Hauptburgenname
Gurhof
ID
617
weitere Burgennamen
Hengsthof
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse
A-3122 Gurhof 38
KG
Gansbach
OG/MG/SG
Dunkelsteinerwald
VB
Melk
BMN34 rechts
685880
BMN34 hoch
350784
UTM 33N rechts
534731
UTM 33N hoch
5348878.45
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Die A 1 bei der Abfahrt St. Pölten-Süd verlassen, zunächst über das Stadtgebiet von St. Pölten Richtung Krems fahren, dann jedoch der Abzweigung nach Aggsbach-Dorf folgen und in Gansbach ca. 2 km südl. abbiegen.
Geschichte
Der Gurhof wird 1483/93 durch Jörg Hasiber v. Hag, Stiftshauptmann v. Göttweig, auf dem Gebiet der Hft. Wolfstein, einem hzgl.-bayrischen Lehen, gegründet. 1515 gelangt er an Stephan Mühlwanger. 1549 kommt der "freie Edelsitz" an die Geyer v. Osterburg. 1582 (nach Dehio um 1600) folgen die Starhemberg, deren Güter 1619 konfisziert werden, wonach der Besitz 1620 pfandweise an das Kloster Göttweig kommt. Das Kloster überträgt den Verwaltungssitz von Wolfstein (s. d.) hierher und kann den Besitz 1629 käuflich erwerben. Abt Georg II. Falbius (1612–1631) lässt den Bau sogleich erweitern und umgestalten, weitere Ausbauarbeiten fanden bis zum 18. Jh. statt. Nach der Nutzung als Strafvollzugsanstalt bis 1968 kommt der Bau in Privatbesitz.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Der Gurhof liegt 1,6 km südl. von Gansbach auf sanft gegen den Kickinger Bach geneigtem Gelände innerhalb der Gansbacher Rodungsinsel. Der weitläufige Komplex, unmittelbar an der Straße von Gansbach nach Kicking gelegen, ist auf der ÖK 50/Blatt 37 gut erkennbar. Die ausgedehnte Anlage mit Ehrenhof und angeschlossenen Wirtschaftseinheiten umfasst ein Areal von rund 210 x 80 m. Das Zentrum der Anlage ist ein kubisch geschlossener, 3-gesch. Hauptbau mit Schopfwalmdach, dem an der S-Seite 2 schmale Fassadentürme vorgeblendet sind. Dieser Teil geht wohl auf die Bautätigkeit nach der Übernahme durch das Kloster Göttweig ab 1629/30 zurück. Ein zentral angelegtes Portal vermittelt zum Treppenhaus, das in der östl. Achse liegende, wesentlich aufwändiger gestaltete und mit dem Wappen von Abt Johann Dizent (1672–1689) gekrönte Portal hingegen zur Schlosskapelle. Der 3-jochige Kapellensaal ist quer zur Hauptachse des Baus orientiert und reicht über 2 Geschoße. Mit der Amtszeit des Abts ist die Errichtung der Kapelle eingrenzbar. Im 1. Obergeschoß sind Stichkappen- bzw. Tonnengewölbe eingebaut, im 2. Obergeschoß sind flache Deckenlösungen vorhanden. Der stuckierte Deckenschmuck in beiden Geschoßen stammt aus dem 18. Jh. Der Hauptbau wird östl. und westl. in symmetrischer Weise von 2-gesch., hakenförmigen Trakten flankiert. Von diesen nimmt die mehrfach geschwungene Umfassungsmauer des südl. vorgelagerten Ehrenhofs ihren Ausgang. Das mit einem schmiedeeisernen Torflügel versehene Pfeilerportal in der S-Front ist "1724" bezeichnet, markiert daher eine weitere Ausbaustufe durch Abt Gottfried Bessel (1723–1731) unter Mitwirkung von Johann Lukas v. Hildebrandt. Die geplante barocke Symmetrie wird von den östl. und westl. angeschlossenen Wirtschaftshöfen aufgenommen bzw. vorbereitet. Beide Höfe werden durch 3-gesch. Tortürme an den östl. bzw. westl. Stirnseiten erschlossen, jener im W trägt die Jahreszahl "1716". Das Datum "1955" verweist auf eine Renovierung während der Verwendung als Strafvollzugsanstalt von 1948–1968. Die damaligen Adaptierungen hinterließen verm. das heutige, eher nüchterne und wenig anspruchsvolle Erscheinungsbild. In den 70er Jahren d. 20. Jhs. wurden zudem die beiden obersten Geschoße der beiden Fassadentürme abgetragen. Der Sitz des Mittelalters ist verm. abgekommen, ob der Hauptbau entsprechende Bauteile integriert, bleibt unbekannt. Der im N der Anlage den Hauptbau und die Flankentrakte begleitende "Graben" kann nicht als Überrest mittelalterlicher Wehranlagen gedeutet werden, vielmehr ist dieses Element, das zudem auf die vorspringenden Wirtschaftstrakte reagiert, als Niveauausgleich für das nördl. ansteigende Gelände zu sehen. Hier umgibt eine weitläufige Umfassungsmauer ein ehem. Gartenareal. Nach dem HONB wurde hier fälschlich die Wüstung des 1384 genannten Dorfs "Fronbarn" vermutet. Nach dem Wüstungsarchiv lag dieses jedoch 8 km südwestl. des Gurhofs auf der zwischen Roßbach und Siecherbach gelegenen "Eichholzhöhe". Somit gehört sie zur KG Schönbühel, OG Schönbühel-Aggsbach.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privat bewohnte und wirtschaftlich genutzte Anlage, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
In der stattlichen Gutshofanlage sind ein Reitsportzentrum und Apartments untergebracht, zusätzlich finden div. Veranstaltungen (Kunsthandwerk, Christkindlmarkt) statt. Eine Besichtigung ist daher nur in diesem Rahmen möglich.
Gasthäuser
Rest. "Domingo" in Aggsbach-Dorf, GH "Zur Kartause" in Aggsbach-Dorf.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 28
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 86 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 145 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 131
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 517 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 33
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, F 197, G 30
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 58 f.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)