Hauptburgenname
Gerolding
ID
499
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Gerolding
OG/MG/SG
Dunkelsteinerwald
VB
Melk
BMN34 rechts
682427
BMN34 hoch
346185
UTM 33N rechts
531359.89
UTM 33N hoch
5344222.24
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Namensgeber war verm. ein Gf. Gerold der Karolingerzeit (Büttner). Um 1100 schenkt eine Richiza örtlichen Besitz dem Kloster Göttweig. Ein Markwart, Passauer Lehensträger auf Schönbühel, erhält 1165 das Tauf- und Begräbnisrecht für die Kirche in Gerolding (UB St. Pölten I, Nr. 10). Bereits 1135 erscheint mit "Durinch de Geroldingin" der einzige Hinweis auf ein hier ansässiges Adelsgeschlecht (SUB II, Nr. 165).
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die dem Hl. Johannes d.T. geweihte Pfarrkirche von Gerolding erhebt sich am Standort einer ehem. Burganlage. Die Lagestelle, ein im Bereich der Siedlung gegen S ziehender, 425 m hoher Geländesporn, bot sichtlich ausgezeichnete Voraussetzungen. Eine Geländeaufnahme Pöchhackers gestattet einen Überblick über die Gliederung der stark von rezenter Bebauung und Nutzung veränderten Anlagen. Die Geländeaufbereitungen sind demnach über eine Länge von rund 200 m zu verfolgen. Als ehem. Kernwerk der Burg ist der unmittelbare Standort der Kirche zu sehen, Schwammenhöfer beschreibt ein Plateau mit rund 24 m Durchmesser, an das nördl. und südl. tiefer liegende Terrassen anschließen. Das Areal um die Kirche ist heute als Friedhof in Verwendung und wird von einer rezenten, sehr unregelmäßig geführten Umfassungsmauer umgeben. Steilabfälle geben im O, S und W ausreichenden Schutz. Das nördl. vorgelagerte Plateau rekonstruiert Schwammenhöfer als Vorwerk, der anschließend gegen N sichernde Halsgraben ist stark überbaut. Ein weiterer Abschnitt der Burg reichte nördl. wohl bis zur heutigen Straße, die eine Einsattelung des Sporns quert und wahrscheinlich den Verlauf eines weiteren Halsgrabens markiert. Pöchhacker rekonstruiert anhand von Geländeformationen ein weiteres Vorwerk im N, doch sind bei diesen in der Siedlung aufgegangenen Bereichen schlüssige Aussagen kaum mehr möglich. Die Kirche setzt sich aus einem (nach Dehio) rom. bzw. frühgot. Langhaus und einem aus dem frühen 15. Jh. (Bauinschrift "1422") stammenden Chor zusammen. Ein an die N-Schulter des Langhauses gestellter spätmittelalterlicher Turm mit polygonalen Obergeschoßen und ein in den nördl. Chorwinkel gestellter Sakristeianbau ergänzen im Wesentlichen den Bau. Der hochmittelalterliche Kernbau ist äußerlich nur an den westl., noch rom. Traufsteinen des Langhauses erkennbar. Die südl. Anbauten verstellen ein frühgot. Maßwerkfenster. Ein Zusammenhang zwischen Kirche und ehem. Sitz ist wohl nur noch im Sinn eines Nachfolgebaues gegeben. Nördl. der Kirche liegt innerhalb des ehem. Sitzareals der 1861 erbaute Pfarrhof. Am O-Abfall findet sich benachbart ein 2-gesch., heute tlw. als Aufbahrungshalle genutzter Altbau, der noch spätmittelalterliche Portale und an der östl. Talseite eine Reihe Schlitzscharten aufweist. Der heute stark veränderte Bau wird als Rest der mittelalterlichen Wehranlage gesehen, ist jedoch wahrscheinlicher als ehem. Speicherbau zu identifizieren.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Erkennbare Reste einer hausbergartigen Anlage. Großteils zugänglich.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 87 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 143 f.
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 76
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 523 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 24 ff.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 263 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, G 114
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 64 ff.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Eduard v. Sacken, Archäologischer Wegweiser durch das Viertel ober dem Wiener-Walde. Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 17, Wien 1877, 75–218, 107
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 29
- Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen im Viertel ober dem Wienerwald (Mostviertel). Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 12 (= Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 29), St. Pölten 2004, 24