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Hauptburgenname Walzberg
ID 464
weitere Burgennamen Waldsberg, Hochstraß am Walzberg, Hechelstein?, Schlosskogel
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Weißenbach
OG/MG/SG Texingtal
VB Melk
BMN34 rechts 673910
BMN34 hoch 320875
UTM 33N rechts 523286.52
UTM 33N hoch 5318780.13
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Vom Beginn des Wanderwegs zum Grüntalkogel an der Straße von Plankenstein ins Pielachtal führt eine anfangs als "Römerweg" bzw. Wanderweg Nr. 651 bezeichnete neue Forststraße (nicht verlassen) nach 1,7 km direkt zur Burgstelle.
Geschichte 1187 erscheint ein „Hainrich de Waldesperch" in 2 Urkunden Hzg. Ottokars v. Steiermark (StUB I, Nr. 685 und 686), 1201 „Heinricus de Walzsperch" bei der von Hzg. Leopold VI. ausgestellten Streitbeilegung zwischen seinem Ministerialen Otto v. „Hausek“ und dem Stift Seitenstetten (FRA II/33, Nr. 22). Mglw. hatte sich die Familie nach dem Tod Ottokars IV. 1192 im Umfeld des neuen Landesfürsten angesiedelt und hier einen neuen Sitz begründet. 1209 bezeugt Heinrich v. „Waldesperc" die Dotationsurkunde Hzg. Leopolds für das Kloster Lilienfeld (FRA II/81, Nr. 4), etwa zur gleichen Zeit begegnet „Hainricus de Waldsperch" in mehreren Klosterneuburger Traditionen (FRA II/4, Nr. 720, 725, 744, 754). 1449 erscheint "Waldsperg" im Wallseer Urbar, 1456 wird noch von örtlichen Burgrechten zu „Walsperg" berichtet.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der Burgstall der Burg Walzberg liegt 2,7 km südsüdwestl. von Texing auf einer nördl. Rückfallkuppe des Walzbergs (Kote 868). 1,1 km östl. der Anlage erhebt sich der Grüntalkogel (Kote 886), der den höchsten Punkt der Wasserscheide zum Pielachtal bildet. 360 m nördl., jedoch 150 m tiefer, liegt der für die Streusiedlung namengebende Hof "Walzberg". Nach Schoiber befindet sich die Burgstelle "eine kleine Stunde westl. vom Eselsteig", der Lagestelle der ehem. Burg Schwabegg (s. d.), die er wie Walzberg als befestigten Punkt entlang der über den Rücken laufenden und (wohl fälschlich) als römisch eingestuften Altstraße sah. Die spornartig aus dem überhöhenden Hinterland gegen N laufende Burgstelle bot eine ausgezeichnete Fernsicht gegen N. Die Wahl dieses hervorragenden aber vom Siedlungsgebiet weit abgesetzten Platzes mag aus heutiger Sicht befremden, ist jedoch auch bei anderen, an Gebirgsübergängen situierten Burgen (Plankenstein, Schwabegg) anzutreffen und lässt sich durch die Nähe der Altstraße erklären. Die Substruktionen der Burg wurden wohl weitgehend aus dem vorhandenen Gelände geschnitten, durch den oftmals zutage tretenden Fels ist ein entsprechender Aufwand zu berücksichtigen. Das Plateau des Kernwerks, das verm. allseitig mit künstlich übersteilten Böschungen abfällt, erstreckt sich über eine relativ horizontale Fläche von durchschnittlich 35 x 25 m. Wallartige Schuttformationen, vorwiegend entlang des Rands des Plateaus, indizieren eine ehem. Massivbebauung. An der südl. Zugangsseite lag verm. ein quer zur Hauptachse orientiertes, rechteckiges, durch Binnenmauern unterteiltes Gebäude. Es trat mit seiner westl. Stirnseite offensichtlich betont vor den Bering, der mit weitgehend geradlinigen, nur einige Male abgewinkelten Fronten das Plateau umschloss. Aus der Oberflächenstruktur des Plateaus lassen sich weitere Bebauungen bzw. Gliederungen erschließen, die von Pöchhacker vermutete Teilung in 2 Höfe mag jedoch zur Diskussion gestellt bleiben. Eine leicht erhöhte Terrasse im NW könnte den Standort eines größeren Gebäudes bezeichnen. An der südl. Zugangs- bzw. Bergseite wurde ein noch 4–5 m hoher Schildwall angelegt und somit ein äußerer und innerer Graben geschaffen. An der W-Flanke verläuft rund 8 m unter dem Plateau eine Wallstufe. Entsprechend waren auch die N- und O-Flanke gesichert, die nördl. Wallstufe endet jedoch ohne Verbindung unterhalb der westl. Die peripheren Anlagen boten sich leider auch hier zum Bau von Forststraßen an. Eine am N-Hang des Walzbergs laufende Straße, die sich heute als Zugang eignet, führt durch den ehem. äußeren Graben und zerstörte offensichtlich die urspr. Böschungen. Eine weitere Straße zieht vom Tal um den N-Fuß der Burgstelle herum und mündet im SO des Kernwerks in die erste. Sie benutzt die breite östl. Wallstufe, die dadurch praktisch zerstört wurde. Der östl. Teil des Schildwalls, der nach Pöchhackers Geländeaufnahme weit in den östl. Hang griff und etwas versetzt angelegt war, fiel diesen Eingriffen zum Opfer. Auch von jenen Geländebefunden am SO-Fuß des Kernwerks, die Schwammenhöfer als ehem. Zisterne vermutet, sind keine Spuren mehr vorhanden. Durch die Anlage der östl. Straße wurden zudem die Böschungen des Kernwerks angegraben, wodurch die an den Kanten des Plateaus laufenden Mauerreste angeschnitten wurden. Ein winziger Überrest der Mauerschale zeigt m. V. Teile einer ehem. opus spicatum-Lage. Unterhalb der westl. Wallstufe läuft eine alte Wegtrasse bergwärts und mündet in eine den Schildwall westl. umfassende Terrasse. Das unmittelbare Vorgelände, das in Form eines schmalen, aber rasch steigenden Grats vorhanden ist, scheint durch quer laufende Gräben strukturiert zu sein, ob es sich dabei um weitere künstliche Annäherungshindernisse handelt, bleibt jedoch unklar. Keramikfunde aus den Sammlungen Pöchhacker und Kreitner, die vom 11./12. bis in die 1. H. d. 13. Jhs. datiert werden können, weisen die Burganlage am Walzberg neben jener von Plankenstein den frühen, mittelalterlichen Befestigungen der Region zu.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Weitgehend noch gut erhaltener Burgstall, frei zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 135
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 343 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 95
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2328
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 104 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 65, W 112
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 214
  • Gottlieb Schoiber, St. Gotthard im Texingthale. Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 17, Wien 1877, 319–324, 320
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 141
Ansicht von SW (2006) - © Gerhard Reichhalter
Ansicht von SW (2006)
© Gerhard Reichhalter
Lageplan (1985) - © Herbert Pöchhacker, K. Wolfram
Lageplan (1985)
© Herbert Pöchhacker, K. Wolfram