Hauptburgenname
Braunsdorf
ID
276
Objekt
Schloss
Adresse
A-3714 Braunsdorf 1
KG
Braunsdorf
OG/MG/SG
Sitzendorf an der Schmida
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
720805
BMN34 hoch
388505
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der B 2 in Schöngrabern, 4,5 km nördl. von Hollabrunn, Richtung Roseldorf – Braunsdorf abzweigen und im Ortsgebiet, an der Auffahrt oder dem Treppenaufgang des Schlosses parken. Alternativ von der B 35 in Eggenburg östl. Richtung Roseldorf – Braunsdorf abzweigen. RAD: Im Zuge des "Schmidatalweges" gelangt man direkt nach Braunsdorf.
Geschichte
Um 1170 erscheint in einer Klosterneuburger Traditionsnotiz eine Witwe "Chunigundis nomine de Praunesdorf", um 1200 bezeugt "Ernst de Prunsdorf" eine Schenkung an Klosterneuburg. In Zwettler Quellen finden sich während des 13. Jhs. zahlreiche Braunsdorfer, ihre Beziehungen zu Zwettl und den Kuenringern weisen sie als deren Gefolgsleute aus. Um 1300 spaltet sich eine Paiersdorfer und Nechsendorfer Linie ab, die Hauptlinie ist in Braunsdorf bis M. d. 14. Jhs. nachweisbar. 1402 besitzen die Maissauer in Braunsdorf ein "Lehensgut", während der 1. H. d. 15. Jhs. besitzen auch die Neidegger landesfürstliche Lehen. Ulrich v. Maissau belehnt 1402 die Floyt mit Gütern in Braunsdorf, die zuvor Stephan der Laber innehatte. Zu jener Zeit ist auch Peter der Chling v. Großau hier begütert. Die Hft. ist um 1470 vermutlich im Besitz Stephans v. Eitzing. Erst 1583 ist die Besitzerreihe mit Clare v. Thanhausen weiter zu verfolgen, 1590/91 ist Adam v. Puchheim auf Karlstein mit dem größten Besitz ausgewiesen. Mit Karlstein kommt Braunsdorf 1620 an den Landesfürsten und 1630 an Johann David Peckher. Von dessen Familie gelangt der Besitz 1711 an Anton Gf. Sonnau, 1749 an Elisabeth v. Fabiancowich, 1761 an Johann Baptist v. Ludwigsdorf, 1805 an Eduard Gf. Collalto, 1856 an Eduard Schickell und 1873 an Constantin Gf. Gatterburg. Ab dem 17. Jh. vernachlässigt, erfolgen durch die Gatterburg nach 1873 Instandsetzungsarbeiten. Heute ist das Schloss im Eigentum von Günter Schmid-Gaus.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Im S von Braunsdorf, ca. 3,8 km nördl. von Sitzendorf an der Schmida, liegt in mäßig erhöhter Lage das gleichnamige Schloss, Braunsdorf Nr. 1. Der Bau gruppiert sich mit der benachbarten Pfarrkirche und einem ausgedehnten Meierhof- und Gartenareal über einen nordwestl. gegen die Siedlung ziehenden Geländesporn, einen Ausläufer des Goldberges (Kote 322).
Durch den nur gering hohen, breitgelagerten Geländesporn über dem orographisch linken Ufer der gegen S entwässernden Schmida erhielt der Sitzbereich eine gegenüber der Siedlung repräsentativ erhöhte Lage. Im Zentrum liegt das heutige Schloss, das eine der Topographie folgende NNW-SSO-Achse beschreibt. Der überkommene Bau, ein 3-gesch. 3-Flügelbau ist ein Torso einer ehem. größeren 4-Flügelanlage, die wohl allseitig die Breite der nördl. Front erreichte. Heute öffnet sich der Bau ehrenhofartig gegen den südl. anschließenden, ausgedehnten Meierhofbereich, dessen Bebauung im Kern dem 18. Jh. entstammt. Nach Dehio ist das Schloss überwiegend ein Resultat von Bautätigkeiten des 17. Jhs., doch wird das 16. Jh. als möglicher Beginn von neuzeitlichen Bauphasen einbezogen. Der heute privat bewohnte und gegenwärtig vor allem hofseitig restaurierte Bau wird durch eine rundbogige, pilastergerahmte und mit Gebälk geschlossene Toranlage betreten. Die Torhalle besitzt ein gedrücktes Stichkappengewölbe, analoge Gewölbekonstruktionen weisen auch die Räume des Erdgeschoßes auf. Die aus dem 17. Jh. stammende Fassadendekoration der Hoffronten ist durch die jüngste Restaurierung überprägt. Das Erdgeschoß besitzt steingerahmte Öffnungen in der Art von Schüttkastenbefensterungen, die Obergeschoßfenster zeigen einfache Steinrahmungen mit gekehlten Sohlbänken. Die bereits restaurierungsbedürftige, aber noch aus der M. d. 18. Jhs. stammende Fassadendekoration der Außenfronten besteht aus Lisenenbändern und Putzfeldern. Putzfehlstellen zeigen die vollständige Errichtung des Baues aus Ziegelmaterial.
Knapp südöstl. des Schlosses, von der östl. Umfassung des Meierhofes stark an den Abhang des Geländes gedrückt, liegt die heutige Pfarrkirche, ein kleiner Bau des Spätbarock aus der Zeit um 1787/92. Im Sommer 2000 anlässlich einer Fundamentrestaurierung freigelegtes Mauerwerk an der Basis der Kirche zeigte die starke Verwendung größerer, wohl spolierter Quader. Der gesamte Schloss- und Meierhofbereich wird gegen die westl. und östl. führenden Straßenzüge von hohen Futtermauern gestützt, wobei vor allem der Mauerzug der W-Seite eine beeindruckende Höhe und auch Länge erreicht. Stark differierende Mauerstrukturen lassen naheliegend eine etappenweise Errichtung, partiell aber auch eine Zeitstellung im späten Mittelalter vermuten. Die bisweilen auf eine ältere Zeitstellung weisenden Mauerstrukturen entstanden jedoch auch hier unter Verwendung von großteils blockigem, quaderhaftem Abbruchmaterial älterer Bauteile. Mehrere großformatige, sehr exakte Quader sind in die Stützmauer beim nordöstl. Stiegenaufgang eingemauert.
Dem Schloss ist nördl. ein von einer neuzeitlichen Stütz- bzw. Gartenmauer umfangenes Plateau, wohl ein ehem. Garten, vorgelagert. Das im N abfallende, bebaute Plateau wird westl. von der Auffahrtsrampe, östl. vom genannten Stiegenaufgang begleitet, lässt jedoch trotz der starken Einbeziehung in die Wege- und Gartengestaltung die starke Überhöhung gegenüber der Siedlung und eine geringe Überhöhung gegenüber dem Schloss erkennen. Die Situation erinnert an die Mehrteiligkeit hausbergartiger Anlagen und wird durch den Vischer-Stich von 1672 deutlich. Dieser zeigt hier einen isolierten, hausbergartigen Hügel, der zu jener Zeit noch Standort einer kleinen, mauerumgebenen Kirche war, bei der es sich mglw. um einen, zum Sitz gehörigen Vorgängerbau der barocken Kirche handelte. Inwieweit darüber hinaus das spolierte Altmaterial mit einer ehem., entsprechend qualitätsvollen Massivbebauung des Hochmittelalters in Zusammenhang steht, muss derzeit unbeantwortet bleiben.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privat bewohntes, tlw. restauriertes Schloss. Außenbereiche zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten finden sich im Ortsgebiet in unmittelbarer Nähe des Schlosses.
Die privat bewohnte Schlossanlage ist im Inneren nicht zu besichtigen, bietet jedoch die Gelegenheit zu einem Rundgang mit reizvollen Blickpunkten.
Gasthäuser
GH Altinger in Sitzendorf, GH Pelzer-Altinger in Sitzendorf, GH "An der Kreuzung" in Guntersdorf, GH "Zum Goldenen Stern" in Hollabrunn.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 114
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 358 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 112
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 71 ff.
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 138 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, B 435
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 90
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 130
- Josef Prinz, Marktgemeinde Sitzendorf an der Schmida. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 886 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 70