Hauptburgenname
Frankenstein I
ID
377
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Grafenmühl
OG/MG/SG
St. Anton an der Jeßnitz
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
662990
BMN34 hoch
313130
UTM 33N rechts
512507.26
UTM 33N hoch
5310851.3
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Von der B 25 (Scheibbs–Gaming) 2,9 km südl. von Neubruck östl. abzweigen, von wo man über den Güterweg „Oberriedthal" (Privatstraße) nach ca. 1,1 km einen östl. abzweigenden Feldweg erreicht, der nach einer großen Kehre am Waldrand nach N führt und nach 1,2 km den Sattel vor der Burgstelle erreicht.
Geschichte
Hzg. Friedrich verpfändet 1314 dem „Chunrat de Roezzing" (Rassing) das „castrum in Franchenstein". 1331 löst der Landesfürst die Burg dem Ulrich v. Toppel ab. Danach gelangt sie in den Pfandbesitz der Gfn. v. Pfannberg und des Klosters Mauerbach. 1338 schenkt Hzg. Albrecht den Frankenstein mit allem Zugehör dem Kloster Gaming und gebietet, dass niemand „fürbaß das purchstal zu Franckenstain widerpaue oder pestiffte … dass die Prueder zu Gaming nicht geleidiget werden noch betrubet". Das bedeutet, dass die Burg zuvor abgebrochen worden ist. 1338 stiftet Hartneid der Heffner, der letzte „purgraf zu Frankchenstain", für seine verstorbene Gattin einen Jahrtag in der Pfarrkirche Scheibbs. Der Name erscheint noch in der Folgezeit, während 1355 der Herzog ausdrücklich den Wiederaufbau der auf seine Anweisung hin zerstörten Festen verbietet, neben Frankenstein sind dies Liebegg und Scheuernberg. 1367 ist das „castrum Franchenstain" noch im Gaminger Urbar erwähnt, in selben Jahr sowie 1400 auch der Meierhof „auf dem Frankenstein". Der Hof erscheint 1632 mit dem Namen „Am Hauß".
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Der Burgstall der Burg Frankenstein liegt in der KG Grafenmühl, 3,2 km westsüdwestl. von St. Anton an der Jeßnitz bzw. 850 m ostsüdöstl. der Bahnhaltestelle Peutenburg auf einem zwischen dem Tal der Erlauf und einem östl. Seitengraben, dem Peutengraben, nach N laufenden, schroffen Bergsporn. Rund 800 m nordnordwestl. liegt am N-Fuß des Sporns der „Zehethof", Grafenmühl Nr. 8, zu dessen Grundbesitz die Burgstelle gehört. Anhand der Höhenschichtlinien ist die eigentliche Lagestelle, ein felsiger Gipfel, auf der ÖK 50/Blatt 72 gut erkennbar. Entsprechend der Topographie ist eine relativ großflächige, über mehrere Terrassen verteilte Burganlage zu rekonstruieren, die wegen ihrer ausgesetzten Lage durchaus überrascht und zumindest z. T. den Charakter einer Felsenburg besitzt. Sie ist heute, trotz der Bodenbeschaffenheit, besonders im S stark überwachsen, ein Überblick ist mitunter nur schwierig zu gewinnen. Pöchhackers Planaufnahme bietet jedoch eine gute Unterstützung. Demnach erstreckt sich der einst massiv bebaute Bereich über eine SW-NO-orientierte Fläche von über 80 m Länge und max. 40 m Breite. Im NO liegt ein erhöhtes, mehrfach gegliedertes, gegen NO sich verschmälerndes Felsplateau von etwa 35 x 20 m Größe, auf dem die ehem. Kernburg lag. Mit Ausnahme zur südl. angeschlossenen Vorburg ist das Plateau allseitig von felsdurchsetzten, meist unersteigbaren Abbrüchen umgeben. An der NW-Flanke sind Felsausstemmungen für ein kleines, wohl randständiges Gebäude zu beobachten. An der S-Seite liegt ein kleiner, in die Vorburg ragender Felshügel, den Pöchhacker als „Turmhügel" anspricht und wo ein zugangssichernder Bau durchaus plausibel erscheint. Ob der Zugang tatsächlich östl. dieses Hügels lag, wie Schad´n und Pöchhacker vermuten, bleibt jedoch offen. Sichtbare Mauerreste sind im Bereich der Kernburg nicht mehr erhalten. Die Vorburg benutzt den südl., verbreiterten Teil des Burgbereichs. Während sie im W nur von Steilhängen begrenzt ist, wird die SO- und S-Seite von einem Felswall geschützt, in dessen Bereich verstürzte Mauerzüge zu beobachten sind und der mit einer kleinen Einsattelung mit dem „Turmhügel" in Verbindung steht. Diese zum ehem. Zugang gewandte Situation dürfte wohl, die natürlichen Gegebenheiten nutzend, verstärkt ausgebaut gewesen sein. Nach Schad´n, der dies bereits betont, waren hier im 18. Jh. noch Reste des Berings und des Tores erhalten. Entsprechend vermutet Pöchhacker das ehem. Tor im Zentrum der S-Seite. Unter der westl. Abtreppung des „Turmhügels" liegt eine aus dem Fels geschrämte Zisterne. Südl. und östl. des Walls fällt das Gelände der Vorburg mit hohen Felshängen ab. Dennoch ist die gesamte S-Seite durch einen mächtigen Wallbogen gesichert, der die Vorburg hufeisenförmig umgibt und der erst in den westl. und östl. Steilhängen ausläuft. Dem Wall ist südl. ein 3-eckiges Plateau vorgelagert. Vor diesem fällt das Gelände mäßig zu einer schmalen Einsattelung im unmittelbaren Vorfeld ab, mit der das Burgareal mit dem Hinterland in Verbindung steht und über die der Zugang führt. 500 m südwestl. lag bis 1912 der Hof „Hausbauer", auch „Auf dem Haus", der angeblich aus dem Material der Burg errichtet wurde, der jedoch der ehem. Meierhof des Sitzes war. Dieser ist auf der Admin.Karte NÖ/Blatt 85 unter „Haus“ verzeichnet. Schad´n berichtet noch über eine Plattform mit 22 m Durchmesser, die sich unmittelbar neben dem Zugang befand und die verm. mit dem ehem. Standort des Meierhofs ident war. Heute ist die Stelle m. V. noch anhand spärlicher Geländemerkmale erkennbar.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Natürlich belassener, gut erhaltener Burgstall, frei zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 139
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 283 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 148 f.
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1905
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, II und VIII, A 188, F 151
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 192
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 31, 82 ff.
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 213
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 33/1
- Alois M. Wolfram, Die Wehr- und Schloßbauten des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/6 ff., 1968/12, 69 f.; 1969/1, 3
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 441,10