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Hauptburgenname Gnadendorf
ID 382
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Gnadendorf
OG/MG/SG Gnadendorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 754923
BMN34 hoch 386290
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Genannte nach Gnadendorf treten vor 1136 in Klosterneuburger und Göttweiger Quellen auf, wobei von Weltin eine Identität mit den Edelfreien v. Patzental gemutmaßt wird. Der um die M. d. 12. Jhs. quellenmäßig belegte Ministeriale Irnfried v. Gnadendorf, welcher über eine Eigenkirche in Gnadendorf verfügte, dürfte Angehöriger der Sonnberg-Rötelsteiner Sippe gewesen sein, darüber hinaus lassen sich verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herren v. Himberg, Staatz und Kaja erschließen. Die Pfarre ist ab 1197 urk. belegbar. Die unter den Nachkommen auftretenden Namen Ulrich und Kalhoch können als Indizien für engere Beziehungen zu den Hrn. v. Himberg-Ebersdorf gewertet werden. Der zwischen 1208 und 1222 genannte "Chalhohus" von Gnadendorf wird als Edelfreier ("nobilis") bezeichnet. Die Familie ist bis 1248 nachweisbar. 1274 einigen sich die Ebersdorfer und die Kaja über das Verleihungsrecht der Pfarre. Die Hrn. v. Kaja nutzen bis 1360/63 als Besitzer die freieigene Burg als Herrschaftsmittelpunkt. 1363 erbt Niklas v. Mattersdorf die "Veste" Gnadendorf von seinem Onkel Niklas v. Kaja, trägt sie K. Rudolf IV. auf und wird von diesem wieder mit der Burg belehnt. 1365 verkaufen annähernd gleichzeitig Niklas v. Mattersdorf sowie Alber v. Puchheim die Burg Heinrich v. Hackenberg, wobei der Widerspruch des gleichzeitigen Verkaufs desselben Guts in der Literatur nicht befriedigend erklärt wird. 1382 kommt die Burg als landesfürstliches Lehen an die Hrn. v. Liechtenstein-Nikolsburg. 1457 erscheint bereits die "öde Feste Gnandorf". 1543 verkaufen die Liechtenstein an Christoph v. Kienritz. Die Burg geht durch die Zusammenlegung mit Hagenberg ihrer Funktion verlustig und bleibt Ruine.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Burg von Gnadendorf ist im Bereich des Kirchhügels, im Zentrum des Ortes, südl. der Ortsdurchfahrt situiert und als hausbergartige Anlage rekonstruierbar bzw. erhalten. Die von der Bebauung der Siedlung weitgehend ausgesparte, markante Anhöhe bildet das östl. Ende einer natürlichen, von W heranziehenden Geländezunge. Diese ragt in den Zwiesel der Zaya und eines südl. Nebengerinnes, des Gießbaches. Die Pfarrkirche liegt im Zentrum eines mauerumgebenen Plateaus, das heute als Friedhof in Verwendung steht und das als ehem. Kernwerk der Burg anzusprechen ist. Die bemerkenswerte Größe des nur 3–4 m erhöhten, W-O orientierten Plateaus ist mit 80 x 50 m anzugeben. Von den ehem. Außensicherungen sind vor allem an der S- und O-Seite bedeutende Reste erhalten. Hier wird das Kernwerk noch vom ehem., gegenüber dem Graben nur mäßig erhöhten Ringwall umgeben. Die Anlage ist gegenüber dem Umland nur gering überhöht, auch außerhalb der mehrere Meter breiten Wallkrone sind nur mäßige Böschungen vorhanden. Im N ist der Wall nur noch tlw. erhalten und weitgehend zu einer Hangstufe reduziert. Der gesamte westl. Bereich ist durch rezente Verbauungen (Schule) und Straßenführungen stark verändert. Neugebauer rekonstruiert an dieser Seite noch ein 30 x 50 m großes Vorwerk. Am SO-Hang ist eine gering ausgeprägte Hangstufe zu beobachten, die vielleicht weitere Annäherungshindernisse vermuten lässt. Die in die Sohle des Grabens bzw. an den Fuß des Kernwerks gesetzte, durchschnittlich mehrere Meter hohe Umfassungsmauer umläuft mit tlw. geraden, tlw. polygonal abgewinkelten Fronten den ehem. Burgbereich. Örtlich ist sie durch starke Stützpfeiler gesichert, im S sind Reste einer (barocken?) Toranlage erhalten. Neugebauer bezweifelte die mittelalterliche Zeitstellung der Mauer und vermutete die Verwendung von Altmaterial. Die völlig ohne Ziegel ausgeführte Mauerstruktur besteht aus vermindert lagerhaftem Bruchsteinmauerwerk mit sehr differierenden Steingrößen und lässt die charakteristischen Auszwickelungen des Spätmittelalters (noch) vermissen. Stellenweise erscheinen Ansätze zu Abgleichhöhen. Das im Dehio genannte "regelmäßige Quadermauerwerk" ist nicht vorhanden. Eine spätmittelalterliche Zeitstellung der Umfassungsmauer ist aber nicht auszuschließen. Die Burg wird erst M. d. 15. Jhs. als verfallen genannt, mglw. kann daher die erhaltene Mauer als ehem. (äußerer) Bering der Burg angesehen werden, der später als Kirchhofmauer adaptiert wurde, und der über größere Strecken durch neuzeitliche und rezente Erneuerungen geschlossen wurde. Die Pfarrkirche Hl. Johannes der Täufer ist ein ausschließlich neuzeitlicher Bau, dessen Bauphasen zwischen dem 16. und 18. Jh. anzusetzen sind. Sie ist für den ehem. Sitz nicht mehr relevant. Wie Neugebauer berichtet, wurden angeblich zur Burg gehörende Grundmauern im O der Kirche freigelegt. Bei Bauarbeiten E. d. 19. Jhs. traten auch zahlreiche Kleinfunde zutage, über deren Verbleib jedoch nichts genannt wird. Im Jahr 1994 fanden im Zuge der Generalsanierung der Kirche archäologische Ausgrabungen im Kircheninneren statt, die im Langhaus der Burg zuordenbare Befunde erbrachten: Neben nicht näher einordenbaren Pfostengruben und einem ausschnitthaft ergrabenen kreisförmigen Fundamentgraben der ersten Bauphase wurde ein quadratischer Steinbau mit 4,5 m Seitenlänge freigelegt, der die älteren Siedlungsspuren überlagert und vom Ausgräber Franz Sauer als Turm interpretiert wird. Das im Aufgehenden noch 2–3 Lagen hoch erhaltene Mauerwerk besteht aus lagerhaft versetzten Kalksteinblöcken mit geringen Zwickelanteilen, was auf eine Zeitstellung in das 13. Jh. hinweist. Im Turm fand sich eine massive Brandschicht, in welche unmittelbar mehrere spätmittelalterliche Bestattungen eingebettet waren. Damit korrespondiert der archäologische Befund mit dem für das 15. Jh. überlieferten Ödfallen der Burg.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. erhaltene Hausberganlage, Gelände (Kirchhügel) frei zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 123 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 168 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 280 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 33/1994, 421
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 133
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 18
  • nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv (Wien, St. Pölten 1977 ff.) 6, 58 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 50, 137 ff.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 138 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 26
Gnadendorf. Luftbild der ehem. Burganlage von SO (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Gnadendorf. Luftbild der ehem. Burganlage von SO (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška