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Hauptburgenname Perwarth I
ID 418
weitere Burgennamen Hochperwarth, Oberperwarth, Dürnstein?
Objekt Burgruine
KG Perwarth
OG/MG/SG Randegg
VB Scheibbs
BMN34 rechts 650503
BMN34 hoch 322923
UTM 33N rechts 499859.25
UTM 33N hoch 5320422.01
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der Abfahrt Ybbs der A 1 bis Wieselburg fahren, von hier Richtung Randegg abzweigen, 2,7 km hinter Wang die rechts abbiegende Zufahrt zum Meierhof unterhalb der Burgruine nehmen. Hier beginnt eine nicht verfehlbare Forststraße, über die man die Burgruine zu Fuß erreicht. RAD: Der „Meridianweg" (Wieselburg–Gresten) benutzt zwischen Wang und Randegg die Straße.
Geschichte Die Errichtung der Burg wird zwischen 1200 und 1250 vermutet (Pöchhacker). Sie wird mitunter irrtümlich als Stammsitz der ab 1212 erscheinenden Perwarther vermutet, die jedoch aus Perwarth bei Oberndorf (s. d.) stammen. Die Burg Hochperwarth, die hier beschrieben wird, ist mglw. ein Teil des Lengenbacher Lehensbesitzes Ernegg und Reinsberg. Ab 1281 sind die Zinzendorf in dieser Gegend nachweisbar, um 1300 dürfte Heinrich v. Zinzendorf bereits auf Hochperwarth gesessen sein. 1331 wird dessen Sohn Rudolf mit der halben Veste belehnt. 1410/11 wird die Burg durch Reinprecht v. Wallsee zerstört, die zu jener Zeit auf Hochperwarth sitzenden Zinzendorfer zogen sich offenbar die Mißgunst des Landesfürsten zu. 1413 wird Rudolf v. Zinzendorf mit Perwarth belehnt. In der 2. H. d. 15. Jhs. dürfte eine Hälfte der Burg an die Kirchberger gekommen sein. Aus Regensburger Lehensbriefen, die nur die halbe Veste nennen, schließt Büttner, dass die Burg zur Hälfte freies Eigen der Zinzendorfer ist. 1501 erwirbt Christof v. Zinzendorf den Kirchberger Anteil der Burg. Während noch 1551 Angehörige der Zinzendorfer belehnt werden, ist bereits 1549 eine Hälfte der Burg an Christoph v. Concin gelangt. Dieser errichtet 1555–1561 das neue Schloss, was auf die damit einhergehende Aufgabe der Burg schließen lässt.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 3,4 km nordöstl. von Randegg, etwa 1 km nordöstl. des Dorfes Perwarth auf einer Rückfallkuppe am linken Talhang der Kleinen Erlauf. Südwestl. des dicht bewachsenen Burghügels liegt in Tallage, unmittelbar an der Bahnlinie Wieselburg – Gresten, das bereits von der Straße sichtbare, markante Ensemble des – ebenfalls zur Ruine gewordenen – neuen Schlosses (Niederperwarth, s. d.) und des ehem. Meierhofes, Perwarth Nr. 2. Die Altburg Hochperwarth liegt 300 m oberhalb auf einem abgesetzten Hügelsporn, der vom steil ansteigenden Gelände durch einen breiten, großteils natürlichen Abschnittsgraben getrennt ist. Auch nach W wurde ein kleiner Hangeinschnitt grabenartig abgeteilt. Die überwachsene, stark verfallene Ruine gliedert sich in einen Turmrest am Hochpunkt, isolierte Mauerzähne in der Kernburg sowie Reste eines äußeren Berings auf einer deutlich tieferen Hangstufe. Direkt über dem Halsgraben, und damit auf einem künstlich isolierten Felsplateau, hat sich die 1,80 m starke O-Mauer eines ehem. Viereckturms von 8,50 m Länge erhalten. Seitliche Abbrüche belegen, dass der Hauptteil des Turms abgerutscht ist. Büttner zeigt 1975 noch ein hoch gelegenes, zentrales Rundbogenfenster. Zum östl. angrenzenden Hof sind die Turmkanten im unteren Bereich abgefast, das tlw. noch verputzte Mauerwerk zeigt polygonale Blöcke in Einzellagen, die durch massiven Zwickeleinsatz gehalten werden. Als Datierung ist demnach die 2. H. d. 13. Jhs. zu vermuten. Auf einer deutlich tieferen Stufe umgürten isolierte Reste eines rechteckigen Berings ein ehem. Areal von etwa 24 x 23 m. Monumental ist die südöstl. Ecke ausgebildet, die heute als 3-gesch. Pfeiler erhalten ist. Durch deutliche Baufugen zeigt sich eine komplexe Baugeschichte. Der Bering weist hier demnach im Kern blockhafte Formate in liegenden, allerdings ausgezwickelten Einzellagen auf und ist noch dem frühen bis mittleren 13. Jh. zuzuordnen. Um 1300 muss der östl. anschließende Bering abgestürzt sein. Er wurde durch einen einst 4-gesch. Palasbau mit Sitznischenfenstern und gestuftem Eckpfeiler ersetzt. Im 14./15. Jh. dürfte auch der westl. Bering abgestürzt sein, mglw. in Zusammenhang mit der Zerstörung 1410/11. Hier wurde ein breiter Hangpfeiler mit netzförmigen Mauerstrukturen angesetzt. Am nordöstl. Abschluss der Kernburg blieb der Eckpfeiler des Burgtores erhalten. Außerhalb deutet ein sekundär angesetzter Sockel mit Fensteransatz auf einen kleinen Torzwinger. Im östl. und südl. Hang finden sich lange Mauerreste, deren netzförmige Strukturen auf eine spätmittelalterliche Vorburg schließen lassen. Die nach Büttner in alten Berichten auf Oberperwarth bezogene Benennung „Dürnstein" erfolgte wohl irrtümlich und ist urk. nicht belegbar. Die einzige Verbindung dazu ist der im NW des Dorfs gelegene Einzelhof „Dürnstein", nach dem HONB Perwarth Nr. 22.
Text P.S., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene, völlig überwachsene Burgruine. Frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten im Tal, beim Meierhof bzw. vor der Schlossruine. Von hier führt ein unbeschilderter Weg in rund 5 Min. zur Burgruine. Die stark verfallene Burganlage ist ganzjährig frei zugänglich, das steile, nicht „familientaugliche" Gelände ist jedoch nur erschwert begehbar, da die Mauerreste zudem völlig überwuchert sind, ist ein Besuch in der bewuchslosen Jahreszeit empfehlenswert.
Gasthäuser GH "Schliefauhof" in Randegg, GH Mayer in Randegg, GH Wieser in Wang, GH "Josefihof" in Wang.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 142
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 213 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 114 ff.
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 250
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1804 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 463
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, II und VIII, B 168, D 508
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 277
  • Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 115 ff.
  • Herbert Pöchhacker, Die Wehr und Schloßanlagen des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1978/2 ff., 1978/8, 30 ff.; 1978/9, 34 ff.; 1983/7, 25 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 77
Baualtersplan (2006) - © Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Patrick Schicht