Hauptburgenname
Hagenberg I
ID
631
weitere Burgennamen
Glockenberg, Kalvarienberg
Objekt
Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG
Hagenberg
OG/MG/SG
Fallbach
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
758837
BMN34 hoch
388658
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
An der nach Loosdorf führenden Ortsstraße westl. zum Friedhof und zur Kirche abzweigen.
Geschichte
Nach Schad´n sind Genannte von Hagenberg seit der 2. H. d. 12. Jhs. nachweisbar. Gesicherte historische Daten liefert jedoch erst der zwischen 1224 und 1264 nachweisbare Heinrich von Hagenberg, der im Gefolge Hzg. Leopolds VI. auftritt und auch unter Hzg. Friedrich II. hohes Ansehen genießt. 1264 urkundet Heinrich "...in castro meo Hakenberch...", in seiner Burg Hagenberg, wobei tatsächlich in Frage zu stellen ist, ob diese Nennung auf den Hausberg oder bereits einen Vorgängerbau des heutigen Schlosses zu beziehen ist. Unter den frühen Habsburgern findet der Abstieg des ehem. Ministerialengeschlechts statt: Ein 1289 als Zeuge auftretender Otto v. Hagenberg ist nur mehr ritterlicher Gefolgsmann Leutolds v. Kuenring (NÖUB Vorausband, 217 f.). 1303 ist mit Konrad von Hagenberg ein Johanniterbruder in einer Zeugenliste belegt (NÖUB Vorausband, 341). 1307 und 1312 scheinen weiters ein Markward, 1313 ein Heinrich v. Hagenberg auf. Das Geschlecht stirbt 1382 aus. Ein Nachfolgebau an Stelle des Schlosses dürfte zumindest im späten Mittelalter die Funktion der einfachen Hausberganlage übernommen haben. Nach Kafka wird die Burg auf dem Hausberg jedoch erst M. d. 16. Jhs. zerstört. Für die Neuzeit ist wohl nur noch die Besitzgeschichte des Schlosses relevant.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Die ehem. Hausberganlage liegt unmittelbar nördl. der Pfarrkirche von Hagenberg, auf einem Ausläufer des westl. gelegenen Weißenberges (Kote 328). Die unmittelbar zwischen Kirche und Ortsfriedhof situierte Erhebung des ehem. Kernwerks innerhalb eines kleinen Wäldchens ist seit der Barockzeit als Kalvarienberg in Verwendung.
Von der ehem. Burganlage ist ausschließlich der als "Glockenberg" bezeichnete Hügel des Kernwerks vorhanden. Der Basisdurchmesser beträgt ca. 50 m, der Plateaudurchmesser ca. 12 m. Der rund 7 m hohe Hügel ist heute in ungepflegter Weise von Baum- und Buschwerk überwachsen und über einen kleinen Steig an der S-Seite zugänglich. Die Maßangaben basieren auf dem Bericht von Schad´n, doch dürfte bereits seinerzeit die Substanz vermindert gewesen sein. Damals war allerdings noch ein 1–2 m tiefer Graben vorhanden, der das Kernwerk umgab. Heute ist das umliegende Gelände stark von Wegführungen, den Zufahrten zu Friedhof und Pfarrkirche bestimmt. Eine schwache Geländesenke zwischen Kirche und Burghügel deutet mglw. den ehem. Graben an, der ansonsten völlig verebnet ist. Eine weitere Gefährdung dieser abseits von der Ortsbebauung gelegenen Bodendenkmale erscheint gegenwärtig nicht gegeben.
Die Anlage als Vorgängerbau des Schlosses zu sehen erscheint wohl gerechtfertigt. Die unmittelbar südl. benachbarte Pfarrkirche Hl. Ägidius besitzt nach Dehio hochmittelalterliche Bausubstanz, zwei angeblich rom. Fenster sind im Bereich des Dachbodens sichtbar. Die starken Barockisierungen, zuletzt um 1760, überformten jedoch den mittelalterlichen Bau, wie auch den got. Chor des 14. Jhs. Es soll zumindest auf die wiederholte Nähe von Sitz und Kirche hingewiesen werden, die eine geeignete Situation für einen frühen, siedlungsnahen Herrschaftsaufschluss darstellt, dessen Sitzfunktion noch im Mittelalter auf das spätere Schloss (s. d.) verlagert wurde.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Erhaltenes Kernwerk einer Hausberganlage, bewaldet. Frei zugänglich.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 104 f.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 159 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 381
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 136
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 21a
- nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv (Wien, St. Pölten 1977 ff.) 8, 56
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 217 f., 341, 369, 388, 432
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 149
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 31/1