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Hauptburgenname Gleiß
ID 380
Objekt Burgruine
KG Sonntagberg
OG/MG/SG Sonntagberg
VB Amstetten
BMN34 rechts 631678
BMN34 hoch 320887
UTM 33N rechts 481082.62
UTM 33N hoch 5318061.9
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 121 (Amstetten–Waidhofen an der Ybbs) erreicht man 9 km nördl. von Waidhofen die Ortschaft Gleiß. Die Anlage liegt nahe der Straße, der Zugang (vom Denkmal am kleinen Ortsplatz entlang eines Zaunes, durch Büsche bis zur Brücke über den Graben) ist aber nicht beschildert. RAD: Der "Ybbstalweg" (Ybbs an der Donau–Lunz am See) übersetzt unterhalb der Ruine die Ybbs.
Geschichte Kg. Otto III. übergibt 993 einem Saxo 3 Königshufen in "Gluzengisazi". Saxo ist verm. Ahnherr der sächsischen Gfn. v. Seeburg-Gleiß. Durch Wichmann v. Seeburg-Gleiß gelangt das Gebiet um Gleiß ca. 1185 an den Bf. v. Passau, doch kann auch eine temporäre Begüterung Seitenstettens nicht ausgeschlossen werden. Ab 1120 erscheinen die Ministerialen v. Gleiß-Totzenbach (Büttner), in der 2. H. d. 13. Jhs. die Stille-Gleiß. Gleiß ist (nach Weigl) namengebender Ort einer bischöflich-Passauer Herrschaft, nach der sich – abgesehen von den älteren Grafen – Angehörige verschiedener Fam. aus dem Ministerialen- oder Ritterstand nennen. Obwohl Gleiß kein Stammsitz einer kleinadeligen Fam. war, sondern den jeweiligen Burggrafen den Namen gab, ist (nach Weigl) ab M. d. 13. Jhs. eine Personengruppe nachweisbar, die wohl einer Fam. entstammte (Sifridus, Wolflinus, Konrad und Otto v. Gleiß). Rudolf v. Gleiß hatte zumindest ab 1266 eine wichtige Verwaltungsposition in Passauer Diensten inne. Die Fam. ist bis E. d. 13. Jhs. hier dokumentiert, nach 1299 und während des 14. Jhs. nennen sich Angehörige der Harauer nach Gleiß. Heinrich und sein Sohn Dietrich heißen sowohl nach Harau und Winden als auch (als Burggrafen) nach Gleiß. 1459 erscheint Gleiß anlässlich des Verkaufes durch Wolfgang v. Wallsee an Georg Gailspecker. Diesem folgen die Eitzing, 1500 Oswald Schirmer, 1542 die Frhn. Hofmann. Gottfried v. Scherfenberg ist 1575 nachweisbar, 1576 folgt Daniel Strasser. Als Merian die Burg 1649 zeichnet, gehört sie den Geyer v. Osterburg, zwischen 1665 und ca. 1700 den Montecuccoli. Bis 1913 sind die Gfn. Orsini-Rosenberg Schloss- bzw. Grundherren, unterbrochen 1718 bis 1760 durch die Frhn. v. Hohenegg. 1913 kommt der Besitz an Rudolf Frh. Drasche-Martinsberg und 1934 an die Kärntner Montanindustrie.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 2,4 km nordwestl. von Sonntagberg im Dorf Gleiß auf einem unmittelbar westl. der Ortsdurchfahrt (B 121) situierten, gegen N laufenden Felssporn am rechten Ufer der Ybbs. Die Anlage liegt auf einem Konglomeratfels, der durch natürliche Einschnitte aus dem Geländesprung zur tief verlaufenden Ybbs geschnitten wird. Obwohl etwas unterhalb der Siedlung gelegen, weist der Fels im W, N und O überraschend steile und hohe Abbrüche auf. Während Merian und Vischer die Anlage 1649 bzw. 1672 noch als repräsentatives Schloss zeigen, sind nach der Zerstörung durch die Franzosen 1806 nur mehr wenige, unzusammenhängende Mauerreste übrig. Zentral stand offenbar ein hoher viereckiger Bergfried, der mit Zwiebelhelm und Scharwachtürmchen ausgestattet war. Diese Stelle wird heute von einem großen Schutthaufen markiert. An ihn schloss eine polygonale Kernburg an, deren Außenmauern weitgehend abgestürzt sind. Am äußersten Sporn hat sich eine 1,3 m starke Beringecke erhalten, die unter Putzresten mit aufgemalter Eckquaderung kleinteiligen Bruchstein in ausgezwickelten Einzellagen aufweist, die Kante wird durch gefaste Konglomeratquader eingefasst. Beiderseits sind die weiteren Fluchten als Fundamentreste zu verfolgen. Das nur kleinflächig einsehbare, der Einzellage verpflichtete Zwickelmauerwerk mag noch dem 13. Jh. zuzuordnen sein. Im angrenzenden Burgbereich lassen parallele Mauerspuren auf einst zugehörige Einbauten schließen. Im O finden sich lange Mauerfundamente einer vorgesetzten starken Mauer, die nach Merian als Zwinger mit kleinem Turmaufbau über der Ybbs zu deuten ist. Ihre stark ausgezwickelten polygonalen Blöcke sind zu Kompartimenten zusammengefasst. Westl. der Kernburg steht im Steilhang noch ein 8 m langer Mauerzug, der als ehem. Binnenmauer eines mehrgesch., sonst komplett abgestürzten Anbaus an die Kernburg zu sehen ist, wie er bei Vischer dargestellt ist. Der schmale Zugang zur Ruine wird als jüngster Bauteil von einem polygonalen, schildartigen Mauerzug mit vorgelegtem tiefen Graben geschützt. Heute ist der Bereich stark ergänzt und mit einer Brücke versehen, deren Pfeiler Oskar Kreutzbruck in einer Planaufnahme um 1900 noch völlig anders darstellt. Hier, wie an einigen Teilen der Hochburg, sind im Untergeschoß breite Tonnengewölbe erhalten. Im O deuten konische Fenstergewände, die Piper noch als Rundbogenfenster zeigt, auf eine ehem. Burgkapelle. Merian und Vischer zeigen einen hohen Torturm mit rundbogiger Doppeltoranlage und Zugbrücke, der beiderseits von 3-gesch. randständigen Bauten mit Scharwachtürmchen flankiert wird. Es handelte sich offenbar um eine schmale Vorburg, deren Zwickelmauerwerk wohl im Kern noch aus dem 15. Jh. datiert, während die (stark erneuerten) Aufbauten mit Kordongesims und Kanonenscharten erst aus der Neuzeit stammen. Das südl. vorgelagerte Kloster der Schwestern vom göttlichen Erlöser liegt auf einem kleinen Hochplateau und markiert wohl die Stelle des ehem. Wirtschaftsbereichs, es wurde nach 1895 erbaut.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkplätze an der Ortsdurchfahrt von Gleiß. Stark verfallene und tlw. auch stark überwachsene Burgruine mit wenigen Mauerresten. Das ungesicherte Ruinengelände ist ganzjährig frei zugänglich, aufgrund der allseitigen Steilabstürze ist jedoch Vorsicht geboten.
Gasthäuser GH "Zum Halbmond" in Waidhofen an der Ybbs, GH "Bachlerhof" in Kematen.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 145
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 277 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 122 ff.
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 77
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2258
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, G 149
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 34
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 215
  • Matthaeus Merian, Topographia provinciarum Austriacarum. Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis etc. Das ist Beschreibung und Abbildung der fürnembsten Stätt und Plätz in den österreichischen Landen Under- und Ober-Österreich, Steyer, Kärndten, Crain und Tyrol. Faksimilie der Erstausgabe von 1649 sowie der beiden Anhänge und der "Topographia Windhagiana" von 1656. Kassel 1963, 52
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VI, 53 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 27
  • Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 64 ff., 67 ff.
Luftbild von O (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von O (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von M. Merian (1649) - © Matthaeus Merian
Stich von M. Merian (1649)
© Matthaeus Merian
Baualtersplan (2006) - © Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht