind Reste des Berings der Kernzone erhalten, der nur gering abgewinkelt der Topographie folgt. Aufgrund der lagerhaften Mauerstruktur ist der Bering wohl in das fortgeschrittene 13. Jh. zu stellen. Die südl. Beringabschnitte, von denen nur im O Teile erhalten blieben, passten sich wahrscheinlich mehrfach abgewinkelt dem gerundeten Verlauf des Felsens an. Innerhalb der Kernzone indizieren nur noch Schutthügel die Existenz ehem. Gebäude. Im O laufen die Beringfronten auf den ehem. Bergfried zu. Der hier sich verschmälernde Fels erlaubte nur einen relativ schmächtigen Turm über trapezförmigem Grundriss. Erhalten sind noch 3-gesch. aufgehende Teile der O- und S-Mauer sowie der Ansatz der W-Mauer, der Rest ist bereits in die Tiefe gestürzt. Die W-O-Breite betrug nur 6,40 m, die durchschnittliche Mauerstärke 1,30 m. Nach dem lagerhaften Bruchsteinmauerwerk ist der Turm – ähnlich wie der Bering – frühestens in das späte 13. Jh. zu datieren. In der S-Mauer liegt ein großes, trichterförmiges Rundbogenfenster, das auf eine ehem. hier eingebaute heizbare Stube weist. Schräg oberhalb des Fensters ist der horizontal durch die Mauer laufende Rauchabzug für den Ofen erhalten. Von der SO-Ecke des Bergfrieds läuft schräg eine kurze Mauer ab, in der die vom Bergfried überhöhte Toranlage angelegt war. Das sekundär verkleinerte Tor führte in einen um die S- und W-Front der Kernburg laufenden Zwinger, der heute nur noch anhand geringer Mauerreste nachvollziehbar ist, für den jedoch der Fels der Kernburg mehrfach glatt abgeschrämt bzw. terrassiert werden musste. Durch den Zwinger wurde der Torweg mglw. bis zur W-Seite der Kernburg geführt, wo Reste einer aus dem Fels gearbeiteten Treppenanlage erkennbar sind. Ein innerhalb des Zwingers sekundär an die S-Front der Kernburg angebauter Mauerrest ist funktional nicht mehr klärbar. Das charakteristische Zwickelmauerwerk des Zwingers datiert diese Ausbauten wohl in die 2. H. d. 15. Jhs. Die östl. Zugangssituation wird von einem durch 2 ehem. Halsgräben gebildeten, isolierten Felsblock bestimmt, der bereits im Spätmittelalter ein Vorwerk trug. Das heute darauf sitzende, zum Schulareal gehörende Gebäude, das so g. „Stöckl“, stammt in seiner überkommenen Form aus dem 16. und 17. Jh. und ist heute nutzungsgerecht adaptiert. Partiell sichtbar belassene Mauerstrukturen an der Basis des Baues gleichen jenen des Zwingers, womit eine spätmittelalterliche Zeitstellung des turmartigen Baues gesichert scheint. Der burgseitige Halsgraben wurde an der S-Seite in späterer Zeit abgemauert, beide Grabenbereiche werden heute von rezenten Brückenkonstruktionen überspannt, die vom östl. situierten "Neuen Schloss" den Zugang zum Stöckl und weiter zur Toranlage des Zwingers der Burg vermitteln. Vischers Stich von 1672 gibt ein Bild der Anlage von N. Er zeigt einen bergfriedartigen zweiten Turm im W der blockhaft geschlossenen Kernburg, der heute nicht mehr nachvollziehbar ist, das turmartige „Stöckl“ zwischen den abwärts zum Meierhof laufenden Mauern stimmt jedoch mit der heutigen Situation überein. Spätere Veränderungen, die die im 17. Jh. noch intakte Anlage vermuten lassen, sind nur durch punktuell auftretendes Ziegelmauerwerk an den erhaltenen Bauteilen erschließbar. Östl. der Burgruine liegt das heute als Schule genutzte "Neue Schloss", eine stark gegliederte, im "Burgenstil" umgebaute Gebäudegruppe. Die Kernsubstanz der urspr. als Meierhof errichteten Anlage stammt aus dem 16. Jh., Vischer zeigt sie 1672 mglw. bereits adaptiert und mit repräsentativen Elementen ausgestattet. Das heutige Erscheinungsbild entstand um 1900, die Arkaden wurden nach der ÖKT 1901 errichtet. 1909 wurde noch die reiche Einrichtung und Kunstsammlung beschrieben. Für den Schulbetrieb fanden später entsprechende Adaptierungen und Restaurierungen bis in jüngere Zeit statt. Innerhalb des Parkareals liegen am N-Fuß des Burgfelsens jüngere Wirtschaftstrakte. Im Burgfels sind mehrere rezente Kelleranlagen angelegt, die z. T. durch Tagöffnungen mit dem Burgplateau in Verbindung stehen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burganlage, bedingt zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet von Sooß, kurzer Fußweg. Stark verfallene Burgruine, die mit dem so g. "Neuen Schloss" ein sehenswertes Ensemble bildet. Eine Besichtigung der außerhalb des Schulgeländes situierten Burgruine ist möglich, des für die landwirtschaftliche Schule genutzten Schlosses hingegen nicht.
Gasthäuser GH Temper in Maria Steinparz, GH "Kirchenwirt" in Maria Steinparz, GH Falkensteiner in Roggendorf, GH Jäger in Anzendorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 131
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 132 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 77 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 192
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 879 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 70 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 334
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VI und VIII, S 388
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 95
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 256
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 75 ff.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 109
Luftbild der Anlage von NO (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild der Anlage von NO (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Lageplan (1988) - © Herbert Pöchhacker, K. Wolfram
Lageplan (1988)
© Herbert Pöchhacker, K. Wolfram
“Stöckl” und Bergfried von SO (2006) - © Th. Zoder
“Stöckl” und Bergfried von SO (2006)
© Th. Zoder
Stich von G. M. Vischer (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer