Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Ebenberg
ID 307
weitere Burgennamen Stranzendorf
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Stranzendorf
OG/MG/SG Rußbach
VB Korneuburg
BMN34 rechts 731068
BMN34 hoch 368675
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt An der Ortsdurchfahrt nordwestl. zur Pfarrkirche abzweigen.
Geschichte Die Erstnennung eines Genannten von Ebenberg zu Beginn des 13. Jhs. ist als unsicher zu bewerten. 1280 gelangt Ebenberg an die Hrn. v. Hohenberg. Über Weichard v. Winkel kommt die Hft. an Chunrat v. Ladendorf, von diesem pfandweise an Jans v. Winkel. 1376 geben die Scheuchensteiner den Besitz an Otto v. Floyt weiter. 1417 erhalten Johann und Wolfgang Floyt die landesfürstliche Belehnung. Im Besitz der Floyt ist der "Hof" 1439 und 1455 genannt. Unter den Thonradl, Führer der protestantischen Partei, wird die Burg zerstört. Um 1643 wird das Schloss wieder aufgebaut, 1671 zeichnet Vischer den Schlosskomplex als stattliche, bastionär umwallte Festungsanlage. 1675 erwirbt Leopold Geyer v. Edlbach das "Gut Ebenberg". 1719 gelangt die "Veste Ebenberg oder Stranzendorf genannt" von Anna Franziska v. Kuefstein an die Gfn. Schönborn. Über den Verfall der Anlage werden keine Daten genannt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die von Bors als "Gut Ebenberg" bezeichnete Anlage liegt ca. 2,7 km östl. von Niederrußbach bzw. knapp westl. der Pfarrkirche von Stranzendorf, die eine erhöhte Geländeterrasse ca. 300 m westl. der Ortsdurchfahrt von Stranzendorf benutzt. Die ausgedehnten Anlagen sind auf der ÖK 50/Blatt 39 gut durch den mit Böschungsschraffen dargestellten Grabenring erkennbar. Die bislang als abgekommen erwähnte Örtlichkeit wurde durch die Forschungen von Bors entdeckt. Die überkommenen Anlagen sind nicht mehr mit dem Sitz des 13. Jhs. bzw. des Mittelalters in Verbindung zu bringen, sondern beschreiben eine neuzeitliche Befestigungsanlage, die wohl durch den Vischer-Stich von 1672 ("Stranzendorf") erschließbar ist und deren Entstehungszeit im 16./17. Jh. anzusetzen ist. Die einheitliche Konzeption der Befestigung lässt eine Integration bzw. Weiterbenutzung älterer Anlagen kaum möglich erscheinen, inwieweit sie die Stelle des mittelalterlichen Sitzes überlagert, ist nur bedingt erschließbar. Keramikfunde aus dem Siedlungsareal datieren vom 14./15.–17. Jh. Die Größe des befestigten Areals ist selbst für eine neuzeitliche Anlage enorm, mglw. ist an eine gemeinsame Umwallung von Sitz und Siedlung zu denken. Die heutige Situation lässt eine relativ gleichseitige, 5-eckige Anlage erkennen, die in Form eines erhöhten, gegen SO leicht abfallenden Areals erhalten ist. Aus der Darstellung der ÖK ist eine Ausdehnung von etwa 170 x 200 m abzulesen. An der westl. Spitze sind Reste eines Randwalles erhalten, der wohl ehem. die gesamte Anlage umgab. Dem Plateau war vermutlich allseitig eine Grabenanlage vorgelagert, die vor allem an der W-Seite in eindrucksvoller Form und Größe erhalten ist. Reste von Wall-Graben-Anlagen begleiten auch die NO- und S-Flanke. Die Grabenanlagen der W-Seite, wo eine schwache Überhöhung durch das Umland natürlich gegeben war, sind durch Aushub entstanden, an den übrigen Seiten wohl durch Anschüttung. Die O-Flanke der Anlage ist durch rezente Bebauung der Böschungen nahezu völlig zerstört. Von hier führt eine Zufahrt zum Haus Stranzendorf Nr. 4, das mit seinem Grundstück in der nordöstl. Ecke des Plateaus situiert ist. Der Grund ist noch heute Schönborn-Besitz. Der überwiegende Teil ist als Ackerfläche genutzt und völlig frei von Bebauung oder Bewuchs. Stärkerer Buschwerk-Bewuchs ist nur im Bereich des ehem. Randwalles und der Grabenanlagen zu verzeichnen. In die NO-Flanke sind mehrere rezente Keller eingebaut, diese Seite erscheint auch stärker durch Abgrabung verändert. Einen Überblick gewinnt man über die nördl. und südl. die Böschungen entlangführenden Straßen oder Feldwege. Im Zentrum der östl. vorgelagerten Terrasse liegt die heutige Pfarrkirche. Sie wurde 1733, angeblich aus dem Material des abgebrochenen Schlosses, jedoch bereits an Stelle einer älteren Kirche Hll. Peter und Paul errichtet. Die Befestigungen von Ebenberg vermitteln ein ausgezeichnetes und in ihrer Ausprägung und Größe wohl seltenes Beispiel einer neuzeitlichen, aus Erdwerken bestehenden Bastionärbefestigung. Die Anlagen reagieren eindeutig auf die Verwendung von Artillerie, sowohl defensiv als auch offensiv. Die bereits in das späte Mittelalter zurückreichenden Erfahrungen auf dem Gebiet der Belagerungsartillerie bewiesen die Vorteile von Erdbefestigungen, die sich bei Beschuss als durchaus geeigneter erwiesen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. erhaltene Befestigungsanlage, tlw. frei zugänglich.
Literatur
  • Anton Becker, Der Haberg. Unsere Heimat 8, 1935, 229–239, 237 f.
  • Kurt Bors, Glasierte Keramik in Ortswüstungen. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 10, 1994, 5–22, 9
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 344 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 33 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1146
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 30/1991, 338
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, E 4
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 72
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 326,10
Ebenberg. Vischer-Stich von 1672. - © Georg Matthäus Vischer
Ebenberg. Vischer-Stich von 1672.
© Georg Matthäus Vischer
Ebenberg. Luftbild der Anlage von N. Die 5-eckige Ackerparzelle und die umgebenden Wege markieren die Ausdehnung der Wallanlage (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Ebenberg. Luftbild der Anlage von N. Die 5-eckige Ackerparzelle und die umgebenden Wege markieren die Ausdehnung der Wallanlage (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška