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Hauptburgenname Dürnkrut
ID 306
Objekt Schloss
Adresse A-2263 Dürnkrut, Schloßplatz 1
KG Dürnkrut
OG/MG/SG Dürnkrut
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 788189
BMN34 hoch 370695
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 8 bis Angern an der March und von hier über die B 49 bis Dürnkrut fahren. Das Schloss liegt unmittelbar an der Ortsdurchfahrt im Verlauf der B 49. RAD: Vom "Bernsteinweg" bieten sich zwischen Prottes und Zistersdorf mehrfach Möglichkeiten (eventl. Karte heranziehen) über ein dichtes regionales Radwegenetz nach Dürnkrut abzuzweigen.
Geschichte Über die frühen Herrschaftsverhältnisse in Dürnkrut liegen keine seriösen Untersuchungen vor. Im 14. Jh. Ist Dürnkrut Bestandteil der landesfürstlichen Hft. Orth Als Dienstleute erscheinen seit 1361 die Zelkinger, deren Burg nun öfter urk. genannt wird. Ab 1419 ist Dürnkrut Lehensbesitz des Gerhard Fronauer und Peter Maschen, 1462/64 folgt Gamareth Fronauer. 1503–1580 sind die Hrn. v. Lembach Schlossherren, 1580–1621 die Landau, die 1603 das "Feste Schloss" errichten. 1622 gelangt es an die Frhn. v. Teuffenbach, 1636 als freies Eigen. Weitere Besitzer sind die Althan, die Fam. Hamilton, ab 1778 die Gfn. Kohary sowie ab 1830 die Hzge. v. Sachsen-Coburg-Gotha. 1985 erwirbt die MG Dürnkrut das Schloss.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt in Niederungslage im Zentrum der MG Dürnkrut an der Hauptstraße (hier die B 49). Der markante, jüngst umfassend restaurierte Bau ist auf dem Kernwerk der urspr. hausbergartigen Burganlage errichtet worden, wodurch die Anlage eine entsprechende Überhöhung gegenüber der Ortsbebauung erhielt. Schloss und ehem. Meierhofbereich folgen NW-SO orientiert dem Verlauf der Hauptstraße. Das Kernschloss ist ein 2-gesch. 4-Flügelbau, dessen feldseitige Fronten zwischen 29,20 m und 35,80 m Länge messen. Das heutige Erscheinungsbild basiert auf den Umbauten von 1695 durch die Gfn. Hamilton, bei denen auch der ehem. Turm im Bereich der W-Ecke abgetragen wurde. Der Bau wurde ab 1985 derart erneuert, dass Befunde zu eventl. älteren Bauphasen – ein Neubau erfolgte nach 1529 unter Raimund v. Gera, ein Umbau 1580 unter Siegmund v. Landau – nicht mehr möglich sind. Der hellgelb verputzte Bau besitzt nicht völlig regelmäßige Fensterachsen, die durch rezente Putzfaschen betont sind. Ein kräftiges Traufgesims schließt den Bau horizontal ab. Wesentlich zur Außenerscheinung trägt der im Zentrum der südöstl. Zugangsseite errichtete, mit der Außenfront fluchtende Torturm bei. Der bereits auf dem Vischer-Stich von 1672 bestehende, insgesamt 6-gesch. Turm geht nur im Bereich seiner 4 unteren Ebenen auf das 17. Jh. zurück, die beiden obersten, historisierenden Geschoße entstanden um 1830. Die Toranlage wird von Atlanten und einer Balkonkonstruktion des frühen 18. Jhs. gerahmt. Die beiden Rollenschlitze einer Zugbrücke korrespondieren in funktioneller Weise nicht mit dieser Dekoration und lassen wohl eine im Kern ältere Torlösung vermuten. Die Einfahrtshalle zeigt Stuckdekor des späten 17. Jhs. Gleichzeitig mit dem Turmausbau um 1830 wurden dem SO- und NW-Trakt Bogenstellungen, im NW mit einer Treppenanlage zur Erschließung des Obergeschoßes, vorgestellt. In der S-Ecke liegt der kleine quadratische Kapellenraum. Der Sakralraum wurde 1633 unter Rudolf v. Teuffenbach eingerichtet und besitzt eine bemerkenswerte, 1998 restaurierte Raumausstattung mit einer reichen Stuckdekoration und einer 5 Stuckfelder füllenden Malerei in Marouflage-Technik (auf Putz geklebte Öl-Leinwand-Bilder). Ein im NO-Trakt situierter, über 2 Ebenen reichender Keller zeigt ausschließlich Ziegelmauerwerk und wurde wohl erst während einer der neuzeitlichen Hauptbauphasen abgetieft. Der Baualtersplan von A. Klaar lässt in der W-Ecke Bauteile mit höherer Mauerstärke (ca. 1,50 m) erkennen, wodurch auf die Einbindung mittelalterlicher Bauteile geschlossen wurde. Der Vischer-Stich zeigt an der W-Ecke einen Turm mit Zwiebelhaube, der anhand der heutigen Raumstrukturen jedoch nicht mehr nachvollziehbar ist. Die SW-Front zeichnet sich durch div. Abweichungen aus, so springt 6,15 m nach der W-Ecke ein 6,07 m breites (Maße nach Klaar) Mauerkompartiment schwach gegen die Feldseite vor, eine Situation, die mglw. auf die Einbindung eines älteren Baukörpers zurückzuführen ist. Im weiteren Verlauf weist die SW-Seite eine Krümmung nach innen auf, wodurch die gerade laufende Traufzone einer maschikuliartigen Konstruktion zur Korrektur bedurfte. Auch eine Binnenmauer zeichnet sich innerhalb der W-Ecke durch größere Mauerstärke aus, doch verhindert flächendeckender Putz eine nähere Analyse des gesamten Bereiches. Das Plateau des ehem. Kernwerks wird von einer im Quadrat laufenden Umfassungsmauer umgeben, deren Ecken in bastionärer Weise mit kleinen, flankierfähigen Schalentürmen verstärkt sind. Die Mauer bildet heute nur noch eine niedrige Brüstung, die Vischer-Ansicht lässt zumindest 1 zusätzliches Geschoß mit Scharten und einem Zinnenkranz rekonstruieren. Unverputzte Bereiche zeigen ausschließlich Ziegelmauerwerk, als Zeitstellung dieser "Befestigung" ist mglw. das späte 16. Jh. bzw. das 17. Jh. in Erwägung zu ziehen. Südöstl. erstreckt sich der Bereich des ehem. Meierhofes; die urspr. 3-flügelige Anlage ist auf dem Vischer-Stich – der generell mit dem überkommenen Bau in Übereinstimmung zu bringen ist – dargestellt. Nach Dehio datiert die ehem. Anlage in das frühe 17. Jh., vom Altbestand ist heute nur noch der SW-Trakt in restaurierter Form erhalten, der straßenseitige NO-Trakt wurde nach dem Abbruch während der Restaurierung des Schlosses in stilgerechter Art neu errichtet. Der Meierhof selbst wurde durch eine Brücke von SO erschlossen, ein wohl im Zuge dieses Zuganges angelegtes Barockportal ist heute östl. an der Straße aufgestellt. Die Weiterführung dieser Zugangsachse vermittelt eine lange Brückenrampe zwischen Meierhof und Kernschloss. Ihre Konstruktion stützt sich tlw. auf einen integrierten, älteren Baukörper. Der kleine Rechteckbau wird durch eine kleine Schartenöffnung belichtet und zeigt an der Außenseite unverputztes Bruchsteinmauerwerk, dessen Struktur durchwegs aus lagig verlegten, tlw. hammerrecht zugerichteten Steinen besteht, womit eine hochmittelalterliche Zeitstellung (13. Jh.?) wahrscheinlich zu machen ist. Die ehem. Funktion des Baues ist unbekannt. Das Schloss wurde nach dem Erwerb durch die MG Dürnkrut 1985 umfassend restauriert und als Kultur- und Gemeindezentrum adaptiert, als das es seit 1998 in Verwendung steht.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Restaurierte, als Amtshaus genutzte Schlossanlage. Eingeschränkt zugänglich, Führungen möglich.
Touristische Infrastruktur Parkplätze an der Hauptstraße im Bereich des Schlosses. Die jüngst restaurierte Schlossanlage ist als Gemeinde- und Kulturzentrum in Verwendung. Die Außenbereiche sind frei zugänglich, eine Führung durch die Innenräume ist bei entsprechender Anmeldung bei Bürgermeister Rudolf Reckendorfer möglich, Tel.: 0699/11893122
Gasthäuser Schlossheuriger Weindl in Dürnkrut, Heurigenrestaurant "Weinstöckl" in Waidendorf, GH "Zum Karpfenteich" in Nexing.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 134
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 72 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 84 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 115
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 119 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 233 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 90
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 29 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 7
Dürnkrut. Stark übersteigerte Ansicht des Schlosses von Vischer  (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Dürnkrut. Stark übersteigerte Ansicht des Schlosses von Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer
Dürnkrut. Blick auf das Kernschloss von SO (2002) - © Thomas Zoder
Dürnkrut. Blick auf das Kernschloss von SO (2002)
© Thomas Zoder
Dürnkrut. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Dürnkrut. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht