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Hauptburgenname Groß
ID 391
Objekt Schloss
Adresse A-2020 Groß 1
KG Groß
OG/MG/SG Hollabrunn
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 724685
BMN34 hoch 381782
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Hollabrunn von der B 2 westl., über Oberfellabrunn, nach Groß abzweigen. Das Schloss liegt unmittelbar an der nach Sitzendorf führenden Ortsdurchfahrt. RAD: Zwischen dem "Heldenbergweg" bei Hollabrunn und dem "Schmidatalweg" bei Gettsdorf stellt eine lokale Radroute die Verbindung her, von der man bei Oberfellabrunn abzweigend Groß erreichen kann.
Geschichte Der Ort wird bereits 1120/25 urk. genannt, zu dieser Zeit besteht in Groß eine dem Stift Göttweig unterstellte Kirche, die 1141 durch Bf. Reginbert v. Passau wirtschaftlich ausgestattet und zur Pfarrkirche erhoben wird. 1231 erscheint "Heinricus de Grazze", ein ritterlicher Gefolgsmann der Hrn. v. Seefeld. Nach Weltin ist eine auf 1289 datierte Nennung "von Grozze" anzuführen, etwa gleichzeitig – um 1300 – ist ein Burggraf ("burgrauius") zu Groß nachweisbar. Der Besitzübergang an die Hrn. v. Maissau wird zeitlich nicht definiert, als Lehensträger der Maissauer sitzen zwischen 1326 und 1368 die Hutstocker auf Groß. Diese Stellung bekleidet 1388 Heinrich der Gwältlein, 1391 Konrad v. Weitra, Rudolf v. Tyrna und 1397 Jost Ruckendorfer. 1404 verkauft Ulrich v. Maissau dem Jost Ruckendorfer die Burg zu freiem Eigen. Der Besitz kommt kurz danach an die Floyt, die 1408 an die Harrasser verkaufen. Als Erben der Harrasser sitzen die Feiertager bis 1505 auf Groß. Über Hans Hauser v. Karlstein kommt der Besitz an die Enenkel, die vermutlich für den Renaissanceumbau verantwortlich zeichnen. Kurzfristig im Besitz der Dietrichstein, gelangt die Hft. 1552 an die Görtschach, bereits 1562 an Balthasar Gleißmüller und über Hans Adam Schrott 1591 an Wolf Georg Gilleis. Das Bereitungsbuch von 1590 nennt jedoch Hrn. Ehrsam v. Schaffenberg als Eigentümer. Die Gilleis veräußern 1610 an die Herberstein, die Groß bis 1675 besitzen und die wegen Bauschäden das obere Stockwerk abtragen lassen. Ihre Besitznachfolger, die Gfn. Dietrichstein, vereinigen den Besitz mit der Hft. Sonnberg-Hollabrunn. Seit 1864 ist die Fam. Schönborn-Buchheim Eigentümer.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Schloss Groß liegt etwa 6,8 km westnordwestl. von Hollabrunn am N-Rand der gleichnamigen Siedlung. Die Niederungslage am orographisch rechten Ufer des "Runzelbaches" bot ideale Voraussetzungen für eine Wasserburg. Das von Binder als im 18. Jh. abgebrochene und im Dehio als "Gutshof" bezeichnete Objekt präsentiert sich als Schlossanlage, von der trotz mehrfacher Rückbauten noch wesentliche Teile in Form einer 1- bzw. 2-gesch. 3-Flügelanlage vorhanden sind. Nach Dehio datieren die Hauptbaukörper in die 1. H. d. 16. Jhs. Der knappe Text Binders lässt ab 1510 einen Umbau unter den Enenkel sowie 1645 das Abtragen der oberen Geschoße wegen Baufälligkeit vermuten. Vischer zeichnet 1672 einen offenbar 4-flügeligen, 2-gesch. Bau mit etwas höherragenden, jedoch durchgehenden Rundtürmen an den Ecken. Die Abbrucharbeiten des 18. Jhs. beschränkten sich wohl auf die nördl. Trakte. 2-gesch. erhalten sind der S-Trakt und unmittelbar anschließende Teile des O- und W-Traktes, die weiter gegen N laufenden Trakte sind nur 1-gesch., tlw. aus Holz errichtet und wurden wahrscheinlich frühzeitig nur noch wirtschaftlich genutzt. In jüngster Zeit fanden Restaurierungsarbeiten statt, die letztlich auch eine kulturelle Nutzung (Konzerte, Ausstellungen, etc.) bezwecken und die bislang u. a. zur Neueindeckung und zum Ausbau des Dachgeschoßes führten. Großflächige Mauerwerksfreilegungen an den Feldseiten des Baues erlauben gegenwärtig eine Vielzahl von Befunden, die eine Neubewertung der Datierungen ermöglicht. Der erhaltene Bau benutzt zweifellos die Substanz (Bering) einer spätmittelalterlichen Wasserburg. An den Feldseiten sind zahlreiche, tlw. bereits zugesetzte Fenster- und Schartenöffnungen zu beobachten, deren Ausführung wesentlich von den Detailformen des frühen 16. Jhs. differiert und die zumindest weitgespannt in das späte Mittelalter zu stellen sind. Die gegenwärtigen Fensterachsen sind mit ihren einfachen Steinrahmungen und Ziegelplomben neuzeitlichen Ursprungs. Örtlich starke Störungen im Bruchsteinmauerwerk und die Verwendung von Spolien (des frühen 16. Jhs. ?) belegen wiederholte Adaptierungen während der Neuzeit. Die ungestörten Zonen des Mauerwerks und zumindest eine sichtlich primär im Verband stehende, stark gefaste Lichtscharte an der W-Seite legen bereits eine Zeitstellung ins 14. Jh. nahe. Die etwas dezentral an der S-Seite angelegte Toranlage, bestehend aus Fahr- und Nebentor, beide eingerichtet für eine Zugbrücke, lässt trotz späterer Veränderungen oder Reparaturen eine Entstehung während des 15. Jhs. vermuten. Die Einfahrt zeigt sich hofseitig mit einem Rundbogentor, dem eine bogengetragene Altane vorgestellt ist. Die Ausstattung des erkerartigen Obergeschoßes mit einem verstäbten Kreuzfenster und flankierenden Spionen verdeutlicht hohen architektonischen Anspruch. Nach Dehio datiert das Fenster in das 2. V. d. 16. Jhs. Fenster und Kanten des Bauteiles zeigen gut erhaltene Reste einer 3-phasigen Fassadendekoration, die älteste, in Sgraffitotechnik ausgeführte Schicht ist wohl der Entstehungszeit des Fensters zuzuweisen. Die betonende Ortsteindekoration lässt einen urspr. freistehenden Bauteil vermuten, der erst sekundär in eine fluchtende Erweiterung des Traktes einbezogen wurde. Östl. bildet diese einen im Obergeschoß erhaltenen und von Treppeneinbauten veränderten Arkadengang, der auch den O-Trakt erschließt. Die Detailformen der Säulen verweisen auf die 1. H. d. 16. Jhs. Der O-Trakt endet nördl. mit einem hofseitig vortretenden runden Treppenturm, der, sowie die in benachbarten Räumen auftretenden Gewölbeformen, dem 2. V. d. 16. Jhs. zuzuweisen ist. Hier auftretende, mglw. erst jüngst freigelegte Schulterbogenportale sind mglw. noch in das 15. Jh. zu stellen. Der 1-gesch. Teil des W-Traktes zeigt eine Tür mit der charakteristischen, verstäbten Profilierung des 2. V. d. 16. Jhs. Mit Ausnahme einer breiteren Zone an der S-Seite oberhalb des Tores, tritt das Obergeschoß an der Feldseite stark zurück, wobei dieser Rücksprung stellenweise sehr unregelmäßig abgetreppt erscheint und gemeinsam mit dem darüber folgenden Mischmauerwerk eine sekundäre Veränderung, d. h. einen partiellen Wiederaufbau über älteren Substruktionen, dokumentiert. Der Rücksprung gestattete, an den Ecken kleine, nicht vorkragende, aber dennoch vor die Front tretende Rundtürmchen aufzusetzen. Unter der Dachtraufe, auch hofseitig, liegen winzige vermauerte Querluken, die mglw. ein ehem. wehrhaftes Obergeschoß andeuten. Der belassene Flächenputz zeigt Quaderdekor in Sgraffitotechnik, nach Dehio aus der 1. H. d. 17. Jhs. Die im O, S und W innerhalb eines gepflegten Gartens verlaufende Geländeeintiefung markiert den ehem. Wassergraben, das heute niveaugleiche Zugbrückentor lässt eine ehem. größere Tiefe vermuten. Unmittelbar nördl. fließt der regulierte "Runzelbach", der naheliegend zur Speisung des Grabens herangezogen worden war.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Jüngst restauriertes, bewohntes Schloss. Kulturelle Nutzung geplant.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet von Groß. Schloss Groß ist Sitz der Forstverwaltung Schönborn und wird entsprechend genutzt und bewohnt. Anlässlich einer Restaurierung konnten wertvolle und bedeutende Befunde zur spätmittelalterlichen Baugeschichte festgestellt werden, das Schloss bildet ein wertvolles Beispiel spätmittelalterlich/frühneuzeitlicher Profanbaukunst. Nach vollendeter Restaurierung ist geplant, dafür geeignete Räume des Schlosses einer kulturellen Nutzung (Konzerte, Vernissagen, etc.) zuzuführen.
Gasthäuser GH Altinger in Sitzendorf, GH "Zum Goldenen Stern" in Hollabrunn, GH "Zum Goldenen Engel" in Hollabrunn.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 113
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 212 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 128
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 317 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 137 f.
  • Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 402
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, G 321
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 94
  • Andreas Kusternig, Max Weltin, Stadtgemeinde Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 711–756, 736 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 26
Groß. Luftaufnahme der jüngst restaurierten Anlage von S (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Groß. Luftaufnahme der jüngst restaurierten Anlage von S (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška