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Hauptburgenname Rabensburg
ID 436
Objekt Burg-Schloss
Adresse A-2274 Rabensburg 1
KG Rabensburg
OG/MG/SG Rabensburg
VB Mistelbach
BMN34 rechts 792070
BMN34 hoch 390450
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Rabensburg ist im Zuge der B 49 von Angern an der March, Hohenau, bzw. aus Richtung Mistelbach über die B 40 und B 48 über Hohenau, zu erreichen. An der Kurve der Ortsdurchfahrt im N des Ortes zum Schloss abzweigen und am Vorplatz parken. RAD: Der "Bernsteinweg" führt 6 km nördl. von Hohenau direkt durch Rabensburg.
Geschichte Die hochmittelalterliche Besitzgeschichte Rabensburgs liegt weitgehend im Unklaren. Erst 1255 nennt eine Urkunde "Hertwicus de Rabensburch" als Dienstmann der Kuenringer. 1294 gelangt Otto II. v. Hagenberg kaufweise in den Besitz der Hft. 1328 wird die Burg durch böhmische Truppen erobert. Seit dem 14. Jh. ist Rabensburg Besitz der Zelkinger, die 1385 Burg und Hft. an den Hofmeister Johann I. v. Liechtenstein verkaufen. Nach seinem Sturz 1394/95 gehört Rabensburg zu den wenigen Gütern, die in seinem Besitz blieben. Das Urbar von 1414 nennt den Liechtensteinischer Besitz Rabensburg, der schließlich namengebender Sitz einer Zweiglinie wird. 1480 wird von der "brochen veste" berichtet. Folge ist vermutlich der Ausbau um 1520 unter Hartmann I. v. Liechtenstein. In der 1. H. d. 17. Jhs. erfolgen der großzügige Frühbarock-Ausbau und die bastionäre Befestigung. 1645 muss die Burg an die schwedischen Truppen übergeben werden. Vischer zeigt 1672 ein prächtiges, stark befestigtes "Festes Schloss". Im 19. Jh. ist im Schloss eine Parkettfabrik eingerichtet. Der Bau wird von Mietparteien bewohnt und war bis in jüngere Zeit im Besitz der Fürst-Liechtenstein-Stiftung. Seit 1991 ist DI Günter Kucharovits Eigentümer.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Schlossanlage liegt im nördl. Bereich des Marktes, unmittelbar am Abhang zum östl. beginnenden Augebiet der Thayaniederung. Gemeinsam mit der 160 m südöstl. gelegenen Pfarrkirche liegt der Bau in einer weitgehend unbebauten Zone des Ortes. Vischer zeigt die ausgedehnte, bereits frühbarock ausgebaute Anlage im Zustand ihres wohl höchsten Ausbaustandes, die historische Darstellung ist einwandfrei mit dem überkommenen Bau in Übereinstimmung zu bringen. Eine Übersicht über Strukturierung und Entwicklung der Anlage vermittelt der Plan von A. Klaar, der im W des Gesamtkomplexes als Kernzone eine außergewöhnlich regelmäßige Burganlage mit zwei westl. Türmen zeigt. Die Grundfläche dieser Anlage ist ein Quadrat mit durchschnittlich 34 m Seitenlänge, die Mauerstärke des Berings beträgt knapp 2 m, die Seitenlängen der im NW und SW fluchtend eingebundenen Türme betragen durchschnittlich 8,30 m, wobei deren Mauerstärke auf 2,60 m erhöht ist. Nach der Planaufnahme reicht die primäre Bausubstanz bis in das 3. Geschoß, ist in dieser Ebene jedoch bereits stark von Auskernungen und Wandöffnungen bestimmt. Großflächige Putzfehlstellen im N, S und W lassen die Verwendung großformatiger Buckelquader erkennen. Örtlich, überwiegend aber in höheren Zonen, ist der Übergang zu sorgfältig bearbeiteten "Glattquadern" zu beobachten. Bemerkenswert ist die Einbindung der Türme: Oberhalb mehrerer durchlaufender Lagen von Buckelquadern wurden im weiteren Bauablauf zuerst die Türme errichtet und erst sekundär der Bering, der mit den Türmen nicht verzahnt. Die entsprechende Baunaht ist bis in obere Zonen verfolgbar. Steinmetzzeichen sind – soweit erkennbar – nicht vorhanden. Zumindest die westl. Schale des NW-Turmes wurde in der Neuzeit – wohl schadensbedingt – durch Ziegelmaterial erneuert, doch dürfte der im Grundriss deutlich erkennbare Turm durchwegs erhalten sein. Die aus großformatigen Quadern bestehende Basis seiner O-Mauer ist im Bereich eines Mauerdurchbruchs sichtbar. Ähnlich zeigt der SW-Turm im Zugang zum südl. Gartenbereich die hofseitige Verwendung von Buckelquadern. Da der Bering auch im O bis in obere Ebenen zu verfolgen ist, dürfte hier weitere hochmittelalterliche Bausubstanz vorhanden sein, die dicken Putzschichten an der zum äußeren Hof gerichteten O-Seite verhindern jedoch entsprechende Befunde. Die Burg richtete ihre ausgeprägte 2-Turm-Front nach W, entsprechende Türme im O bestanden vermutlich nicht. Nach Klaar gehen Mauerteile an der O-Seite, neben der heutigen Einfahrt, auf eine ehem. Zugangssituation zurück, eine Annahme, die jedoch nicht nachvollziehbar ist. P. Schicht bezieht im Rahmen seiner Untersuchungen die Burg zurecht in die Gruppe der "Österreichischen Kastellburgen" ein, die hier in Form einer 2-türmigen Variante vertreten ist. Nach Dehio datiert der Bau um 1230, ein sehr enger Zeitrahmen, der mglw. auf das 2. V. d. 13. Jhs. auszuweiten ist. Der heutige, 3-gesch. 4-Flügelbau des Kernschlosses basiert auf dem Umbau durch Hartmann I. v. Liechtenstein ab/nach 1520. Die beiden Türme des 13. Jhs. wurden wohl bereits während dieser Zeit bis auf Traufhöhe der Wohnbauten abgetragen. Diese umbauen randständig einen etwa 15 x 15 m großen Hof. Die für Wohnzwecke genutzten Innenbereiche zeigen zeitspezifische Gewölbelösungen, lassen aber keine weiteren Befunde erkennen. Optische Bereicherung des Hofes ist der 3-gesch. Arkadengang an der W-Seite. Im Erdgeschoß durch kräftige Pfeiler getragen, werden seine Gratgewölbe im 1. Obergeschoß durch zarte Pfeiler, im 2. Obergeschoß durch toskanische Säulen gestützt. Die Bogenstellungen zeigen frühen Renaissanceschmuck des 2. V. d. 16. Jhs. Gleicher Zeitstellung sind der Treppenturm in der NW-Ecke, der zwischen Wohnräumen und Arkadengang vermittelt, sowie mehrere zugesetzte Fensteröffnungen an der S-Seite. Während diese in charakteristischer Weise noch spätgot. Formen verhaftet sind, zeigt eine Türe in der SW-Ecke des Hofes mit ihrem Schmuck bereits reine Frührenaissanceformen. Der stark abgeplatzte Putz der Hoffronten, wobei die im Dehio erwähnten Reste von Wandmalereien bereits im Verschwinden begriffen sind, lässt die Verwendung reinen Ziegelmauerwerks für die Bauteile des 16. Jhs. erkennen. Die Einfahrt zum inneren Hof mit kreuzgratgewölbter Torhalle und etwas derb rustiziertem Tor stammt bereits aus dem 17. Jh. Die ehrenhofartige, sehr ausgedehnte Hofanlage im O, umgeben von zumeist 2-gesch. Trakten, entstammt einer großzügigen Erweiterung, die nach Dehio in das 2. V. d. 17. Jhs. datiert. Die den Kernbau westl. einschließenden Trakte sind stark vereinheitlichend erneuert. Im 3-gesch., das Kernschloss nach N erweiternden Trakt liegt der 1633 errichtete Fest- oder Rittersaal. Im Verlauf des S-Traktes liegt die Einfahrt mit der von Rustika-Elementen und kräftigen Gesimsen umrahmten Toranlage. Sie bezieht sich achsial auf eine im N-Trakt angelegte ehem. Brunnennische. Der bis an den östl. Geländeabfall vorgeschobene Hof ist hier nur durch eine hohe Futtermauer geschlossen. Ehem. Zwingeranlagen, die Klaar auch im Bereich des Kernschlosses vermutet, sind heute nur mehr in Resten erhalten, so eine barbakaneartige Anlage im S mit einem äußeren, ehem. zugbrückengesicherten Tor. Im S sind bedeutende Teile des ehem. Grabens erhalten, der urspr. auch eine ausgedehnte Bastionärbefestigung des 17. Jhs. umschloss. Diese ist auf der Vischer-Ansicht eindrucksvoll mit zahlreichen Sturmpfählen dargestellt. Klaar rekonstruiert eine Ausdehnung dieser beinahe regulären, mit vier spitzwinkeligen Bastionen ausgestatteten Befestigung über eine Fläche von 190 x 160 m. Die westl. Abschnitte dieser Befestigung sind nur noch anhand eines umlaufenden, bebauungslosen Streifens zu erschließen, die östl., über dem Abfall zur Thaya-Niederung situierten Abschnitte sind jedoch in Form der NO- und SO-Bastion und der verbindenden östl. Kurtine erhalten. Die gewaltigen Dimensionen der stark mit Bewuchs besetzten Anlagen sind auf Luftbildern gut erkennbar. Die im S des Kernschlosses gelegene, von den Außenbefestigungen umgebene Schlosskapelle, auf dem Vischer-Stich erkennbar, ist nicht mehr erhalten. Knapp südöstl. liegt die Pfarrkirche Hl. Helena unmittelbar am Geländeabfall zur Thayaniederung. Schwammenhöfer sieht hier eine ehem., hausbergartige Befestigung. Das Kirchenplateau erreicht eine Ausdehnung von 35 x 45 m, nördl. und östl. ist es vom natürlichen Geländeabfall geschützt, im S und W sind Hinweise auf Grabensicherungen erhalten. Ein am O-Abfall angelegter Weg benutzt mglw. eine künstliche Hangstufe der Befestigung. Schwammenhöfer vermutet hier einen Vorgängerbau der Burg des 13. Jhs., welcher urk. jedoch nicht belegbar ist. Gesicherte Hinweise auf die Funktion des Kirchenbereiches, etwa als Wirtschaftsbereich, wären nur durch entsprechende Untersuchungen zu gewinnen. Die bemerkenswerte Schlossanlage, ein wertvolles Beispiel hochmittelalterlichen und neuzeitlichen Profanbaues, wird heute als Mietsobjekt genutzt und von mehreren Privatparteien bewohnt. Die offensichtlich längerwährende Mindernutzung des Baues führte zum gegenwärtigen, vernachlässigten Zustand, der zudem von reduzierenden Umbauten des 19. und 20. Jhs. geprägt ist.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Als Mietshaus genutzte, sehr vernachlässigte Anlage. Höfe zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet vor der Schlosszufahrt. Gegenwärtig als Wohnhaus genutzte Schlossanlage, die bemerkenswerte hochmittelalterliche Bausubstanz sowie Architekturelemente der Frührenaissance besitzt. Die Nutzung des Baues gestattet keine Innenbesichtigung, die Außenbereiche sind jedoch frei zu betreten.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 135
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 326 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 147 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 174
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 932 ff.
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 32 ff.
  • Thomás Durdík, Kastellburgen des 13. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Wien–Köln–Weimar 1994, 223
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 489 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 107
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 34 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 480
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 50c
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 205 f.
  • Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 147 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 87/2
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 67
Rabensburg. Grundriss und Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Rabensburg. Grundriss und Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1965). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht