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Hauptburgenname Weichselbach
ID 602
weitere Burgennamen Großweichselbach
Objekt Schloss
Adresse A-3243 Großweichselbach 1
KG Ritzengrub
OG/MG/SG St. Leonhard am Forst
VB Melk
BMN34 rechts 672590
BMN34 hoch 337879
UTM 33N rechts 521672.96
UTM 33N hoch 5335750.72
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Melk (Abfahrt der A 1) zweigt eine Landesstraße südl. über den Hiesberg Richtung St. Leonhard am Forst ab, die nach etwa 10 km Großweichselbach erreicht. Alternativ in St. Leonhard am Forst von der B 215 nach N, nach Melk abzweigen.
Geschichte 1165 ist "Embricho de Wichselberch" (!) in einer Michaelbeuerner Tradition als Zeuge genannt (SUB I, 811, Nr. 83), 1185 bezeugt "Embric de Vihsselbach" die Streitschlichtung Hzg. Leopolds zwischen Raitenhaslach und Otto v. Ramsberg (Dumrath Nr. 36). Im 13. Jh. sind die Brüder Karl und Walchun v. Weichselbach nachgewiesen (1267). Die seit A. d. 14. Jhs. hier sesshaften und vielfach bezeugten "Weichselpeckhen" sind ein Zweig der Fam. Toppel. 1342 hat Ottokar v. Wolfstein aus dem Mühlviertel die Burg inne, ihm folgen sein Sohn Gilig und Ottokar II. Durch Heirat mit einer Wolfsteinerin kommt die Feste 1480 an Volkard I. v. Auersperg. Den Auersperg folgt erst 1628–1723, nach kurzfristiger Unterbrechung durch Wilhelm v. Hofkirchen, die Fam. Concin. Weitere Besitzer sind: Johann Anton Praun v. Rottenhaus, ab 1738 die Fürnberg, ab 1796 die k. k. Familiengüterdirektion und 1798 bis in die jüngere Gegenwart das Stift Melk. Heutiger Eigentümer ist DI Karl Walter Grill.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Das Dorf Großweichselbach ist auf einer breit gelagerten südl. Abtreppung des Hiesbergs, rund 3,6 km nördl. von St. Leonhard am Forst situiert. Das Schloss liegt auf schwach geneigtem Gelände am N-Rand der Siedlung, westl. der über den Hiesberg führenden Straße. Unmittelbar bergseitig der Anlage endet ein breiter Hohlwegfächer, der wohl den über den Hiesberg laufenden Altstraßen zuzurechnen ist, deren Äste auch an der am N-Hang gelegenen ehem. Burg Hiesberg (s. d.) vorbeiführen. Das heutige Schloss ist trotz der beachtlichen Ausdehnung nur der Torso der einst bedeutenden Anlage. Die erhaltenen Baulichkeiten bildeten den einstigen Meierhof des Sitzes. Sie umschließen als unregelmäßige 3-flügelige Anlage einen ausgedehnten Innenhof, der im S nur von einer Abschlussmauer mit Tor geschlossen ist. Nach dem Dehio wären die ältesten Bauteile in der 2. H. d. 16. Jhs. anzusiedeln. Unter den Fürnberg erfolgte zwischen 1748 und 1795 noch ein Ausbau, 1817 begann man mit dem Abtragen der Dächer. Dem darauf einsetzenden Verfall wurde erst um 1880 Einhalt geboten. Zuvor wurde jedoch das Kernschloss restlos abgetragen. Der im SO liegende, mit einem schlanken Rundturm an der Ecke akzentuierte Trakt trägt im hofseitigen Sgraffitodekor die Jahreszahl "1639", die verm. einen späteren Umbau datiert. Der W-Trakt, der etwas zurückspringend und abgewinkelt an den SO-Trakt anschließt, ist 1- bzw. 2-gesch. Gemeinsam mit dem bergseitigen N-Trakt benutzt er die aus dem 16. Jh. stammenden Umfassungsmauern, die hofseitigen Fassaden stammen jedoch aus dem späten 19. und 20. Jh. Am Schnittpunkt von N- und O-Trakt ist ein weiterer Rundturm eingebunden. Zwischen O- und SO-Trakt, die anhand mehrerer Abwinkelungen ebenfalls bauliche Zäsuren aufweisen dürften, ist eine Toranlage mit darüber liegendem Erker integriert. Die an der Durchfahrt ablesbare Jahreszahl "1882" verweist auf die Restaurierung durch den Melker Abt Karl. Die gesamten Fassaden sind sehr unregelmäßig durchfenstert, an den Außenfronten wechseln, z. T. in mehreren Ebenen, kleine Fensterluken, breite Speicherfenster und Schlüssellochscharten. Gemeinsam mit den in mehreren Ebenen der Türme angelegten Schlüsselloch- und Trichterscharten belegen sie eine traditionelle, kaum mehr funktionelle Wehrhaftigkeit. Ein weiterer, mit Schlüssellochscharten ausgestatteter Rundturm liegt an der NO-Ecke eines weiträumigen östl. Vorhofes. Eine z. T. ruinöse Umfassungsmauer umschließt darüber hinaus ein ehem. östl. vorgelagertes Gartenareal. Im südl. Teil des zugehörigen Gartens liegen, vom "Schloss" abgesetzt, 2 kleine Altbauten, darunter ein auf einem kleinen Hügel stehendes 1-gesch., unterkellertes Gebäude, das – nach seinem südl. sichtbaren Mauerwerk zu schließen – noch mittelalterlich ist. Die im Dehio genannte Datierung in das 14./15. Jh. erscheint durchaus plausibel. Vischer zeigt 1672 die repräsentative Anlage von SO, der bergseitig angeschlossene Meierhof ist mit dem heutigen Bestand zu identfizieren, das Kernschloss müsste sich hingegen innerhalb des großen Gartenareals im S befunden haben. Die seit etwa 1980 in Privatbesitz stehende Anlage ist heute zur Gänze restauriert und einheitlich weiß verputzt, sodass eine nähere Beurteilung bzw. Datierung nicht mehr möglich ist.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit bewohnter Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkplätze finden sich im Ortsgebiet, vor dem Schloss. Die ausgedehnte, in jüngerer Zeit restaurierte Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist nicht zugänglich. Ein Rundgang außen ist möglich, die sich bietenden Einblicke sind jedoch relativ bescheiden.
Gasthäuser GH Gruber in St. Leonhard, GH Kastner in St. Leonhard, GH Kochberger in St. Leonhard, GH Temper in Maria Steinparz.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 137
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 302 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 62 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 205
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 370
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1934 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 148 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 119
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 398 f.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 128
Luftbild von O (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von O (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Blick von NO (2006) - © Gerhard Reichhalter
Blick von NO (2006)
© Gerhard Reichhalter
Stich von G. M. Vischer (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer