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Hauptburgenname Karnabrunn II
ID 398
weitere Burgennamen Neue Burg
Objekt Schloss
Adresse A-2113 Karnabrunn 1
KG Karnabrunn
OG/MG/SG Großrußbach
VB Korneuburg
BMN34 rechts 752612
BMN34 hoch 369104
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der B 6 (Korneuburg – Laa an der Thaya) im Ortsgebiet von Karnabrunn westl. in den Ortskern abzweigen, wo man unmittelbar danach das Schloss erreicht.
Geschichte Vorwiegend in Klosterneuburger Urkunden sind in der 2. H. d. 12. Jhs. Angehörige des Ministerialengeschlechts v. Karnabrunn, so 1175 "Siglochus" und um 1180 Ratold, Eberhart und Heinrich, belegt. Das in einer Salzburgischen Quelle des 12. Jhs. erwähnte "castrum Charnarebrunne" kann mglw. mit diesem Ort identifiziert werden. Um 1200 tritt Dietmar v. Karnabrunn in Urkunden Hzg. Leopolds VI. auf, daneben sind v.a. Herwig und Ulrich die Leitnamen der Karnabrunner, die auch ortsansässige, ritterliche Gefolgsleute hatten. Während das Ministerialengeschlecht urk. nur noch bis in die 30er-Jahre des 13. Jhs. präsent ist, lassen sich andere niederadelige Leute, die mglw. aus der Gefolgschaft stammen, noch gegen E. d. 13. Jhs. nachweisen. 1313 verkauft Bertha ein Haus bei der "alten Burg", ob damit ein Flurname (z. B. einer urgeschichtlichen Befestigung) oder ein damals noch bestehender Vorgängerbau bezeichnet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Seit der 2. H. d. 13. Jhs. dürften die Griechen von Als (bei Wien) in Karnabrunn begütert gewesen sein, sicher hatten der knapp nach 1300 genannte, ritterständische Ulrich Griech und seine Frau Aita hier einen Sitz. Als Nachfolger erscheinen im 14. Jh. die Dachsenpeckh. In den Ungarnkriegen wird die Burg 1483 auf Befehl K. Friedrichs III. rückerobert, 1485 neuerlich von den Ungarn besetzt und 1493 von kaiserlichen Truppen eingenommen. 1584 fällt der Besitz an die Pernstorffer, 1635 an die Geyer v. Geyersberg. Nach den Hrn. v. Rottal gelangt der Besitz 1667 an Johann Pinell, 1670 an Gf. Julius Friedrich v. Bucellini, der das Barockschloss erbaut. 1721 kauft Johann Karl Edler v. Suttner das Schloss, später kommt es über Ludwig v. Haqué 1804 an Antonia v. Bolza, 1828 an Julius v. Redl, 1913 an Friedrich Trinkaus, 1955 an Ida Koller. Das Schloss ist noch heute Besitz der Fam. Koller.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Schloss Karnabrunn liegt rund 4,3 km westsüdwestl. von Großrußbach am NW-Rand der gleichnamigen Siedlung. Die Situierung auf einer mäßig von der Siedlung abgesetzten Terrasse nördl. der heutigen Ortsdurchfahrt erscheint nicht ungeeignet für den Sitz des Mittelalters. Die durchschnittlich ausgedehnte, in der gegenwärtigen Gestalt durchaus reizvolle Anlage basiert auf einem durchgreifenden Neubau unter Gf. Julius Friedrich Bucellini E. d. 17. Jhs. Der nach Dehio vorhandene ältere Kernbau ist äußerlich nicht sichtbar und lässt sich ob der starken Einbindung in den Barockbau nicht mehr näher zeitlich einordnen. Veränderungen sind für das 18. Jh. nachweisbar, eine Restaurierung erfolgte 1898. Zentrum der Anlage ist das Wohnschloss, ein 3-gesch. 4-Flügelbau, der einen kleinen Binnenhof umschließt. Der westl. Trakt wird von einem bis an die äußere Umfassungsmauer reichenden Wirtschaftsbau gebildet, der sich durch ein eigenes Satteldach von der Dachlandschaft der übrigen Trakte löst. Die relativ schlichte Fassadendekoration besteht aus Kordongesimsen, Riesenpilastern und den giebeligen bzw. segmentbogigen Verdachungen der regelmäßigen Fensterachsen. Ein kräftiges Kranzgesims betont die Traufzone. An der Zugangsseite im O ist eine 2-gesch. Eisenveranda der Jahrhundertwende vorgesetzt. Ihre Breite bezieht sich auf den 2-achsigen, schwach vortretenden Mittelrisalit. Im S-Trakt öffnen sich Erdgeschoß-Arkaden zum Hof, die Innenräume dieser Ebene besitzen vielleicht vom Vorgängerbau stammende Kreuzgratgewölbe, das Stiegenhaus im O-Trakt ist mit seinen gebänderten Gratgewölben dem 18. Jh. zuzuweisen. Im N-Trakt liegt die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweihte Schlosskapelle, ein tonnengewölbter und mit Gurtbogen gegliederter Raum. Sie wurde vor 1685 geweiht, die Ausstattung stammt aus dem 18. Jh.. Das Kernschloss wird konzentrisch von einer Umfassungsmauer umschlossen, deren Ecken mit runden Bastionstürmen versehen sind. Die 2-gesch. Türme unterscheiden sich hinsichtlich der Grundrissform, jene der O-Seite zeigen die Ansätze einer mglw. später abgetragenen, randständigen Bebauung, von der noch 1-gesch. Teile an der nördl. und südl. Umfassungsmauer erhalten sind. Das stark abgesetzte Obergeschoß der Türme deutet mglw. auf die sekundäre Erhöhung einer älteren Bastionäranlage, bzw. deren Elemente, während der Barockzeit hin. An der O-Seite wurde für den barocken Zugang eine bastionsförmige Betonung geschaffen, die gegenüber dem Mischmauerwerk der älteren Bauteile durch reines Ziegelmauerwerk in Erscheinung tritt. Zur repräsentativen Erscheinung des Schlosses wurden die bebauungslosen Teile der Umfassungsmauer auf Brüstungshöhe abgetragen. Die Umfassungsmauer ist unmittelbar in die Sohle des noch gut erhaltenen Ringgrabens gestellt, der die Anlage allseitig umgibt. Der Graben konnte örtlich nur durch Anlage eines Walles gebildet werden, dessen äußere Böschungen durch die Gartengestaltung späterer Perioden bereits verschliffen erscheinen. 1672 zeichnete Vischer das bastionär befestigte "Feste Schloss" vor der barocken Umgestaltung etwa von SO. Der hohe Dachreiter am O-Trakt ist heute verschwunden, ebenso eine von Palisaden umschlossene, hausbergartige Erhebung im S des Schlosses, welche an ehem. Geländeaufbereitungen der hochmittelalterlichen Burg denken ließe. Im O führt eine Auffahrtsrampe zum Eingangsbereich des Schlosses. Die flankierenden, geschwungenen Umfassungsmauern, die zur barocken Brücke überleiten, gehören bereits zur weitläufigen Ummauerung des Parkgeländes im S und W des Schlosses. Östl. liegen die Bebauungen eines im Kern aus der Barockzeit stammenden Meierhofes. Ein 2-gesch. Gebäude im SO besitzt ein bemerkenswertes Netzgewölbe, das nach Dehio in das 15. Jh., nach Büttner/Madritsch in das 16. Jh. datiert. Die wiederholt genannte Meinung, dass auf dem "Stainmeißlberg" bzw. "Kirchberg" (s. d.) die alte Burg von Karnabrunn zu suchen wäre, sollte durch das Fehlen entsprechender topographischer Hinweise und archäologischer Funde überdacht werden, denn eine Lokalisierung der hochmittelalterlichen Burg im Bereich des Schlosses erscheint nach dem derzeitigen Forschungsstand durchaus wahrscheinlich.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Bewohnter und bewirtschafteter Privatbesitz. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet in der Nähe des Schlosses. Das Schloss ist privat bewohnt und gestattet keine nähere Besichtigung, von der Zugangsseite bieten sich jedoch einige Blicke auf die reizvolle Anlage mit dem Wall und Graben und der bastionären Befestigung.
Gasthäuser GH "Jägerwirt" in Großrußbach, Heuriger Dersch in Großrußbach, GH "Zur Grünen Insel" in Ernstbrunn, GH "Roter Hahn" in Ernstbrunn.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 124
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 167 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 70 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 142
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 489
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 341
  • Leopold Holzmann, Peter Straka, Großrußbach Chronik 1050–1982 (hg. v. Marktgemeinde Großrußbach). Großrußbach 1985, 31, 34
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 96
  • nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv (Wien, St. Pölten 1977 ff.) 6, 61 f.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 411 f.
  • Heinrich Uhlirz, Orte des Gerichtsbezirkes Korneuburg. In: Karl Keck (Red.), Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirk Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 219–376, 257 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 38
  • Richard Zischinsky, Schloß Karnabrunn. Korneuburger Kulturnachrichten 1994/3, 9–12
Karnabrunn II. Das Schloss im Ausbaustand des 17. Jhs. - © Georg Matthäus Vischer
Karnabrunn II. Das Schloss im Ausbaustand des 17. Jhs.
© Georg Matthäus Vischer
Karnabrunn II. Luftbild des Schlosses von SO (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Karnabrunn II. Luftbild des Schlosses von SO (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška