Hauptburgenname
Enzersdorf
ID
343
weitere Burgennamen
Enzersdorf im Thale
Objekt
Schlossruine
Adresse
A-2032 Enzersdorf im Thale
KG
Enzersdorf im Thale
OG/MG/SG
Hollabrunn
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
743461
BMN34 hoch
382925
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 303 nach Hollabrunn fahren und über das Stadtzentrum östl. Richtung Ernstbrunn abzweigen. Nach ca. 14 km erreicht man über die B 40 Enzersdorf im Thale. Der Zugang zum Schloss ist bei der Ortsdurchfahrt nicht zu übersehen. RAD: In Aspersdorf zweigt vom "Heldenbergweg" eine Radroute nach O ab, die nach Enzersdorf im Thale führt und Anschluss an das dichte lokale Wegenetz bietet.
Geschichte
Frühe Nennungen zu Enzersdorf ab 1204/20 lassen auf Beziehungen der Sonnberg-Rötelsteiner zu diesem Ort schließen. 1376 wird der Ort als "Enczestorff in longa valle" erwähnt. Ab dem 14. Jh. ist eine Adelsfamilie nachweisbar, die bis zum Erlöschen 1598 hier sesshaft ist und die mit den Hrn. v. Enzersdorf an der Fischa verwandt ist. Wie der von Binder herangezogene, 1261 genannte Dietrich v. "Enzinstorf" zu werten ist, bleibt demnach offen. Stephan, Hans, Heinrich und Görg die Enzersdorfer werden 1373 durch Hzg. Albrecht III. mit der Hft. Enzersdorf belehnt. Veit v. Enzersdorf errichtete vermutlich in der 1. H. d. 16. Jhs. das Wasserschloss. Ab 1598 tritt ein rascher Besitzwechsel ein, auf David v. Teuffenbach folgen 1621 Georg Ehrenreich v. Zinzendorf, 1636 die Fam. Windischgrätz, 1686 die Starhemberg und 1758 die Gfn. Sinzendorf. Das 1683 von den Türken zerstörte Schloss wird 1706 und nach 1750 (vermutlich durch die Sinzendorf) barock um- bzw. ausgebaut. 1813 kommt der Besitz von den Sinzendorf an die Gfn. v. Hardegg und 1820 an Carl Gf. v. Spangen. 1816 wird der gute Zustand des Schlosses beschrieben, zwischen 1834 und 1838 erfolgen weitere Veränderungen durch Philipp Gf. v. Spanger. Im Besitz dieser Familie ist Enzersdorf auch noch nach Aufhebung der Grundherrschaft. Im Besitz der Schönborn-Puchheim befindlich wird das Schloss 1945 stark zerstört und danach zum großen Teil abgetragen.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Etwa 12 km ostnordöstl. von Hollabrunn liegt in der Senke des Göllersbaches der Ort Enzersdorf im Thale. Das ehem. Schloss liegt am S-Rand des Dorfes, ca. 200 m südwestl. der Pfarrkirche, in Niederungslage am orographisch linken Ufer des Göllersbaches. Auf der ÖK 50/Blatt 23 ist die Lage durch den ausgewiesenen Wassergraben klar erkennbar.
Die Bezeichnung "ehem. Schloss" ist zutreffend, da der heutige Baubestand nur noch ein Torso der ehem. ausgedehnten Anlage ist. Der zwischenzeitliche Ausbaustand um 1672 ist durch den Vischer-Stich dokumentiert, der eine eindrucksvolle, stark gegliederte Schlossanlage mit zahlreichen Türmen, mehrfachen Höfen, Zwingern und Wassergräben zeigt. Die urspr. Wasserburg wurde – nach einer nicht mehr vorhandenen Inschrift – 1706 barockisiert, im 3. V. d. 18. Jhs. erfolgte ein neuerlicher Umbau mit der Errichtung eines Ehrenhofes. 1834/38 sind weitere Veränderungen zu verzeichnen. Nach der Zerstörung 1945 wurde der überwiegende Teil der Anlage offensichtlich restlos abgetragen. Der gegenwärtig erhaltene Bau ist der ehem. W-Trakt des Ehrenhofes, der wohl dem Kernschloss nördl., an der Zugangsseite vorgelagert war. Der 2-gesch. Bau besitzt im Erdgeschoß der Hofseite Pfeilerarkaden, die beiden Stirnseiten sind durch zurückgesetzte, gering erhöhte Ausbauten betont. Der Fassadenschmuck ist durch fortgeschrittenen Verfall gekennzeichnet, durch abgeplatzten Flächenputz ist das Baumaterial, ausschließlich Ziegel, zu beobachten. Der spiegelgleiche O-Trakt ist in Form einer 1-gesch. Ruine tlw. erhalten. Die zentral an der N-Seite situierte Toranlage mit ehem. figural geschmückten Pfeilern verband die Trakte.
Der Schlossrest liegt am N-Rand eines großen, verebneten Areals, das im O, S und W vom teichartig verbreiterten Wassergraben umschlossen wird. Die Außenseiten des Grabens werden noch tlw. von niedrigen Wallanlagen begleitet. Entsprechende Anlagen an der N-Seite wurden offenbar frühzeitig zugeschüttet bzw. verebnet. Unmittelbar nördl. fließt der Göllersbach, der wohl urspr. zur Flutung der Gräben herangezogen werden konnte. Das abgekommene Kernschloss ist im Zentrum des nun halbinselförmigen Areals zu rekonstruieren. Die ob der Größe dieser Fläche erschließbare Ausdehnung des ehem. Schlosses ist bemerkenswert.
2 km nordwestl. des Schlosses weist die ÖK 50 den 344 m hohen "Hausberg" aus. Der von Binder hier postulierte Vorgängerbau des Schlosses, wobei er auch die Bezeichnung "Burgstall" verwendet, kann nach einer mündl. Mitteilung von H. Schwammenhöfer nicht bestätigt werden.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Ruinöser Schlossrest. Höfe zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet, unweit des ehem. Schlosses.
Renovierungsbedürftiger Rest des Schlosses, der jedoch die Möglichkeit zu einem Rundgang mit reizvollen Blickpunkten bietet.
Gasthäuser
GH "Zur Weintraube" in Kleinstetteldorf, GH "Zum Goldenen Stern" in Hollabrunn, GH "Zum Goldenen Engel" in Hollabrunn.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 112
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 210 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 119
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 195
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 140 f.
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 91
- Andreas Kusternig, Max Weltin, Stadtgemeinde Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 711–756, 733 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 15