Hauptburgenname
Praunsberg
ID
559
weitere Burgennamen
Braunsberg, Niederfellabrunn
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Niederfellabrunn
OG/MG/SG
Niederhollabrunn
VB
Korneuburg
BMN34 rechts
749766
BMN34 hoch
369543
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Von Niederfellabrunn Richtung Lachsfeld fahren und bei der Hubertuskapelle in den Richtung Braunsberg ostsüdöstl. führenden Güterweg einbiegen.
Geschichte
1179 und 1182 erscheint urk. "Engilscalch de Prunsperch", im 13. Jh. "Rapot de Provnsperch". Diese ministerialischen Hrn. v. Praunsberg standen in Beziehung zu den Hrn. v. (Klein-)Ebersdorf. Unter nicht näher bekannten Umständen gelangte die Burg im 13. Jh. an die Hrn. v. Himberg, denn 1269 vermacht Konrad v. Himberg-Ebersdorf u. a. das "castrum meum in Prounsberch" seinen Nachkommen. Während die Burg 1397 als "ein stainhauffn" angesprochen wird, findet 1415 das "haws Prawnsperg" Erwähnung. 1498 erwähnt das Maissauer Urbar Praunsberg, wohl die zugehörige Siedlung, als "gancz öd". Der Hauptteil des landesfürstlichen Lehens war Besitz der Maissauer, später Teil der Hft. Maissau. Der Verwaltungssitz der Hft. wird vor 1500 nach Niederfellabrunn verlegt. 1880 waren angeblich noch Mauerreste der Burg sichtbar.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Nach Büttner/Madritsch ist die abgekommene Burg Praunsberg östl. von Niederfellabrunn zu suchen, wo heute noch die Flurnamen "Im vordern und hintern Braunsberg" die ehem. Burg tradieren. Schwammenhöfer konnte die Burg in Form einer Hausberganlage auf dem "Braunsberg" 1,9 km östl. der Ortskapelle von Niederfellabrunn nachweisen. Der Braunsberg ist mit der Kote 344 auf der ÖK 50/Blatt 40 verzeichnet. Die Burganlage ist in eine, die breitgelagerte Höhe des Berges nutzende, hallstattzeitliche Höhensiedlung eingebaut.
Die gesamten, in ihrer Ausdehnung und Mächtigkeit noch heute beeindruckenden Befestigungsanlagen umfassen nach Schwammenhöfer ein Areal von 250 x 120 m, orientiert in N-S-Richtung. Durch die Funddichte der Hallstattzeit ist der Braunsberg in Verbindung mit der im Ortsbereich von Niederfellabrunn festgestellten Siedlung wohl als bedeutendes Siedlungszentrum jener Epoche zu sehen. Diese Befestigung auf dem Braunsberg wird in den Berichten als "Fürstensitz" angesprochen. Von der hallstattzeitlichen Befestigung bzw. Siedlung stammt das ausgedehnte, ca. 120 x 60 m große Plateau, das im O mit bis zu 2,5 m hohen Böschungen, im W noch mit einem bis zu 5 m hohen Abhang begrenzt wird. Tlw. stark verschliffene Reste von Hang- bzw. Wallstufen umgaben urspr. wohl allseitig den Bereich. An der S-Spitze der hallstattzeitlichen Befestigung ist durch die Anlage eines bis zu 5 m tiefen, aber nicht durchlaufenden, grabenartigen Einschnittes ein 3-eckiger Vorwerksbereich ausgebildet, der mglw. bereits mittelalterlichen Ursprunges ist. Am N-Ende des Siedlungsplateaus wurde im Hochmittelalter eine typische Hausberganlage eingebaut, die aus einem kegelstumpfförmigen Kernwerk mit 40 m Durchmesser und einer umlaufenden Wall-Graben-Anlage besteht. Der Wall bildet sich im S aus dem urspr. Siedlungsplateau und ist durchschnittlich noch 2–3 m hoch. Im Bereich des Siedlungsplateaus ist ein zusätzlicher Außengraben vorgelagert, im N ist er zu einem vorwerkartigen Plateau verbreitert. Im SW des Kernwerks bildet sich neben der hier verbreiterten Sohle des Grabens im Wall eine Lücke, wodurch hier ein ehem. (jüngerer) Zugang erschlossen werden könnte. Das noch bis zu 3 m hohe Kernwerk besitzt eine stark von Schutthügeln und untertägigen Mauerzügen geprägte Morphologie, wodurch mit einiger Vorsicht auf eine relativ ausgeprägte und komplexe Massivbebauung des Mittelalters geschlossen werden kann. Der Bericht des 19. Jhs., nach dem noch Mauerzüge sichtbar waren, ist in dieser Weise daher verifizierbar. Das große Siedlungsplateau diente im Hochmittelalter wahrscheinlich als Vorwerks- bzw. Wirtschaftsareal, der Zugang zur Hochburg ist vermutlich auch von dieser Seite anzunehmen. Periphere Bereiche der gesamten Anlage sind durch rezente Steinbrüche bzw. -entnahmen verändert. Die zumeist nur von Laubwald bedeckte Anlage ist dennoch gut rekonstruier- und überblickbar und muss zu den bemerkenswertesten ihrer Art gezählt werden.
Das in Niederfellabrunn gelegene Schloss "Praunsberg" tradiert den Namen der ehem. Burg, ist jedoch nicht als deren Nachfolgebau zu sehen (s. d.).
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltene und gut erkennbare, hausbergartige Anlage. Frei zugänglich.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 109
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 297 f.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 28
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 7/1956–60, 177
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, B 434
- Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 427 f.
- Ernst Lauermann, Die Hallstattkultur im Weinviertel Niederösterreichs (800/750–450/400 v. Chr.). Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 62, Wien 1996, 101–127, 116 ff.
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 99, 102
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 66/1
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1366,10