Hauptburgenname
Poysbrunn
ID
556
Objekt
Schloss
Adresse
A-2161 Poysbrunn, Schloßstraße 31
KG
Poysbrunn
OG/MG/SG
Poysdorf
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
771355
BMN34 hoch
397670
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Im Verlauf der B 7, ca. 4 km nördl. von Poysdorf nach Poysbrunn abzweigen. An der Ortsdurchfahrt in die südwestl. abzweigende, bis zur Schlosszufahrt führende "Schloßstraße" abzweigen. RAD: Knapp östl. von Falkenstein passiert der "Weinviertelweg" das Ortsgebiet von Poysbrunn.
Geschichte
1303/06 erscheint Poysbrunn im Klosterneuburger Urbar. 1347 erwerben Andre und Kraft Hauser diesen Besitz, tauschen ihn aber 1353 mit Hzg. Albrecht II. gegen einen Hof in Poysbrunn ein. Um 1365 erhält Zachreis der Haderer die landesfürstliche Belehnung. Um 1393 folgen Rudolf und Ludwig v. Tirna, im Besitz dieser Familie ist Poysbrunn bis etwa 1415. Folgebesitzer sind die Fritzelsdorfer, Sigmund Fritzelsdorfer ist ca. zwischen 1423 und 1470 Inhaber des Lehens. 1470 gelangt dieses an Jörg Höhenberger. Die Burg wird in den Ungarnkriegen angeblich zerstört. 1492 belehnt K. Maximilian I. Veit Fünfkircher mit der Burg unter der Bedingung sie wieder aufzubauen. Die Fünfkircher sind nach Büttner noch 1549 Eigentümer, nach Stubenvoll gelangt die Burg bereits um 1526 neuerlich an die Höhenberger. 1567 folgt im Kaufweg die Fam. Mayrhauser. Weitere Besitzer sind zwischen 1571 und 1782 die Trautson, die Auersperg, ab 1799 die Bartenstein, und ab 1850 die Frhn. (ab 1860 Gfn.) Vrints. Ab 1852 ist das nunmehrige Fideikommißgut freies Eigen. 1976 erwirbt Dr. Alphons Koller das Schloss, die Familie ist noch heute Eigentümer.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Poysbrunn liegt 5,5 km nördl. von Poysdorf im sanften Hügelland der "Falkensteiner Berge". Das gleichnamige Schloss befindet sich als Zentrum eines ausgedehnten, von Parkanlagen und Meierhofbebauungen bestimmten Areals am südwestl. Ortsrand. Die Situierung auf einer Terrasse am sanft steigenden, orographisch rechten Talhang des Mühlbaches ergab eine mäßige, doch geeignete Überhöhung des Sitzes.
Die innerhalb einer reizvollen Parkanlage gelegene Schlossanlage, deren überkommene Bausubstanz überwiegend auf dem durchgreifenden Neubau nach dem Erwerb durch die Trautson 1571 basiert, integriert mittelalterliche Bauteile. Äußerlich ist der Kernbau anhand seiner abweichenden Baulinien, durch schwache Abwinkelungen an der W- und S-Front des Schlosses erkennbar. Die Ursachen für die offensichtliche Verschwenkung des Renaissancebaues sind nicht klärbar. Die erhaltenen Bauteile des Mittelalters stammen wohl vom ehem. Wohnbau bzw. vom ehem. "Palas" der Burg, der sich tlw. durch bis zu 2,20 m starkes Mauerwerk von den neuzeitlichen Bauphasen abhebt. Von der wohnlichen Ausstattung des Wohnbaues stammt eine stark trichternde Rundbogenöffnung an der SW-Ecke, die als einzige von ehem. 4 übereck gruppierten Öffnungen sichtbar belassen bzw. erhalten werden konnte. Die charakteristischen Öffnungen stammen von der Befensterung einer ehem. Blockwerkkammer, das 14. Jh. erscheint auf Basis überregionaler Untersuchungen hier als geeignete Datierung. Von den beiden südl. Fenstern zeichnen sich Reste der bogenförmigen Putzfaschen ab, die Öffnungen selbst sind durch neuzeitliche Fensterdurchbrüche zerstört. Entsprechende Innenbefunde sind heute durch die wohnliche Adaptierung nicht mehr möglich. Die SW-Ecke zeigt bis zur heutigen Traufzone die urspr. Ortsteinquaderung. Der Altbestand dürfte folglich bis in die Ebene des 2. Obergeschoßes aufgehen, wo er auch am tlw. unregelmäßigen und stark geböschten Mauerverlauf im Inneren der südwestl. Räume wahrnehmbar ist. Der mittelalterliche Bestand soll verschiedenen Untersuchungen zufolge über eine Länge von ca. 34 m innerhalb des heutigen S-Traktes erhalten sein. Die Kellerräume des S-Traktes besitzen Tonnengewölbe aus Ziegel, die wohl dem Neubau des 16. Jhs. zuzuweisen sind, jedoch tlw./mglw. auf mittelalterlichen Bruchsteinmauern sitzen. Eine Quermauer im östl. Kellerbereich benutzt eine sichtlich ältere, mit den anderen Mauern nicht bindende und auch stärkere Mauer als Fundament, sodass oben genannte Vermutungen zumindest tlw. berechtigt erscheinen. Nach den Befunden sind hier Teile des um die M. d. 14. Jhs. urk. erschließbaren Sitzes vorhanden.
Nach dem Übergang an die Trautson wurde der bis dahin wohl eher bescheidene mittelalterliche Sitz schlossartig ausgebaut. Es entstand der überkommene, 3-gesch. 4-Flügelbau, dessen Trakte zusätzlich unterkellert wurden. Die walmgedeckten Trakte umschließen einen engen Innenhof, dessen ungegliederte Fassaden nur durch den im N eingegliederten Treppenturm akzentuiert werden. In späterer Zeit, mglw. erst im 19. Jh., wurde der Hof durch östl. und südl. den Trakten vorgestellte Erschließungsgänge verkleinert. Die Erdgeschoßlauben dieser Anbauten wurden später geschlossen. Die Fassaden des Schlosses präsentieren sich sehr nüchtern, die Rahmungen der regelmäßigen Fensterachsen des späten 16. Jhs. und ein kräftiges Kranzgesims lockern aber deren Strenge. Die Traufzone war wohl allseitig durch einen 2-färbigen Stuckfries betont, der nur an der W-Seite erhalten ist und formal auf die Barockzeit weist. Wohl in der 1. H. d. 17. Jhs. wurde der S-Trakt durch einen knapp 30 m langen, weit vor die O-Front tretenden Annex verlängert. Das östl. Ende dieser Erweiterung wird von der Schlosskapelle gebildet, der kleine Saalbau mit Polygonal-Abschluss wird urk. 1638 genannt, eine Weihe erfolgte – mglw. nach einer Erneuerung – 1746. Der Sakralraum wird durch ein gotisierendes, pilastergestütztes Stichkappengewölbe geschlossen. Das Portal mit profilierter Rahmung und Sprenggiebel stammt, wie die tlw. erhaltene Innenausstattung, aus dem 18. Jh. Der südl. Kapellenturm wurde im 19. Jh. erhöht. Für einen, im Dehio nur vage vermuteten Baukern des 14. Jhs. sind keine Befunde vorhanden. Das nur für Fußgänger geeignete Schlossportal mit dem Wappen der Trautson nimmt bereits Bezug auf die durch den Erweiterungsbau verkürzte O-Front. Die Innenräume besitzen zeittypische Gewölbelösungen, in den Obergeschoßen tlw. mit Stuckspiegeln versehene Flachdecken. Teile sind heute in angemessener Weise für den wohnlichen Bedarf adaptiert, das gegenwärtig ungenutzte 3. Geschoß spiegelt die Nutzung während der russischen Besetzung wider. Restaurierungsarbeiten nach dem Erwerb durch die Fam. Koller erfolgten 1979/80.
Vor der S-Front trennt eine Stützmauer einen höherliegenden Gartenbereich ab, der eingetiefte Bereich bildet den in die Gartengestaltung einbezogenen Rest des ehem. Grabens. Eine wohl erst im 19. Jh. errichtete Brücke führt hier unmittelbar in das 1. Obergeschoß des Schlosses. Unterhalb dieses Gartenbereiches liegen ausgedehnte, als "Schwarzer Keller" bezeichnete Kelleranlagen, die mit jenen des Schlosses in Verbindung stehen und mglw. zu ehem. Wirtschaftsgebäuden im W führten. Östl. und südl. des Wohnschlosses erstreckt sich neben den Park- und Gartenanlagen ein ausgedehnter Meierhofbereich, der um die M. d. 19. Jhs. baulich tlw. reduziert wurde. Unter den zahlreichen Gebäuden, die heute jedoch besitzmäßig getrennt sind und zum Besitz der Forst- und Gutsverwaltung Thurn-Vrints gehören, befindet sich noch ein Schüttkasten des 16. Jhs.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegter und bewohnter Privatbesitz. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet, an der Schlosszufahrt.
Das Schloss ist privater Wohnsitz der Besitzer und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ein Rundgang um das ausgedehnte Schloss- und Meierhofgelände gestattet örtlich Einblicke. Für kunsthistorisch Interessierte wird in angemessener Weise, bei entsprechender, telefonischer Anfrage, der Zutritt gestattet.
Gasthäuser
Hotel-Restaurant "Zum Schwarzen Rössl" in Poysdorf, Hotel-Restaurant "Weinlandhof" in Poysdorf, GH Schreiber in Poysdorf, GH Erl in Erdberg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 132
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 317 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 140 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 172
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 898
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 106
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 46
- Franz Stubenvoll, Das Schloß Poysbrunn. Die Geschichte dieses Bauwerks. Manuskript o. O., o. J. (1990)
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 69