Hauptburgenname
Schweinbarth
ID
393
weitere Burgennamen
Groß-Schweinbarth
Objekt
Schloss
Adresse
A-2221 Groß Schweinbarth, Hauptstraße 2
KG
Groß-Schweinbarth
OG/MG/SG
Groß-Schweinbarth
VB
Gänserndorf
BMN34 rechts
772505
BMN34 hoch
363870
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Ab der 1. H. d. 12. Jhs. ist örtlicher Adel nachweisbar. Nach Büttner erbauen die Schweinbarther "vor 1280" auf Eigengut eine Burg, urk. sind im späten 13/ frühen 14. Jh. die Brüder Ernst u. Wernhard v. Schweinbarth belegt. A. d. 14. Jhs. ist ihr Besitz Lehen der Bgfn. v. Nürnberg bzw. des Landesfürsten. Die Familie stirbt 1463 aus, das Lehen gelangt zunächst an Siegmund Spaur, 1465 an die Fam. Rosenhartz, 1480 an Konrad Weitracher. Der während der militärischen Wirren um 1460 hervortretende Gamaret Fronauer befestigt 1460 das Kirchenareal von Schweinbarth mit Zäunen und Gräben. 1489 kommt die "Veste" an die Kuenringer. 1590 sind weitgehend die Kuenringer begütert, doch wird weiterhin von Brandenburger und landesfürstlichen Lehen gesprochen. 1597 gelangt der Besitz an Hans Wilhelm v. Schönkirchen, 1618 an die Gfn. v. Hardegg, 1634 neuerlich an die Schönkirchen und schließlich 1661 an die Abensperg-Traun. Letztere erbauen das frühbarocke Schloss, das auf dem Vischer-Stich von 1672 dargestellt ist. Die Brandenburger Lehenschaft endet 1779, seither ist Groß-Schweinbarth freies Eigen. Heutiger Eigentümer ist Mag. Benedikt Abensperg-Traun.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Die Schlossanlage liegt unmittelbar an der Durchfahrtsstraße unweit des südl. Ortsausganges von Groß-Schweinbarth, wo sie das Zentrum einer ausgedehnten, gepflegten Parkanlage bildet. Der in völliger Niederungslage situierte Bau liegt unweit des orographisch rechten Ufers des Weidenbaches, der wohl zur Speisung der ehem. Grabenanlagen herangezogen werden konnte.
Vischer zeigt 1672 ein kleines Renaissance-Wasserschloss, das noch wesentlich vom heutigen Ausbauzustand entfernt ist. Den wasserführenden Graben überspannte eine lange, hölzerne Brückenkonstruktion. Vermutlich wurde dieser Bau erst knapp vor der Aufnahme, in den 60er-Jahren des 17. Jhs. durch die Abensperg-Traun errichtet. Der Haupttrakt der Vischer-Abbildung ist mit dem heutigen N-Trakt zu identifizieren, der mglw. Bauteile des Mittelalters enthält. Ein anlässlich der Revitalisierung 1973/78 angefertigter Architektenplan lässt innerhalb dieses Traktes die von zahlreichen Maueröffnungen durchbrochene Substanz eines rechteckigen, ca. 16 x 8 m großen Gebäudes erkennen. Die relativ große Mauerstärke von knapp 2 m könnte hier auf mittelalterliche Substanz hinweisen, die nach Dehio in das 15. Jh. datiert. Das heutige Erscheinungbild erhielt der als 2-gesch. 3-Flügelbau charakterisierbare Bau im Zuge div. Um- und Ausbaumaßnahmen während der Neuzeit. 1792/97 wurde der W-Trakt mit der Einfahrtshalle errichtet, erst 1833/35 entstand der 1-gesch. S-Trakt als Wirtschaftsgebäude. Die offene O-Seite wurde durch eine Mauer geschlossen. Die phasenweisen Erweiterungen und die Integration verschiedener Altbauteile führten zu einer unregelmäßigen Grundrissentwicklung, die, bedingt durch die starke Tiefenstaffelung der Trakte auch zu einer entsprechenden Differenzierung der Dachlandschaft führte. Während der Restaurierungsarbeiten wurden an den Hoffronten des W-Traktes 2-gesch. Pfeilerarkaden freigelegt, die anschließend wieder durch Fenstereinbauten geschlossen wurden. Der Bau ist nach Abschluss der Revitalisierung als Wohnsitz und Verwaltungsbau in Verwendung, das äußere Erscheinungsbild ist sehr nüchtern und wird ausschließlich durch die Putzfaschen und Steinrahmungen der Fenster sowie durch Geschoßbänderung und Kranzgesimse bestimmt. Die inneren Bereiche sind entsprechend erneuert.
1767 wurde der ehem. Wassergraben trockengelegt bzw. verebnet, sein Verlauf ist jedoch noch heute an der umlaufenden Geländeeintiefung ablesbar. Gegenüber der Straße liegt der ehem. Meierhof des Schlosses, in dem heute eine Außenstelle des NÖ Landesmuseums eingerichtet ist. Westl. davon ist ein Schüttkasten erhalten, der nach Dehio in die 2. H. d. 18. Jhs. datiert.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Restaurierter, privat bewohnter Bau. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 131
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 171 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 49 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 129
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 353 f.
- Helmuth Feigl, Der Besitz der Kuenringer in Groß-Schweinbarth. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 46/47, 1980/81, Wien 1981, 188–212
- Gernot Heiß, Die Kuenringer im 15. und 16. Jahrhundert: Zum Machtverlust einer Familie. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 46/47, 1980/81, Wien 1981, 227–260
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 94
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 155, 411
- Karl Schalk, Aus der Zeit des Österreichischen Faustrechts 1440–1463. Das Wiener Patriziat um die Zeit des Aufstandes von 1462 und die Gründe dieses Ergebnisses. Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 3, Wien 1919, 157 f.
- Leopold Seiler, 850 Jahre Marktgemeinde Groß-Schweinbarth. Groß-Schweinbarth o. J. (1972?), 26–35
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 75