Hauptburgenname
Grafenweiden
ID
386
weitere Burgennamen
Weiden, Widen
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Engelhartstetten
OG/MG/SG
Engelhartstetten
VB
Gänserndorf
BMN34 rechts
792982
BMN34 hoch
340109
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Von der Straße Engelhartstetten – Schlosshof zweigt 1,7 km vor Schlosshof bei der Brücke über den Stempfelbach eine Forststraße (Fahrverbot) nach S ab, dieser 700 m nach S folgen, dann ca. 300 m (über die Lindenallee) nach W abzweigen.
Geschichte
1045 ist der Ort im Besitz von Mgf. Siegfried. 1223 ist Weiden – nach Büttner – als Adelssitz nachweisbar. Eine Nennung "de Widen" datiert auf 1233. Der Name "Grafenweiden" ist ab 1337 nachweisbar und verweist auf den Besitz der Gfn. v. Hardegg. Das Blutgericht gelangt als landesfürstliches Lehen 1411 an die Eckartsauer. Örtlicher Besitz kommt 1409 von den Haslauern an Jörg v. Pottendorf. 1433 verkaufen die Pottendorfer die "Hardegger Lehensfeste" an die Kuenringer. 1437 gelangt der Hardegger Besitz an die Arberger. 1448 wird die Burg nach "Übeltaten" Leonhard Arbergers belagert. Nach der Übergabe bemächtigt sich der Arberger neuerlich der Burg, muss sie aber in weiter Folge an Pankraz Galicz v. Liptau übergeben. 1450 werden die Burg und zwei Basteien (wohl Tabore) bei Kampfhandlungen zwischen dem Söldnerführer Pankraz v. Liptau und den kaiserl. Truppen zerstört. Die Burg bleibt ab nun oder nach 1529 devastiert. Die Anlage kommt nun an Gf. Ulrich v. Cilli. 1595 wird die "öde Feste" dem Frhn. v. Prankh verliehen, 1637 gelangt sie an Gf. Concin, 1685 an Ernst Rüdiger v. Starhemberg. Nach Erwerb durch Prinz Eugen wird Niederweiden 1726 mit Schlosshof vereinigt.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der Hausberg der Ortswüstung Grafenweiden liegt 2,6 km nordöstl. von Engelhartstetten bzw. 750 m östl. des 1693–1701 unter Ernst Rüdiger v. Starhemberg und nach Plänen Fischer v. Erlachs errichteten Jagdschlosses Niederweiden im Augebiet des "Fasangartens".
Die Lageskizze von Schad´n zeigt die Ausdehnung der Ortswüstung, die unmittelbar östl. des Schlosses beginnt und die ein nach O laufendes Areal von durchschnittlich 750 x 400 m bebaute. Der ehem. Sitz liegt am östl. Rand des Siedlungsareals. Die wohl als Wasserburg rekonstruierbare, hausbergartige Anlage besteht aus einem ehem. pyramidenstumpfförmigen Kernwerk, das nach dem Bericht von Schad´n eine Höhe von 3,5 m besitzt. Das Plateau wird mit rund 20 x 27 m angegeben. Ein 10–20 m breiter Graben umschließt das Kernwerk, der vorgelagerte Wall ist rund 2 m hoch, seine Kronenbreite beträgt etwa 4–6 m. Eine plateauförmige Erweiterung des Walles im SO rekonstruiert Schwammenhöfer als Vorwerk oder Wirtschaftsareal, doch könnte ein vorgelagerter Bereich auch die von Kafka erwähnte und wohl gemeinsam mit der Burg zerstörte Kirche getragen haben. Örtlich sind Reste eines zusätzlichen, jedoch schwächer ausgebauten 2. Wallringes vorhanden. Der Plan von Schad´n zeigt bereits die in Auflösung befindlichen Strukturen der Anlage, die bereits bei der Einbeziehung in das Parkgelände des Barockschlosses überarbeitet und wohl auch tlw. zerstört wurden. Eine W-O laufende, heute noch als Forstweg erhaltene Lindenallee durchschneidet den Bereich der Wüstung, mglw. folgt sie dem Verlauf des ehem. Ortsangers. Ein historischer Plan von 1740 zeigt die Gliederung des barocken Lustgartens mit unzähligen Weganlagen. Die Substruktionen des Hausberges wurden wohl als willkommene Basis in die Gestaltung dieser heute bereits abgekommenen Anlagen integriert. Anlässlich von Aufforstungsarbeiten in jüngerer Zeit wurden weitere Teile des Hausberges und der Ortsbefestigung eingeebnet. Die genannten Maße haben folglich nur noch bedingt Gültigkeit, starker Auwaldbewuchs verhindert zudem einen geeigneten Überblick. Von der ehem. mehrfachen Wallsicherung der Siedlung sind stellenweise stark verschliffene Reste erhalten, von einzelnen, wohl großteils aus Holz errichteten Siedlungsobjekten zeichnen sich noch niedrige Versturzhügel ab.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Tlw. zerstörte Hausberganlage, frei zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 137
- Walther Brauneis, Die Schlösser im Marchfeld. St. Pölten–Wien 1981, 25 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 80 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 64 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 191
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 124
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 143
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 181 ff.
- Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 442 f.
- Karl Schalk, Aus der Zeit des Österreichischen Faustrechts 1440–1463. Das Wiener Patriziat um die Zeit des Aufstandes von 1462 und die Gründe dieses Ergebnisses. Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 3, Wien 1919, 83, 88 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 69