Hauptburgenname
Lichtenwarth
ID
29
weitere Burgennamen
Altlichtenwarth, Hutsaul, Hutsaulberg
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Altlichtenwarth
OG/MG/SG
Altlichtenwarth
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
784227
BMN34 hoch
390431
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
An der nördl. Ortsausfahrt (Straße nach Katzelsdorf/Reintal) Wegweiser zum Kriegerdenkmal.
Geschichte
Im Raum des Zayatals ist eine Konzentration Liechtensteinischer Besitzungen schon seit dem frühen 12. Jh. belegt. 1230 erfolgt eine Teilung des Liechtensteinischen Erbes in drei Herrschaften. Jene im nördlichen Weinviertel gelangt an den von 1230–1265 belegten Heinrich I. v. Liechtenstein, der in Altlichtenwarth einen neuen Herrschaftmittelpunkt errichtet haben dürfte, nach dem er sich spätestens seit 1258 auch nennt. Sein Testament von 1265 nennt das "castrum Liehtewart pro duabus municionibus", welches an die Nachkommen seiner 2. Frau Mechthild kommen soll. 1381 erwirbt der landesfürstliche Hofmeister Johann I. v. Liechtenstein weitere Besitzungen in Altlichtenwarth. Nach der Absetzung Johanns I. 1394/95 musste sich dieser weitgehend auf seine Besitzungen im Raum Feldsberg-Nikolsburg beschränken, Lichtenwarth dürfte dabei in seinem Eigentum geblieben sein. Allerdings erwähnt das Liechtensteiner Urbar 1414 nur noch das "puerkchstal ze Altenliechtenwart".
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der sog. "Hutsaulberg" ist ca. 350 m nördl. der Pfarrkirche von Altlichtenwarth in bereits unverbautem Gebiet nördl. der Siedlung situiert und wurde zur Errichtung der Hausberganlage verwendet. Die nur mäßig abfallende, breitgelagerte Höhe ist mit der Höhenkote 275 auf der ÖK 50/Blatt 25 ausgewiesen.
Die Anlage ist aus dem östl. Teil der Höhe herausgearbeitet. Die einfache Burganlage besteht aus einem Kernwerk und einer dieses vom Vorfeld isolierenden Grabenanlage. Das Kernwerk in Form eines Kegelstumpfes erreicht noch eine Höhe von rund 7 m, den Plateaudurchmesser gibt Schwammenhöfer mit 20 m an. Der bis zu 20 m breite Graben ist relativ flach ausgebildet bzw. erhalten und trennt das Kernwerk vom östl., südl. und westl., mäßig abfallenden Vorgelände. Im W überhöht das heute für Weinbau genutzte Vorgelände im weiteren Verlauf die Anlage, im S, wo heute eine gepflegte Wiesenfläche liegt, sind keinerlei Hinweise auf weitere Annäherungshindernisse zu erkennen. Im O scheint sich aus dem Vorgelände ein in geringer Höhe erhaltener Wall auszubilden, der jedoch gegen N, wo der Graben in eine Wallstufe übergeht, ausläuft. Im N laufen beackerte Flächen auf dem Niveau der Wallstufe dicht an die Anlage heran, wodurch hier mit stärkeren Veränderungen gerechnet werden kann. Schwammenhöfer verweist auf eine offenbar künstlich hergestellte Geländestufe am O-Abhang, die mglw. auf alte Geländeaufbereitungen zurückgeht und die auf dem Plan von Schad´n deutlich erkennbar ist.
Die Anlage ist trotz der geringen Höhe durchaus eindrucksvoll und durch den weitgehend bewuchslosen Zustand entsprechend gut überblickbar. Letzteres basiert jedoch auf der Ausgestaltung der Hausberganlage zu einem monumentalen Kriegerdenkmal. Vor allem der südl., zugangsseitige Bereich der Anlage ist parkartig ausgestaltet und mit Weganlagen, Stiegenaufgängen und Ruhebänken versehen. Im Zentrum des Kernwerks wurde bereits 1923 ein Turm errichtet, der im Untergeschoß einen Gedenkraum enthält und durch eine ersteigbare Plattform als Aussichtswarte eingerichtet ist. Der Turm bietet eine gute Fernsicht und lässt durchaus die Wirkung des ehem. Sitzes nachvollziehen.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene Hausberganlage, parkartig als Kriegerdenkmal gestaltet. Frei zugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 45 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 116 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 35
- Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 195
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 2
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 113 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 2