Hauptburgenname
Weiden
ID
427
weitere Burgennamen
Oberweiden
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Oberweiden
OG/MG/SG
Weiden an der March
VB
Gänserndorf
BMN34 rechts
787455
BMN34 hoch
353307
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Vom nordwestl. Ortsende von Oberweiden dem Güterweg, die Bahn unterquerend, nach NO ca. 1,4 km folgen.
Geschichte
Das anlässlich einer Schenkung Kg. Heinrichs IV. 1067 an das Bistum Passau genannte "Stoutpharrich" ist unsicher mit Weiden (und nach Kupfer eher mit Stopfenreuth) zu identifizieren, jedenfalls stellt Passau noch 1254/60 Ansprüche auf den Ort. Das Babenbergerurbar weist auf örtlichen landesfürstlichen Besitz. 1260 befindet sich das halbe Dorf Weiden als landesfürstliches Lehen in der Hand Gf. Ottos v. Plain-Hardegg. 1263 erscheint "Albertus von Weiden". 1313 verpfändet Friedrich der Schöne örtlichen Besitz an die Gerlos und Wallsee. Ab 1341 sind (jüngere) Weidener nachweisbar, die sich 1350/91 nach Zankendorf nennen. Die älteren Weidener nennen sich seit 1386 nach Oberweiden. 1391 wird das "Purchstall in dem alten Dorff" genannt, gleichzeitig finden sich Hinweise auf einen Nachfolgebau im Ort (s. Oberweiden). 1462 ist der Ort Pfandbesitz des Gedeon v. Moschenau, 1527 gelangt der Besitz an Hans v. Lamberg, später an Christoph Zoppl. Der Ort verbleibt bis 1725 beim Kastenamt und gelangt dann an Prinz Eugen.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der Burgstall der wohl tatsächlich als "Wasserburg" ansprechbaren Anlage liegt ca 1,3 km nordöstl. der Pfarrkirche von Oberweiden bzw. 1,3 km nordnordöstl. des Bahnhofes von Oberweiden im tlw. versumpften Auwald. Der nördl. erscheinende Flurname "Altdorfer Feld" weist auf die ehem. angeschlossene, heute abgekommene Altsiedlung von Weiden.
Die Anlage liegt hier nur knapp südl. des vom nordwestl. Ortsausgang heranführenden Güterweges. Durch die dichte Auwaldvegetation ist sie für Ortsunkundige dennoch nur erschwert auffindbar. Darüber hinaus empfiehlt sich ein Besuch in der bewuchslosen Jahreszeit, da die Anlage sommerüber, bewuchs- und wasserstandsbedingt kaum erreichbar ist.
Gemäß ihrer Niederungslage besitzt die bemerkenswerte, sehr ausgedehnte Anlage nur eine sehr geringe Höhe. Der 1953 von Schad´n publizierte Plan lässt eine Ausdehnung der Burganlage über eine Fläche von etwa 110 x 150 m ablesen. Zentrum der Burg ist das relativ kleine, kegelstumpfförmige Kernwerk im nördl. Bereich, das einen Durchmesser von 20 m und eine Höhe von nur 1,5 m erreicht. Es wird von einem konzentrisch umlaufenden, 6–8 m breiten Graben umgeben. Dieser wird nördl., östl. und westl. von einem stärker ausgebildeten, 1,5 m hohen Wall umgeben, der sich jedoch aus einem südl. dem Kernwerk vorgelagerten, großen Plateau entwickelt. In W-O-Richtung erreicht das wahrscheinlich ehem. wirtschaftlich genutzte Plateau eine Breite von 60 m, N-S von ca. 30 m. Der unregelmäßigen Ovalform des Plateaus folgt ein 2. Wallring, der im N eine auf dem Schad´n-Plan erkennbare, ausgreifende und einen weiteren Wall umgreifende Flanke bildet. Die O-Seite der Anlage ist darüber hinaus von zwei weiteren Wällen umgeben. Die so im O 4-fache Wallanlage endet mit einem entfernter vorgelagerten Außengraben. Die äußeren Annäherungshindernisse erreichen eine Höhe von durchschnittlich 1–1,5 m. Im SO zeigt der Schad´n-Plan eine Unterbrechung der drei äußeren Wallgürtel, ob diese heute nur erschwert nachvollziehbare Situation auf dem ehem. Zugang basiert, muss in Frage gestellt bleiben. Unmittelbar westl. situiertes Sumpfgelände unterband wohl weitere Außensicherungen an dieser Seite. Urspr. lag die Burg in einem ausgedehnten Sumpfgelände. Die Flur "Altdorfer Feld" weist auf die ehem. Altsiedlung von Weiden, die durch Scherbenstreuungen überwiegend im NW und NO der Burg rekonstruiert werden kann. Die Fundsituation belegt eine Besiedlung zwischen dem 11. und 14. Jh., dies würde mit den urk. Nennungen korrespondieren, die das jüngere Oberweiden ab 1385 belegen, während 1391 nur noch der Burgstall des verödeten Sitzes genannt wird.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene Hausberganlage (Wasserburg). Im Sommer zumeist unzugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 395 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 80 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 841
- Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 147
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 197 f.
- Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 441
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 80/1
- Max Weltin, Böhmische Mark, Reichsgrafschaft Hardegg und die Gründung der Stadt Retz. In: Rudolf Resch, Retzer Heimatbuch 1, Reprint/Neuauflage Retz 1984, 7–29, 24 f.