Hauptburgenname
Asparn II
ID
44
weitere Burgennamen
Asparn an der Zaya
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
A-2151 Asparn an der Zaya, Franz Hampel-Platz 1
KG
Asparn an der Zaya
OG/MG/SG
Asparn an der Zaya
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
761717
BMN34 hoch
383440
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Asparn an der Zaya ist über Nebenstraßen von Mistelbach, von der B 40 oder B 46, bzw. von Ernstbrunn – Ladendorf, von der B 40, erreichbar. Die Zufahrt ist lokal, sowie im Ortsgebiet bis zum großen Parkplatz vor der Schlosseinfahrt beschildert. RAD: Der "Buschbergweg" führt 7 km nordwestl. von Mistelbach direkt durch Asparn und mittels beschilderter Abzweigung direkt zum Schloss.
Geschichte
Die Gründung der Burg ist mglw. in Zusammenhang mit der Besitzübernahme durch die Hrn. v. Sonnberg um die M. d. 13. Jhs. zu sehen. Die Burg übernimmt die Funktion des hausbergartigen Vorgängerbaues der Edelfreien von Asparn, die ab ca. 1108 urk. nachweisbar sind und zwischen 1229 und 1239 aussterben. M. d. 13. Jhs. nennt sich Hadmar d. Ä. v. Sonnberg auch nach Asparn, die aus der Sekundärliteratur ohne Quellenangabe stammende zeitgenössische Bezeichnung von Asparn als "prächtiges Schloss" konnte nicht überprüft werden. Nach Neugebauer wäre mit einer Errichtung bis spätestens 1286 zu rechnen. Ca. 1348 erscheinen die Rauhenecker als Träger des landesfürstlichen Lehens. 1413 ist Reinprecht II. v. Wallsee-Enns Pfandbesitzer. Entgegen der Annahme bei Büttner/Madritsch, 1421 den Neubau der Burg anzusetzen, findet in jener Zeit ein Umbau unter den Wallseern statt. 1443 fällt die Hft. an die Eitzinger. Vor 1558 ist Wenzel d. Lomnitzer Besitzer, danach Adam Gall v. Loosdorf. A. d. 17. Jhs. gelangt der Pfandbesitz an Christoph Frh. v. Unverzagt, um 1604/10 als freies Eigen an die Breuner. Nach Zerstörung durch die Schweden wird der Bau 1651 instandgesetzt. 1663 wird Asparn als Fluchtort genannt. 1672 zeichnet Vischer das Schloss als stattlichen Bau, in einer gemeinsamen Befestigung durch Erdbastionen mit Kirche, Kloster und Wirtschaftstrakten. Bereits 1845 werden Teile des Schlossgrabens mit dem Material das abgetragenen Hausberges zugeschüttet. 1897 gelangt der Besitz an das Haus Metternich-Sandor. Das Schloss ist heute im Besitz von Franz A. Metternich-Sandor. Seit 1967 ist es vom Amt der NÖ Landesregierung gepachtet, ab 1970 museal genutzt.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Am nördl. Ende des alten Ortskernes von Asparn an der Zaya liegt in einer sanften Krümmung der Zaya, an deren orographisch rechtem Ufer, das sog. "Asparner Stättl", gebildet aus Schloss, Pfarrkirche und Minoritenkloster. Die von W nach O angeordneten Baulichkeiten nehmen ein entsprechend orientiertes, ausgedehntes Areal ein, das durch einen südl. anschließenden Meierhofbereich ergänzt wird. Der Ortsanger nimmt auf diesen nur mäßig, vor allem nordöstl. und östl. gegenüber der Zaya erhöhten Bereich offensichtlich deutlich Bezug. Vischers Stich von 1672 zeigt den Gesamtkomplex von SW, wobei das Schloss einwandfrei mit dem heutigen Bau in Übereinstimmung zu bringen ist, aber noch zahlreiche zeitgemäße und heute nicht mehr erhaltene Bau- und Schmuckdetails erkennen lässt. Der gesamte Komplex war nach Vischer mit einer gewaltigen Bastionärbefestigung und einem Wassergraben umgeben. Die Pfarrkirche und das erst 1629 gegründete Kloster werden durch einen Brückengang miteinander verbunden, der einen bemerkenswert ausgedehnten Rest eines Grabens übersetzt, woraus wohl weitere, interne Grabensicherungen der einzelnen Objekte erschlossen werden können. In diesem Sinne ist auch der heute erhaltene Torgraben an der Zugangsseite des Schlosses zu sehen. Die ab der M. d. 13. Jhs. nachweisbare Marktsiedlung war zumindest ab dem frühen 14. Jh. durch Mauern befestigt.
Der Plan von Klaar zeigt die tlw. relativ ungewöhnliche Struktur der Schlossanlage bzw. des integrierten Kernbaues, der bis zuletzt die Entwicklung des baulichen Gefüges bestimmte. Vereinfacht ist ein 3-flügeliger, 3-gesch. Bau zu beschreiben, dessen repräsentativ ausgebildete, mit der Toranlage versehene S-Seite durch 2 eckbetonende Turmbauten verstärkt ist. Der heute überkommene Bau nimmt eine Fläche von durchschnittlich 50 x 50 m ein. Da 1820 der Abbruch der nördl. Trakte erfolgte, ist mit einem ehem. weiteren Ausgreifen nach N zu rechnen, eine Annahme, die durch den Vischer-Stich unterstützt wird. Klaar meinte, in den bis zu 3 m starken, tlw. stark verschoben zueinandergestellten Beringfronten die Kernburg des 13. Jhs. zu sehen. SW- und SO-Ecke des Berings sind mittels genannter Turmbauten betont, wobei jedoch auf die sehr differente und tlw. ungewöhnliche Einbindung in den Bering hinzuweisen ist. Beide Türme erreichen Mauerstärken zwischen 2,70 und 3,00 m, die Seitenlängen der quadratischen Bauten liegen zwischen 8,70 und 9,70 m. Während der stark vortretende SW-Turm durch betonte Übereckstellung gekennzeichnet ist, überschneidet der frontal gestellte SO-Turm mit seiner NW-Ecke nur knapp die SO-Ecke des Berings, wodurch er fast vollständig vor die Umfassung tritt. Bering und Türme bilden eine für die Gruppe der "Österreichischen Kastellburgen" charakteristische Situation einer 2-Turm-Front, wodurch eine ehem. Ausstattung mit 4 Türmen zumindest anzudenken wäre, heute aber in keiner Weise nachweisbar ist. Äußerlich bieten die mit Ausnahme der Eckzonen verputzten Türme keinerlei Hinweise auf eine hochmittelalterliche Zeitstellung. An der NO-Ecke des SO-Turmes wird die Ortsteinquaderung tlw. aus Buckelquadern gebildet, ein Befund, der die Kastellburg-Theorie unterstützen würde. Durch zahlreiche, am Randschlag angebrachte Steinmetzzeichen in got. Formen und durch die unkonsequente Versetzung der Blöcke sind jedoch Zweifel angebracht. Die Mauertechnik des Berings ist nur an einem kurzen, verputzlosen Abschnitt des im N abbrechenden O-Berings zu beobachten, wo ausschließlich ausgezwickelte, bedingt lagerhafte Bruchsteinstrukturen vorhanden sind. Eine Untersuchung der Kellerräume des S-Traktes, die auch das Untergeschoß des SW-Turmes umfassen, ließ ebenso nur spätmittelalterliche Bruchsteinverbände beobachten, die keinesfalls in das 13. Jh. datieren. Das ansonsten verputzte Mauerwerk verhindert sichere Befunde zu Bauphasen des 13. Jhs., doch ist nicht auszuschließen, dass entsprechende, noch unerkannte Bauteile innerhalb der überkommenen Bausubstanz vorhanden sind.
Unter Reinprecht v. Wallsee fand wohl ein durchgreifender Neubau statt. Die S-Seite erhielt einen vorgelagerten Torbau mit einer repräsentativen, aus Fahr- und Nebentor bestehenden, zugbrückengesicherten Toranlage. 2 Wappensteine nennen den Bauherren, "dominus reinpertus de wallse", jener am Haupttor zeigt die Jahreszahl "1421". Die auf profilierten Konsolen sitzenden Erker und mehrere Fensteröffnungen des SW-Turmes weisen ebenso wie die Konsolen des Umganges am SO-Turm auf jene Bautätigkeit des Spätmittelalters. Die Erker des SW-Turmes sitzen tlw. auf figuralen Konsolen, mglw. Spolien des 13. Jhs. Die Befundsituation weist nach gegenwärtigem Wissensstand auf einen völligen Neubau im 1. D. d. 15. Jhs. hin, der in bemerkenswerter Form in der Tradition der Kastellburgen des 13. Jhs. steht und zumindest tlw. auf älteres Baumaterial (Buckelquader), vermutlich des Vorgängerbaues, zurückgriff.
Die randständigen Bauten um den nördl. offenen Hof sind vermutlich vollständig den neuzeitlichen Bauphasen zuzuweisen. S- und W-Trakt benutzen als Außenfronten den mittelalterlichen Bering, durch Erweiterung des S-Traktes vor die mittelalterlichen Baulinien wurde auch der spätgot. Torbau fluchtend überbaut. Nach temporärem Verfall während des 16. Jhs. und Zerstörungen durch die Schweden 1645 erfolgte 1651 durch die Breuner ein massiver Neubau, auf dem das heutige Erscheinungsbild basiert. Der schmale O-Trakt, der sich im Erdgeschoß mit Pfeilerarkaden zum Hof öffnet, zeigt an der restaurierten Sgraffitobänderung die Jahreszahl "1635", weist somit auf zwischenzeitliche Umbaumaßnahmen, oberhalb der Hofeinfahrt zeigt der S-Trakt den mit "1651" datierten Wappenstein der Breuner. Daneben nennt eine weitere Tafel der Breuner das Jahr "1717" als Zeitpunkt jüngerer Umbauten. Dieser Zeit entstammen wohl die von Vischer noch nicht gezeigten, in Tradition früherer Bastionärbefestigungen stehenden, 1-gesch. Anbauten im Bereich der Türme. Die ältere Brückenanlage wurde im 17. Jh. von der heutigen Steinbrücke abgelöst. Die mit regelmäßigen, nur gering betonten Fensterachsen ausgestatteten Trakte präsentieren sich heute vorbildlich restauriert und bilden einen geeigneten Rahmen für das seit 1970 bestehende Museum für Urgeschichte des Landes Niederösterreich. Die Gewölbekonstruktionen des Erdgeschoßes und der Treppenanlagen entstammen den neuzeitlichen Bauphasen, die Obergeschoße besitzen durchwegs flache Deckenlösungen. Hervorzuheben ist der sog. "Wappensaal" mit 128 Wappen div. Adelsgeschlechter. Ein großer Teil der Räumlichkeiten ist im Zuge des sehenswerten Museums zu besichtigen, weitere nicht öffentlich zugängliche Bereiche werden für Büros, Lager und Restaurierwerkstätten genutzt. Der nördl. des Schlosses situierte ehem. Park ist als Freilichtmuseum in Verwendung.
Die unmittelbar östl. des Schlosses situierte Pfarrkirche Hl. Pankraz ist durch ihre westl. Bauteile mit dem Schloss verbunden, wodurch sie Bauteile eines ehem., spätmittelalterlichen Zwingers überbaut bzw. durchschneidet. Nach Dehio geht die Kirche auf einen Sakralbau des 14. Jhs. zurück, doch erfolgte 1626 ein barocker, überformender Neubau, Ergänzungen erfolgten vor 1667 und im 18. Jh. Patrozinium und Lage der seit M. d. 12. Jhs. mit pfarrlichen Rechten ausgestatteten Kirche zeigen ihre unmittelbare Beziehung zum Sitz, naheliegend bereits zum abgekommenen Vorgängerbau des Burg-Schlosses.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Restaurierte und als Museumsbau genutzte Schlossanlage. Gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Großer Besucherparkplatz vor der Schlosseinfahrt.
Im restaurierten und bestens gepflegten Schloss ist das Museum für Urgeschichte des Landes Niederösterreich eingerichtet. Das angeschlossene Freigelände im Schlosspark zeigt Rekonstruktionen urgeschichtlicher Bauten.
Schloss, Museum und Freigelände sind gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Öffnungszeiten: 1. April–15. November: Mo geschlossen, Di–So 9–17 Uhr. Ab 2. Septemberwoche auch Mo geöffnet.
Periodisch finden Sonderausstellungen statt, wie z. B. 1996: "Rätsel um Gewalt und Tod vor 7000 Jahren".
Gasthäuser
GH Hans in Asparn an der Zaya, GH Mewald in Olgersdorf, GH Achter in Michelstetten, Restaurant "Zur Linde" in Mistelbach, GH "Weißes Rössl" in Mistelbach.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 128
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 52 ff.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 118 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 110
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 52 f.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 204 f.
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 89
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 129
- Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 29
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 86
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 37 f.
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 138 f.
- Joseph Maurer, Geschichte des Marktes Asparn an der Zaya. Reprint Asparn an der Zaya 1992 (Orig. Wien 1887)
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 5b
- Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 34 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 3
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 18 f.