Hauptburgenname
Haag
ID
621
weitere Burgennamen
Haag am Haagholz
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Bischofstetten
OG/MG/SG
Bischofstetten
VB
Melk
BMN34 rechts
687968
BMN34 hoch
333348
UTM 33N rechts
537120.18
UTM 33N hoch
5331488.92
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
Vom Forsthaus in Haag führt ein Feldweg Richtung SO, der nach rund 900 m (geradeaus halten) den Waldrand des Hochholzes und die dahinter liegende Anlage erreicht.
Geschichte
Der zwischen 1143/47 und 1162/64 nachweisbare "Hartmouth de Hage" ist Ministeriale der Gfn. v. Poigen-Rebgau auf Hohenegg. Als Gefolgsmann der Gfn. v. Plain ist zwischen 1176 und ca. 1190 Wolfker von Haag genannt. Der in Traditionen des Klosters Raitenhaslach aufscheinende Wetzel von Haag ist dem Anschein nach mit Wetzel von Kilb identisch (Dumrath, Nr. 57–61). Die Haager sind bis in die 1. H. d. 14. Jhs. in zahlreichen Urkunden genannt, tlw. im Gefolge der Gfn. v. Burghausen. Um 1300 kommt Rudolf v. Liechtenstein durch Heirat in den Besitz der Burg Haag, 1314 erwirbt Heinrich der Redler einen Anteil der Burg Haag ebenfalls durch Heirat. Ein jüngerer Rudolf nimmt die urspr. freieigene Burg 1339 vom Landesfürsten zu Lehen. Eine seiner Urkunden ist 1341 ausgestellt "dacz den Hag". 1341 verkauft er an die Tursen v. Tiernstein. Die Burg wird nach Herrschaftszusammenlegung aufgegeben und verfällt.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
2,2 km nordöstl. von Bischofstetten erstreckt sich an der rechten Talflanke der Sierning unmittelbar an der B 29 (Manker Straße) die Rotte Haag. 800 m ostsüdöstl. von dieser liegt an der S-Flanke einer sanften Bachniederung, durch die ein schmales Nebengerinne der Sierning fließt, die bemerkenswert gut erhaltene, ausgedehnte Hausberganlage. Hier, am NW-Abfall des "Hochholzes" (auch "Haagholz"), laufen zahlreiche kleine Gerinne und Wasserrisse gegen N, die schmale Zungen bzw. Sporne aus dem Gelände schneiden. 2 dieser Bächlein, die sich am NW-Fuß der Anlage vereinigen, isolieren in natürlicher Weise einen S-N-verlaufenden Geländesporn, der die Lagestelle des Sitzes bildet. Durch künstliche Bearbeitung wurden 2 durch einen Graben getrennte pyramidenstumpfförmige Hügel geschaffen. Der südl., bergseitige Hügel kann als das ehem. Kernwerk vermutet werden, es weist ein rechteckiges Plateau von 30 x 25 m und eine Höhe von 4–5 m auf. Die Ränder im O, S und z. T. im W erscheinen wallartig gering erhöht, die unregelmäßige Oberfläche und kleine Schutthügel lassen eine Massivbebauung vermuten. Darauf würden auch die von Schwammenhöfer erwähnten Funde von Mörtel und Ziegelbruch schließen lassen. Der nördl. Hügel bildet ein Plateau von 25 x 22 m aus und ist max. nur 3 m hoch. Die beiden natürlichen Einschnitte der Bäche sichern die Flanken der Werke und greifen auch in den dazwischen liegenden Graben. An der südl. Bergseite schützt ein relativ stark ausgebauter Wallbogen von insgesamt 60 m Länge die Anlage. Zwischen diesem und dem Kernwerk liegt ein bis zu 6 m tiefer, bogenförmig verlaufender Graben, der beiderseits an den Bacheinschnitten endet. Vor dem Wall ist ein nur noch seichter Graben zu erkennen, davor dürfte eine flache Wallstufe verlaufen. Durch die natürlichen Bacheinschnitte und einen im W des Wallbogens einsetzenden Wasserriss verschwenkt die Richtung des Vorgeländes nach SO, das mäßig gegen S steigende Gelände konnte wohl als Wirtschaftsareal genutzt werden, inwieweit die Morphologie dieser Fläche auf weitere künstliche Eingriffe zurückgeht, kann jedoch nicht mehr festgestellt werden. Westl. der Anlage, gegenüber dem Graben, erstreckt sich eine größere, ebene Terrasse, erst weiter westl. durchzieht ein tiefer Hohlweg das Gelände. Der östl. Gegenhang überhöht die Burgstelle mäßig, sodass hier trotz des mächtigen natürlichen Grabens, wie Pöchhackers Aufnahme zeigt, eine schmale Wall-Graben-Kombination angelegt wurde. Der östl. Bach umfließt zuletzt den N-Fuß der Erdwerke, wo ein ebenes Wiesengelände anschließt. Ob hier ein weiterer Wall vorgelagert war, bleibt Hypothese. Nördl. des ehem. Sitzes sind die Dämme einer ausgedehnten Teichanlage erhalten, die Schwammenhöfer mit einer Länge von 500 m angibt. Die mitunter am Burgareal neben Hüttenlehm gefundenen Scherben datieren nach Schwammenhöfer noch in das 12. Jh. Im Bereich der Burg lag eine 1786 entweihte und 1817 abgebrochene Kirche, die dem Hl. Jakob geweiht war. Sie könnte sich sowohl auf dem für spezielle Nutzung vorgesehenen nördl. Hügel oder auf dem nördl. anschließenden Wiesengelände befunden haben.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Ungewöhnlich gut erhaltene Hausberganlage, frei zugänglich.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 75 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 84 f.
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 274
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 78
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III, H 40
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 41
- Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen im Viertel ober dem Wienerwald (Mostviertel). Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 12 (= Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 29), St. Pölten 2004, 18