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Hauptburgenname Karlsbach I
ID 395
Objekt Burgruine
Adresse A-3370 Karlsbach 25
KG Karlsbach
OG/MG/SG St. Martin-Karlsbach
VB Melk
BMN34 rechts 653908
BMN34 hoch 336863
UTM 33N rechts 503020.63
UTM 33N hoch 5334411.59
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Die A 1 bei Ybbs verlassen und der B 1 bis Neumarkt an der Ybbs folgen. Hier nördl., ca. 2 km, nach Karlsbach abzweigen, im Ort, beim "Taborhügel" bergwärts zum Schloss und zur Ruine (Straße nach Pfaffenberg) abbiegen. RAD: Der "Ybbstalweg" (Ybbs an der Donau–Lunz am See) führt unmittelbar nach seinem Beginn durch Karlsbach.
Geschichte 1160 erscheint urk. "Ramunt de Chornespach", 1254 sind die Brüder Otto und Harrant in einer Urkunde der Gfn. v. Hardegg genannt (FRA II/33, Nr. 44). Otto begleitete 1266 Kgn. Margarete als Kämmerer ("Otto de Chornspach camerarius noster") auf die Burg Krumau (FRA II/81, Nr. 71). Die Familie ist bis 1377 nachweisbar, um 1388/90 ist Friedrich v. Wallsee Besitzer. Später ldfl., wird Karlsbach verpfändet, so M. d. 15. Jhs. den Eytzingern, bis 1467 dem Wolfgang Meilesdorfer und bis 1483 dem Johann v. Plankenstein. Erbschaftsstreitigkeiten führen zur Aufhebung der Pfandschaft, als ldfl. Pfleger erscheint zunächst Johann Geyer v. Osterburg. 1522 kommt Karlsbach als Lehen, 1525 als freies Eigen an die Gfn. v. Ortenburg. Als deren Pfandinhaber treten die Geyer v. Osterburg und die Frhn. v. Althan auf. 1598 erwirbt Eustach v. Althan den Besitz. 1604 folgt Johann Linsmayr, 1612 Joachim v. Zinzendorf und 1684/85 Gf. Balthasar v. Starhemberg, dessen Familie bis ins 20. Jh. Besitzer bleibt. Heutiger Eigentümer ist DI Rupert Hatschek.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung 2 Quellbäche des Karlsbachs schneiden nordwestl. der Siedlung einen NW-SO-orientierten, gegenüber den benachbarten Höhen relativ tief gelegenen Hügelsporn aus dem Gelände. Das südöstl. Ende des Sporns, das neben einer deutlichen Überhöhung gegenüber der Siedlung auch eine gute Sichtbarkeit des hochmittelalterlichen Sitzes gewährleistete, wurde zu dessen Errichtung gewählt. Von der einst stattlichen, von Vischer 1672 als "Festes Schloss" dargestellten Anlage sind heute Teile der Kernburg als Ruine sowie die stark umgebaute Vorburg als bewohntes "Vorschloss" erhalten. Die Ruinen der Kernburg werden praktisch nur noch vom ehem. äußeren Bering der Anlage gebildet. Der einem Quadrat angenäherte Bering ist z. T. tief in den felsigen Hang gestellt, seine 4 Ecken sind mit starken Vollrundtürmen verstärkt. Die Türme sind in bemerkenswerterweise zur Verteidigung mit Feuerwaffen ausgestattet, sie besitzen in mehreren Ebenen Schießkammern, die sich breit nach innen öffnen und außen mit großen Schlüssellochscharten versehen sind. Die Geschoße werden durch in den Mauerstärken angelegte Treppenläufe verbunden. Anhand entsprechender Baunähte ist nachweisbar, dass die Türme zuerst errichtet wurden, erst sekundär wurden die Beringfronten eingespannt. Das Mauerwerk des Berings und der Türme präsentiert sich als "spätgotisches" Zwickelmauerwerk, partiell als sehr charakteristisch ausgeprägtes Netzmauerwerk, das zusammen mit der Schartenform eine Datierung in das späte 15. Jh. nahelegt. Die selektive Verwendung von Mauerziegeln beschränkt sich lediglich auf die Wölbungen der Schießkammern und ist für diesen Zeitraum nicht ungewöhnlich. Der Bering umschloss mit Ausnahme der südl. Zugangsseite die ehem. Kernburg, eine ebenfalls wohl quadratische Anlage, von der heute nur noch geringe Mauerreste und Schutthügel vorhanden sind. Lediglich von der SW-Ecke der Kernburg ist ein aufgehender Mauerzahn erhalten, der zeigt, dass deren Fronten nur wenige Meter innerhalb des äußeren Berings verliefen. Das hier sichtbare Mauerwerk ist ebenfalls spätmittelalterlich und verm. dem späten 14./frühen 15. Jh. zuzuweisen. Die erhaltenen Teile, die der S- und W-Front der Kernburg zuzuweisen sind, wurden innen sekundär dubliert. Wie umfangreich diese Verstärkung ausgeführt wurde, bleibt allerdings unbekannt. Der Zugang erfolgte über einen zentral an der S-Seite angelegten, noch tlw. erhaltenen Torturm, der betonend vor die Front der Kernburg trat und wohl in baulichem und zeitlichem Zusammenhang mit dieser stand. Erst sekundär wurde beiderseits des Torturms ein schmaler, an die südl. Rundtürme anschließender Zwinger angelegt. Eine im Obergeschoß des Torturms vorhandene kleine Nische mit Dreipaßmotiv könnte, vorbehaltlich einer sekundären Verwendung, auf die ehem. Kapelle weisen. Der spätgot. Ausbaustand – die Datierung im Dehio in die 1. H. d. 16. Jhs. ist eindeutig zu spät angesetzt – repräsentiert ein in dieser Form seltenes Beispiel des frühen Festungsbaus, wobei hier eine durchaus geplante und funktionelle frühbastionäre Anlage entstand. Der rasche Wechsel der Herrschaftsinhaber jener Zeit verhindert Rückschlüsse auf den Bauherrn, der zweifellos entsprechende Finanz- und Innovativkraft besaß. In der frühen Neuzeit, wohl ab dem späten 16. Jh., verstärkt in der 1. H. d. 17. Jhs., wurde die Burg zum "Festen Schloss" umgebaut. Zur Vergrößerung der Wohnfläche wurden, wie auf dem Stich Vischers ersichtlich, die südl. Teile des umlaufenden Zwingers überbaut. Die beiden südl., urspr. 3-gesch. Batterietürme wurden durch tlw. Veränderung der Geschoßhöhen und Aufstockung ebenfalls wohnlich adaptiert und in die zur Schaufront ausgestaltete S-Front integriert. Die Aufhöhungen der Türme sind durch Mischmauerwerk und durch große Fensternischen kenntlich, im Inneren sind Reste der architektonischen Ausstattung, wie der Gewölbe, erhalten. Als zentraler Blickpunkt der Zugangsseite entstand eine neue Toranlage mit stark rustiziertem Gewände, das noch Rollenschlitze einer bereits traditionell zu wertenden Zugbrücke aufweist. Das nördl. Turmpaar blieb 3-gesch. und behielt, wie die Untergeschoße des südl., seine wehrhafte Funktion. Ob der auf Vischers Ansicht sichtbare Turm im N zur mittelalterlichen Anlage gehörte oder ein Element des "Festen Schlosses" bildete, bleibt unbekannt. Das Kernschloss wurde 1783 unter Georg Adam v. Starhemberg fast vollständig abgetragen, das Material wurde zum Ausbau von Schloss Hubertendorf (s. d.) verwendet. Auf einer tieferen Terrasse im S des Sporns liegt heute das bewohnte "Vorschloss", Karlsbach Nr. 25. Es geht wohl auf eine mittelalterliche Vorburg zum Schutz des Zugangs zurück. Die 2–3-gesch., 3-flügelige, auf fallendem Gelände angelegte Bebauung lässt sich nach dem Dehio auf die M. d. 16. Jhs. zurückführen. Da die Anlage in den 50er Jahren d. 20. Jhs. jedoch grundlegend erneuert, adaptiert und mit Zubauten ergänzt wurde, die gesamten Außenfronten zudem dicht mit Efeu bedeckt sind, sind nähere Aussagen über das Alter nicht mehr möglich. Der bei Vischer dominant dargestellte Torturm im Zentrum der S-Seite ist auf Traufhöhe reduziert. Die westl. und östl. Trakte halten deutlichen "Respektabstand" zur Kernburg, eine wohl noch wehrtechnische Überlegung, die verm. auf den ehem. mittelalterlichen Abschnittsgraben Rücksicht nahm. Ein "1680" bezeichnetes Portal führt vom Hof des Vorschlosses in einen unterhalb der Kernburg angelegten Keller. Der südl. auf hohen Futtermauern vorgelagerte "Vorgarten", bei Vischer ebenfalls sehr betont dargestellt, könnte ehem. als Batteriestellung konzipiert gewesen sein. Die beiden tiefen Bacheinschnitte geben der gesamten Anlage im W und O ausreichend Schutz. Im N war verm. ein Schildwall angelegt, der sich lediglich in den seitlichen Abschnitten deutlich erhalten hat und z. T. von rezenten Wegen durchschnitten ist. Im Verlauf der Bachläufe waren nach entsprechenden Geländebefunden wohl Teiche angelegt, die mit Dämmen aufgestaut wurden. Ein größerer, im Verlauf des westl. Bachs angelegter Teich liegt noch heute im nördl. Vorfeld. Auf weitere Herrschaftsstrukturen verweist auch der rund 2 km nordwestl. der Burg noch heute vorhandene Flurname "Alter Tiergarten". Beide Bäche vereinigen sich am S-Fuß des Geländesporns und entwässern als "Karlsbach" gegen S. Etwa 200 m südl. der Kernburg lag hier, am Fuß des Sporns, der ehem. Meierhof, Karlsbach Nr. 27, von der ehem. aus dem 16./17. Jh. stammenden 3-flügeligen Anlage sind heute nur der neu errichtete N-Trakt und Ruinen des O- und W-Trakts erhalten.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, gesicherte Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten sind beim ehem. Meierhof vorhanden, eine weitere Zufahrt ist nicht gestattet. Von hier ist die Burgruine über einen kurzen Fußweg bequem zu erreichen. Die trotz fortgeschrittenen Verfalls bzw. baulicher Reduzierungen noch sehenswerte und eindrucksvolle Burgruine ist weitgehend gesichert und durch Wege und Treppen für Besucher erschlossen. Die Anlage liegt auf privatem Grund, der Zugang führt auch durch den Hof des bewohnten Schlosses, sie ist jedoch zusammen mit dem angeschlossenen Parkgelände in der Regel frei zugänglich, die privaten Zonen sollten jedoch respektiert werden.
Gasthäuser GH Kaltenbrunner in Karlsbach, GH Fleischanderl in St. Martin, GH Bürbaumer in Ennsbach.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 148 f.
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 306 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 24 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 141
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 897 f.
  • Roman Faux, Zeitenwandel. Neumarkt im Spiegel der Geschichte, Eine Chronik (hg. v. Marktgemeinde Neumarkt an der Ybbs). Neumarkt an der Ybbs 1998, 31 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 338 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, K 57
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 317
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 83
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 14
Luftbild der Anlage von W (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild der Anlage von W (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von G. M. Vischer - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer
© Georg Matthäus Vischer
Kernschloss von S (2006) - © Gerhard Reichhalter
Kernschloss von S (2006)
© Gerhard Reichhalter
Baualtersplan (2006) - © Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht