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Hauptburgenname Falkenstein II
ID 365
weitere Burgennamen Rabenstein(?), Alter Pfarrhof
Objekt Burg, stark umgebaut
Adresse A-2162 Falkenstein 1
KG Falkenstein
OG/MG/SG Falkenstein
VB Mistelbach
BMN34 rechts 768680
BMN34 hoch 398404
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Aus Richtung Wien über die B 7 bis zur 5 km nördl. von Poysdorf liegenden Abzweigung nach Falkenstein fahren. Nach Erreichen der Ortschaft kurz nach dem Kreisverkehr bergwärts abzweigen (Zufahrt zur Burgruine), wodurch man unmittelbar den Pfarrhof erreicht. RAD: Der "Weinviertelweg" führt unmittelbar durch Falkenstein.
Geschichte Die Rabensteiner Linie der Herren von Falkenstein spaltet sich nach neueren Forschungen noch vor der M.d.12.Jhs. ab (NÖUB Vorausband, 249). Seit den 70er Jahren des 12. Jhs. ist bei den Hrn. v. Rabenstein der Beiname Struner/Struno geläufig. Bereits um 1200 dürfte diese Linie ausgestorben sein. 1249 ist Heinrich v. Liechtenstein, dessen Geschlecht mit den Falkenstein/Rabensteinern wohl verwandt war, auf Rabenstein nachgewiesen. 1265 ist Rabenstein als selbständige Hft. der Liechtensteiner ausgewiesen, in Heinrichs Testament von 1269 wird das „castrum in Rabenstein“ mit Wall, Graben und Mauer umgeben beschrieben. Während die Hrn. v. Liechtenstein Falkenstein im Zuge des Adelsaufstands 1295 verlieren, bleibt Rabenstein ihr freies Eigen. Dass Rabenstein dabei zerstört wurde, ist nicht belegt. Noch im 14. Jh. besitzen sie den "Burgstall", nahe dem sie im 14. Jh. den "Spitalhof" gründen, der Basis für das "Rabensteiner Gut" wird. Das "Spital" ist 1380 urk. nachgewiesen. Von den Hagenbergern gelangt der "Spitalhof" an den Pfarrer von Poysdorf. Nach Aufgabe der Burg fungiert der Spitalhof als Freihof. Urk. Nachrichten, die in der Folgezeit auf den Pfarrhof bezogen werden können, sind nicht bekannt. Die Funktion als Pfarrhof verliert der im Besitz der Erzdiözese Wien befindliche Bau erst 1975.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Etwa 800 m östl. der Burgruine Falkenstein bzw. 400 m nordöstl. der Falkensteiner Pfarrkirche liegt die großteils für Weinbau genutzte Flur "Rabenstein". Der Name tradiert die gleichnamige Burg, deren näherer Standort heute nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehbar ist. Nach Büttner lag sie auf einem Felskopf, der in jüngerer Zeit zur Schottergewinnung abgetragen wurde. Die rund 280 m nordöstl. der Pfarrkirche situierte, auffallende Felsklippe mit den Stationen und der Kapelle eines Kreuzweges, die für einen hochmittelalterlichen Sitz durchaus geeignet erscheint, lässt keinerlei Reste bzw. Geländeaufbereitungen eines Sitzes erkennen. Südöstlich des Rabensteins, von diesem allerdings durch einen Graben getrennt, liegt der alte Pfarrhof, Falkenstein Nr. 1. Gemeinsam mit der etwa 100 m südwestlich gelegenen Pfarrkirche nutzt dieser eine Geländeterrasse am SO-Abhang des Burgberges mit der markanten Burgruine, wo eine geeignete Überhöhung zum ehem. Ortsteil Wieden, dem ehem. Altort, vorhanden war. Der Pfarrhof bildet eine 3-flügelige, heterogene Gebäudegruppe mit durchaus burghaftem Erscheinungsbild. Die Bebauung erstreckt sich über eine rund 42 x 33 m, etwa N-S orientierte Fläche. Der 1-gesch. Haupttrakt im O, überragt im S von einem 3-gesch. Turm, dem "Kooperatorstöckl", wird vom 1-gesch. "Benefiziatenhaus" im S und einem 2-gesch. Wirtschaftsbau im N ergänzt. Dazwischenliegende Einfahrten im N und S erschließen den Innenhof, der im W nur von einer niedrigen Umfassungsmauer abgeschlossen wird. Während die östl. Bauteile unmittelbar an den Steilabbruch der Geländeterrasse gerückt sind, wo sie den Anger des Altortes dominieren, werden die westl. Bauteile vom rezent überformten, tlw. überhöhten Vorgelände umgeben. Die Funktion als Pfarrhof verlor der Bau 1975, 1988 fanden Renovierungsarbeiten statt. Im Zuge einer geplanten Umfunktionierung in ein Hotel kam es 1997 zu begleitenden archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen mit einer Fülle bemerkenswerter Befunde, sodass die Frühgeschichte der mittelalterlichen Besiedlung des Ortes, aber auch der Höhenburg, neu zu bewerten ist. Die 1. Phase ist in das 9./10. Jh. zu stellen. Die Holzobjekte dieser Phase, eingetiefte Wohnbauten mit Ofenanlagen, sind einer slawischen Besiedlungsperiode zuzuweisen. In der 2. Phase, datierbar in das 11./12. Jh., konnte das Auftreten einer Massivbebauung festgestellt werden. Ein N-S laufender Bering dieser Phase lag innerhalb des späteren O-Berings oberhalb des Felsabbruches, weitere Mauern (einer Binnenbebauung?) ließen keinen näheren Zusammenhang erkennen. Der Bering der 3. Phase, die in das 13. Jh. datiert wurde, dürfte das noch heute ummauerte Areal umschlossen haben, die heutige, leicht gekrümmte, nicht besonders starke O-Mauer des Haupttraktes sitzt auf der Ringmauer des 13. Jhs. auf, welche dem Bering der 2. Phase hangseitig vorgestellt wurde. Das Mauerwerk aus kaum bearbeiteten, dennoch streng lagigen, tlw. hochgestellt verlegten Kalksteinblöcken lässt diese Datierung, die mglw. auf das frühe 13. Jh. eingeengt werden kann, zu. Mehrere vom Bering ablaufende Quermauern, tlw. aus quaderartigem Material, belegen eine Binnenverbauung des 13. Jhs. im Bereich des heutigen O-Traktes. Ob die aufgehenden Bereiche der O-Mauer ebenfalls dem 13. Jh. zuzuweisen sind, kann, verhindert durch flächigen Putz, nicht festgestellt werden. Ein Turm des 13. Jhs. in der SO-Ecke ist nach gegenwärtigem Forschungsstand noch nicht gesichert. Nördl. der Anlage, im Bereich des heutigen Obstgartens, konnten Befunde der Phase 2 und 3 festgestellt werden, darunter Abfall- und Pfostengruben und mehrere W-O laufende Sohlgräben. In der 4. Phase, während des 14./15. Jhs., kam es zum verdichtenden Ausbau der Anlage und zumindest zur Erweiterung des SO-Turmes zu der noch heute erkennbaren Form. Ein weiterer Turm dieser Bauphase im NO wurde später abgetragen. Wie jener noch aufgehende turmartige Baukörper mit 1,40 m starken Mauern an der NO-Ecke, den Klaar in seinem Baualtersplan zeigt, einzuordnen wäre, ist folglich unklar. Im 16. Jh., in der 5. Bauphase, erfolgte der Ausbau zur noch heute erkennbaren Gestalt, div. Veränderungen (Bauphase 6) sind für das 17. Jh. zu verzeichnen. Die genannten Bauphasen resultieren aus der unterhalb des Erdgeschoßniveaus vorhandenen Schichtenabfolge, die aufgehenden Bauteile liegen großteils unter deckendem Putz und gestatten keinerlei Einblicke in die Mauertechnik. Die aufgehenden Mauern des östl. Haupttraktes sind wohl weitgehend dem 16. Jh. zuzuweisen, mittelalterliche Grundlagen der Phase 4 fanden jedoch Verwendung. Der heutige SO-Turm, ein 3-gesch. trapezförmiger Bau mit flachem Walmdach, besitzt zahlreiche spätmittelalterlich profilierte Fenstergewände, deren hochrechteckige Form mglw. noch auf das 14. Jh. weist. Mit dieser Befensterung korrespondiert eine vermauerte Türe im 2. Geschoß der O-Mauer, wohl der Zugang zu einem ehem. Erker. Im Zuge einer Veränderung der Geschoßhöhen während der Neuzeit wurde ein Teil der spätmittelalterlichen Öffnungen, auch die Türe, außer Funktion gesetzt. Bauliche Zäsuren an den Außenseiten lassen eine sekundäre Aufhöhung eines älteren Baues (des 13. Jhs.?) vermuten, von dem mglw. die Reste einer in der nördl. Mauerschale angelegten Treppe und ein an der SO-Ecke auskragender Traufstein stammen. An der W-Seite sind unterhalb der heutigen Traufzone einige Balkenlöcher zu beobachten, die mglw. auskragende Holzbauteile trugen. An der NO-Ecke ist erkennbar, dass die Binnenverbauung über eine Baunaht an den Bering gestellt wurde, welcher durch das lagerhafte Bruchsteinmauerwerk wahrscheinlich in das 14. Jh. datiert. Die nördl. Toranlage erlaubt durch flächigen Putz keine Datierung, der benachbart über den Bering tretende und das Tor flankierende Wirtschaftstrakt lässt jedoch lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk erkennen, das, wie die beiden im Obergeschoß der Feldseite angelegten Schartenöffnungen, in das 14. Jh. zu stellen ist. Dieser Zeitstellung gehört vermutl. auch die Basis des westl. Berings an, hier sind partiell zu Kompartimenten zusammengefasste Strukturen zu beobachten. Darüber hinaus zeigt diese Seite, wie auch der W-Giebel des "Benefiziatenhauses", starke neuzeitliche Ergänzungen durch Misch- und Ziegelmauerwerk. Die Raumsituationen zeigen wiederholte Adaptierungen bis in die jüngere Vergangenheit. Im 2. Geschoß des Turmes weist ein gegratetes Stichkappengewölbe auf die Bauphasen des 16./17. Jhs. hin, die Dekoration des Stuckspiegels datiert nach Dehio um 1600. Die weit zurückreichenden historischen Quellen, auch der Pfarre, lassen gemeinsam mit den frühen Baubefunden die älteste Burg von Falkenstein nach derzeitigem Forschungsstand im Bereich des Pfarrhofes rekonstruieren. Mit der benachbarten, im Kern zumindest tlw. rom. Pfarrkirche Hl. Jakobus d. Ä. wäre ein nicht unbedeutender Siedlungsaufschluss des frühen Hochmittelalters zu sehen, wobei auch für den Sakralbau, dessen Kern nach Dehio in das 13. Jh. datiert, Vorgängerbauten nahe lägen. Die mehrfachen Grabenvorlagen im N des Pfarrhofes lassen entsprechende, heute abgekommene Anlagen zur Außensicherung des Kirchen- und Sitzareals vermuten. Den nur mäßig von der Siedlung erhöhten, gegenüber dieser jedoch deutlich hervorgehobenen Sitz als Burg-Kirchen-Anlage anzusprechen, erscheint berechtigt. Die Koordinaten von Falkenstein II/Rabenstein bezeichnen daher den Standort des Pfarrhofes. Eine Identifizierung der Anlage mit der urk. erschlossenen Burg Rabenstein erscheint aus der topographischen Situation wahrscheinlich, allerdings widersprechen sich die urk. erschlossene Abfolge der Sitze (zuerst Falkenstein, dann Rabenstein) und der archäologische Befund. Es kann aber einerseits nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Rabensteiner Linie weitaus früher als ihr erster urk. Beleg abspaltete, zum anderen fanden bislang kaum archäologische Untersuchungen in der Kernburg von Falkenstein statt, sodass auch dort noch ältere Bauhorizonte auftauchen können. Letztlich ist aber eine anderweitige Lokalisierung von Rabenstein sowie ein zumindest zeitweises Nebeneinander-Bestehen eines siedlungsnahen Sitzes und der Höhenburg im Besitz der Falkensteiner Linie nicht auszuschließen. Der im 14. Jh. nachweisbare "Spitalhof", der mglw. nach Aufgabe bzw. Zerstörung der Burg in geringerem Umfang die Funktion eines Sitzes erfüllte, liegt 300 m östl. der Pfarrkirche am östl. Ortsausgang. Der heute als privater Wohnsitz adaptierte Bau liegt hier unterhalb der Ortsdurchfahrt (unmittelbar neben dem Kreisverkehr) am sanften Abhang zum Mühlbach. Innerhalb einer Gartenanlage, die durch eine spätmittelalterliche Toranlage erschlossen wird, liegt der 2-gesch., N-S orientierte Bau, der zumindest im nördl. Teil Bauteile des 14. Jhs. aufweist. An der unverputzten nördl. Giebelwand ist lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk sichtbar, das mit dem 1380 genannten Bau korrespondieren kann. Die südl. Teile des Gebäudes mit einer zum westl. Garten gerichteten, arkadenartigen Ausstattung wurden in jüngerer Zeit für Wohnzwecke verändert. Unmittelbar benachbart lag bis M. d. 17. Jhs. die der Hl. Elisabeth geweihte Spitalskirche.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit "Alter Pfarrhof": Derzeit ruinöser Bauzustand, eingeschränkt zugänglich. Spitalhof Privatbesitz, nicht zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit unmittelbar neben dem alten Pfarrhof. Markanter, burghafter Altbau, dessen bemerkenswerte Baugeschichte jüngst archäologisch nachgewiesen werden konnte. Gegenwärtig ungenutzt und tlw. ruinös, steht ein Nutzungskonzept noch aus. Ein öffentlicher Zugang besteht zur Zeit nicht, ein Rundgang gestattet jedoch Einblicke von außen.
Gasthäuser GH Schreiber in Poysdorf, GH "Zum Schwarzen Rössl" in Poysdorf, Heurigenbetriebe in Falkenstein.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 101 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 125 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 209 f., 211
  • Goetz W. Faisst, Geschichte und Baugeschichte des Pfarrhofes von Falkenstein. Unveröffentlichtes Manuskript, o.O, o. J. (1997)
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 36/1997, 14 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 36, 92
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs I. Wien (Birkenverlag) 1969, 53 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 466
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 14c
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 229