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Hauptburgenname Gänserndorf I
ID 484
weitere Burgennamen Halterberg
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Gänserndorf
OG/MG/SG Gänserndorf
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 778655
BMN34 hoch 356189
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Von der Hauptstraße, bzw. vom Kirchenplatz über die Johann Strauß-Gasse Richtung W.
Geschichte Die Siedlung ist ab 1115 urk. nachweisbar. "Isenrich de Genstribendorf" identifiziert Büttner durch die örtliche Nähe mit dem um 1113 genannten "Isinrich de Bretenvelt". Klosterneuburg ist hier später durch Otto v. Maissau und Konrad v. Ramfeltspach begütert. 1297 überlässt Benesch v. Wartenberg sein Gut "datz Genstrebendorf" Stefan v. Maissau (NÖUB Vorausband, 267), daneben besitzen die Herren von Werd (1295, NÖUB Vorausband, 250 f.) und die Hrn v. Ebersdorf (1303, NÖUB Vorausband, 348) Gülten in Gänserndorf. Vor 1331 verpfänden die Gerlos örtlichen Besitz an die Zelking, 1353 an Heinrich und Jans v. Prunne, später an Jans v. Winden. 1452 sind die Liechtensteiner und Fronauer hier begütert. Wie weit die Besitzerreihe des späten Mittelalters auf die Hausberganlage zu beziehen ist, geht aus den Quellen nicht hervor, spätestens die Besitzer der Neuzeit werden entsprechenden Nachfolgebauten zuzuweisen sein.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Burg von Gänserndorf ist im nördl. Teil des verbauten Stadtgebietes, 180 m westl. der im Verlauf der Hauptstraße und des Kirchenplatzes liegenden Pfarrkirche zu rekonstruieren. Büttners Bericht lässt das völlige Abkommen der Anlage vermuten, doch sind wesentliche Teile der ehem. Hausberganlage erhalten. Das Areal wird südl. von der "Johann Strauß-Gasse", westl. vom Straßenzug "Am Halterberg" und östl. von der "Oberen Kellergasse" umgeben. Auf der ÖK 50/Blatt 42 ist die Stelle durch eine ausgewiesene Grünfläche kenntlich. Innerhalb dieser Straßenzüge liegt das großteils erhaltene, relativ mächtige Kernwerk der Burg. Der 1953 von Schad´n publizierte Plan ist bezüglich des Kernwerks noch heute gültig. Der ehem. pyramidenstumpfförmige, nach Schad´n ca. 7–9 m hohe Erdkörper erreicht eine Basis-Seitenlänge von ca. 50 m, ist jedoch durch starke rezente Eingriffe tlw. beeinträchtigt. Am S-Fuß des Hügels liegt das Haus Johann Strauß-Gasse Nr. 10, knapp östl. davon führt ein kleiner Steig auf das Kernwerk, das heute stark von Busch- und Baumwerk überwachsen ist. Die auf dem Plan von Schad´n noch angedeuteten Außensicherungen sind heute durch Überbauung völlig abgekommen. Die nach S ansteigende, stark hohlwegartig eingetiefte "Obere Kellergasse" im O der Anlage ist aber mit relativer Sicherheit als ehem. Abschnittsgraben zu werten, der die Kernzone der Burg gegen O schützte. Nach einer mündl. Mitteilung von H. Schwammenhöfer ist auch der relativ weit im O situierte, erhöhte Kirchenbereich in das ehem. Sitzareal einzubeziehen. Der etwas über die Siedlung erhöhte Kirchenbereich war ehem. von einer Mauer umgeben, der Kafka eine Wehrfunktion zugesprochen hat. Die Kirche wird deshalb auch als ehem. "Wehrkirche" genannt. Der nach einem Brand von 1683 um 1695 barockisierte Bau wurde 1961 modern erweitert, der mittelalterliche Kern ist jedoch anhand der freigelegten rom./frühgot. Fensteröffnungen erschließbar. Nach Dehio datiert der Kernbau in die Zeit um 1300. Wenn Kafka von einer "kleinen Burg" spricht, ist ihm wohl nicht ganz zu folgen, denn die angedeutete Situation lässt vielmehr einen relativ weitläufigen und urspr. auch bedeutenden Sitz erschließen, der vermutlich in mehrere Teile – Sitz-, Wirtschafts- und Kirchenbereich – gegliedert war.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. erhaltene Hausberganlage, Kernwerk zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 133
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 117 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 45 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 236
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 258 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 92
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 133
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 250 f., 267, 348
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 136 f.
  • Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 438
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 25
Gänserndorf I. Planaufnahme des „Halterberges“ - © aus: Schad’n: Hausberge, 137
Gänserndorf I. Planaufnahme des „Halterberges“
© aus: Schad’n: Hausberge, 137