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Hauptburgenname Burg
ID 288
weitere Burgennamen Veste Burg, Burgleiten, Auf der Burg, Türkenschanze
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Brunnhof
OG/MG/SG Haidershofen
VB Amstetten
BMN34 rechts 536560
BMN34 hoch 330415
UTM 33N rechts 462413.38
UTM 33N hoch 5328241.73
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Bei Pernersdorf von der Landesstraße 42 (Haag–Steyr) nach Dorf an der Enns abzweigen, wo die Straße zur Rotte Unterburg beginnt. Von hier nördl. der Zufahrt zum „Meier in der Burg“ (ca. 1 km) folgen.
Geschichte Vermutungen zufolge soll hier innerhalb einer "älteren Wehranlage" eine hochmittelalterliche Burg entstanden sein (Büttner). Keramikfunde des 10.–13. Jhs. im Bereich der Wallanlage unterstützen diese Annahme. Die Hrn. v. Grünburg, welche bis 1274 Eigenkirchenherren in Haidershofen, könnten auch die örtliche Herrschaft innegehabt haben (Mayrhofer). Der 1318 genannte "Reinprecht auf der Burg" ist mutmaßlich einer der Besitznachfolger. Mglw. saß im Spätmittelalter ein örtlich begütertes Geschlecht der Kressling auf der "Burg" (Mayrhofer). Die These beruht auf einer Identifizierung des im Gleinker Urbar von 1307 genannten "Greßleinsberges" mit dem Höhenrücken durch die Autorin. Hrn. v. Kressling sind überwiegend im Gefolgschaftsverband der Volkersdorfer und Kapeller von 1234 bis 1478 urk. fassbar, wobei ihr Herrschaftsmittelpunkt spätestens seit dem 14. Jh. das nahe gelegene Dorf an der Enns war. Der Meierhof "Mayr in der Burg" ist im 15. Jh. im Besitz der Hft. Salaberg, gelangte 1530 an die Steyrer Eisenhändler Kölnpeck und 1618 an die Salburg. Der überlieferte Flurname "Türkenschanze" lässt vermuten, dass die ältere Befestigung während der Türkenzeit wieder verwendet wurde (Büttner).
Text T.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung 3,9 km nordöstl. von Haidershofen isolieren die Enns und ein östl. Zubringer eine breite, S-N laufende Hochfläche aus dem Gelände. Das nördl. spornartig auslaufende Ende trägt den Namen "Burgleiten". Gegen W, zum breiten Ennstal, bildet der Sporn eine 80 m hohe Steilkante mit weiter Fernsicht aus, am südwestl. Fuß liegt die bezeichnende Rotte Unterburg. Im Umfeld sind zudem die Flur- bzw. Hofnamen "Vorburg", "Burggraben" und "Burgholz(er)" bekannt. Am nördl. Ausläufer der "Burgleiten" stehen der Bauernhof "Meier (Moar) in der Burg", Brunnhof Nr. 56, sowie die Filialkirche "Maria in der Burg". Schad´n beschreibt 1953 noch einen 200 m langen und 6 m breiten Abschnittswall mit vorgelagertem Graben, der eine 200 x 300 m große Fläche vom Berg trennte. In jüngster Zeit wurde der Abschnittswall bis auf eine geringe Geländewelle eingeackert. Archäologische Erkundungen im Wallbereich konnten einen ehem. 16 m breiten und 4 m tiefen Sohlgraben nachweisen, in der Verfüllung fand sich eine Brandschicht mit Resten massiver Holzbalken. Aus der umwallten Fläche wurden neben spätneolithischen Funden vor allem Scherben des 10.–11. Jhs. geborgen, aus der Wallverfüllung stammt eine geringe Zahl stark graphitierter Keramik des 11.–13. Jhs. Am nördl. Sporn der Befestigung steht die urspr. dem Hl. Georg, heute den 14 Nothelfern geweihte Kapelle "Maria in der Burg". Während ihr Langhaus aufgrund eines Hangrutsches 1786 verloren ist, hat sich der Chorbereich gut erhalten. Bei der letzten Renovierung frei gelassene Putzstellen zeigen, dass zunächst ein kleines Chorquadrat, wohl mit Halbkreisapsis, errichtet wurde, dessen kleinteiliges Quadermauerwerk mit großen Eckblöcken und Kellenstrich sowie hochgelegenem Rundbogenfenster der Romanik zuzuordnen ist. Aus dem 14. Jh. datiert der heutige Polygonalchor, wohl vor 1452 wurden anlässlich der Neuweihe der Portalanbau und das nun wieder fehlende Langhaus sowie das Netzrippengewölbe gebaut. Lage, Form und Patrozinium deuten auf eine ehem. hochmittelalterliche Burgkapelle. Nach einer kleinen Senke zeigt der Sporn ein äußerstes, leicht erhöhtes Rechteckareal, das heute als Viehkoppel eingeebnet ist. Hier könnte der Kernbereich der mittelalterlichen Burg gelegen haben, die wohl nicht die gesamte umwallte Fläche füllte. Vorgelagert ist der heutige Bauernhof "Moar in der Burg", der als einstiger Meierhof identifiziert werden kann. Seine Räume sind mit Kreuzgratgewölben ausgestattet, am Sockel zeigen sich bemerkenswert große Steinformate, die vielleicht aus der Burg stammen, eine Steinbank besteht aus großen Monolithen. Davor steht ein frühbarocker Schüttkasten mit repräsentativ profilierten Steingewänden.
Text P.S., G.R.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 152
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 120 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 107 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 669 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 41/2002, 14
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 6/1951–55, 148
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 30/1991, 327
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und III, B 572, H 64
  • Renate Mayrhofer, Burg in Haidershofen. Horn 2006
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 122
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), 17
  • Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen im Viertel ober dem Wienerwald (Mostviertel). Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 12 (= Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 29), St. Pölten 2004, 20 f.