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Hauptburgenname Tiesenberg
ID 452
weitere Burgennamen Görtenberg, Schlosskogel beim Hausbauern
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Gärtenberg
OG/MG/SG St. Anton an der Jeßnitz
VB Scheibbs
BMN34 rechts 667568
BMN34 hoch 318538
UTM 33N rechts 516988.89
UTM 33N hoch 5316334.95
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Von der Straße durch den Weidagraben bei der „Tiesenbergmühle" links, nach 800 m rechts in den Güterweg „Hausbauer" abzweigen. Von diesem ist der bereits auffällige Hügel weglos zu ersteigen.
Geschichte Gesicherte Schriftquellen zu diesem Sitz oder einer hier sesshaften Adelsfamilie liegen bislang nicht vor. Lediglich der Hausname der nahe gelegenen ehem. Mühle ließ die Vermutung entstehend, dass hier die Burg Tiesenberg stand (Pöchhacker). Genannte v. „Tusenberg/Teusenberg" sind ab ca. 1234 in Urkunden der Gfn. v. Plain nachweisbar, werden jedoch auf einen gleichnamigen Ort in Salzburg bezogen. Hier eine schriftlich nicht belegte Burg der „bäuerlichen Wehrorganisation“ des 11. Jhs. zu sehen (Büttner), ist aber nicht haltbar. Die benachbarte „Diesenberg-Mühl" erscheint 1491 als „Mul unter Tyessnperg" im Gaminger Zehentverzeichnis. Für den „Hausbauern" ist gleichzeitig die Bezeichnung „auf dem Haws", 1632 „Am Hauß" nachweisbar.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die bei Büttner als „Schlosskogel beim Hausbauern" beschriebene Anlage liegt auf einem markanten Hügelgrat zwischen 2 Quellbächen der Melk, 4,5 km nordnordöstl. von St. Anton an der Jeßnitz. „Thiesenberg", die „Diesenberg-Mühl", Bichl Nr. 8, findet sich auf der ÖK 50/Blatt 54 700 m nordnordwestl. am Fuß des Burghügels, im Zwiesel der beiden Bäche. Unmittelbar südöstl. liegt unterhalb des Hügels der „Hausbauer", Gärtenberg Nr. 23, der ehem. Meierhof der Burg. Von dessen Brunnen soll ein unterirdischer Gang zur Burg geführt haben. Die Wiese am S-Fuß trägt den Namen „Burgwiese". Über den Burghügel läuft die Grenze zwischen der OG St. Anton an der Jeßnitz und der OG St. Georgen an der Leys. Die Anlage liegt auf der Parzelle Nr. 3842 der KG Gärtenberg (OG St. Anton an der Jeßnitz), z. T. auf Parzelle Nr. 880 der KG Dachsberg (OG St. Georgen an der Leys). Hier wird die von den bisherigen Bearbeitern vorgenommene Zuordnung zur KG Gärtenberg beibehalten. Die noch gut erhaltene Hausberganlage wurde aus dem östl. Ende des schmalen, dachartig abfallenden Grats herausgearbeitet. Eine Verbreiterung des Grats, die gegen die S-Seite in Form eines halben Kegelstumpfes abfällt, bot entsprechende Voraussetzungen. Das Kernwerk wurde durch Anlage einer orthogonal laufenden Wall-Graben-Kombination, im Volksmund "Schanzen" genannt, aus dem Gelände geschnitten. Aufgrund der Steilheit des S-Hangs wurden diese Annäherungshindernisse nur an der N-, O- und W-Seite angelegt. Das Kernwerk besitzt eine stark gegen N geneigte Plattform von rund 28 x 22 m, die im N dem Rechteck der Wallanlage, im S jedoch dem natürlichen Kegelstumpf folgt. Der Hochpunkt des Plateaus liegt im S, auf dem gegen N relativ stark abfallenden Teil sind mehrfach verstürzte Mauern und Schutthügel zu beobachten, die eine sehr strukturierte Oberfläche hinterließen. Pöchhacker rekonstruierte daraus z. T. konkrete Mauerzüge bzw. Gebäudeteile, was aufgrund der heutigen Situation nicht mehr möglich ist. Die Wall-Graben-Anlage ist besonders im W, wo verm. der Zugang lag, stark ausgebaut, der z. T. aus dem Fels gebrochene Graben ist hier bis zu 8 m breit und 4 m tief. An der nördl. Basis erreicht die Anlage eine Breite von rund 50 m. An der SO-Seite laufen die Anlagen schließlich in einer Wallstufe aus. An der westl. Zugangsseite liegt gegenüber dem Kernwerk ein kleiner Felshügel, der sich als Auflager für eine Brücke geeignet hätte. Nördl. davon erstreckt sich eine kleine Terrasse, unterhalb derer ein alter Weg aufwärts führt und an die NW-Ecke des Walls stößt. Rund 90 m westl. tritt auf dem sich leicht abtreppenden Grat eine kleine 3-eckige Felskuppe hervor, an die nördl. eine rundliche Terrasse anschließt und die mglw. ein Vorwerk trug. Die Anlage ist großteils von Hochwald bedeckt und ist gut zu überblicken, lediglich an der S-Seite, wo ältere Fotos noch den bewuchslosen Kegelstumpf des Kernwerks zeigen, setzt sich heute das Unterholz durch. Keramikfunde vom Burgberg wurden von Pöchhacker in das 11./12. Jh. datiert, eine Autopsie der Funde erbrachte eine Neudatierung in das 13. Jh.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene Hausberganlage, frei zugänglich.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 281 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 156
  • Rudolf Büttner, Die Wehrorganisation der frühen Babenbergerzeit im Einzelhofgebiet der Bezirke Melk und Scheibbs. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 42 (Babenberger-Forschungen), Wien 1976, 26–37, 30
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1905
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 6/1951–55, 154
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, G 191
  • Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 30, 281 ff.
  • Josef Scharner, Engelbert Grubner, Bründler Häuserchronik. St. Georgen an der Leys 2003, 252 ff., 523 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 28
  • Alois M. Wolfram, Die Wehr- und Schloßbauten des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/6 ff., 1965/6, 31 f.
Wallgraben von W (2006) - © Gerhard Reichhalter
Wallgraben von W (2006)
© Gerhard Reichhalter
Lageplan (1976) - © Herbert Pöchhacker, A. Pöchhacker, K. Wolfram
Lageplan (1976)
© Herbert Pöchhacker, A. Pöchhacker, K. Wolfram