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Hauptburgenname Hagenberg II
ID 632
Objekt Schloss
Adresse A-2133 Hagenberg 1
KG Hagenberg
OG/MG/SG Fallbach
VB Mistelbach
BMN34 rechts 758686
BMN34 hoch 388218
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 7 und die B 46 nach Mistelbach und von hier über Nebenstraßen, über Asparn an der Zaya und Zwentendorf nach Hagenberg fahren. Nach der Ortseinfahrt südl. zum Schloss einbiegen und vor der Schlosszufahrt das Fahrzeug abstellen, eine Zufahrt zum Tor ist nicht gestattet. RAD: In Gnadendorf zweigt vom "Buschbergweg" der "Staatzerbergweg" ab, der über Zwentendorf nach Hagenberg führt. Alternativ kann Hagenberg vom "Hanselburgweg" bei Loosdorf abzweigend erreicht werden.
Geschichte Heinrich v. Hagenberg ist 1224–1264 urk. nachweisbar. Heinrichs soziale Stellung ist m. V. anhand seiner "Rolle" im sog. "Frauendienst" Ulrichs v. Liechtenstein zu erschließen. 1264 wird das "castrum" Hagenberg genannt, als Heinrich hier eine Urkunde siegelt. Inwieweit die Frühgeschichte auf das heutige Schloss zu beziehen ist, sollte in Frage gestellt bleiben, da hier durchaus auch die Hausberganlage berücksichtigt werden muss. Nach dem Tod des letzten Hagenbergers 1382 erbt Alber Stuchs v. Trautmannsdorf den Besitz. 1403/14 gelangt die halbe Burg an die Liechtenstein, die noch 1510 begütert sind. Eigentümer der 2. Hälfte sind die Wallseer, 1455/57 Rudolf v. Tiernstein, 1479 die Behaimb, denen K. Maximilian I. 1496 die Instandsetzung und Befestigung des Baues, nach der Zerstörung durch die Ungarn, gestattet. 1543 gelangt der Besitz an Christoph v. Kienritz, 1650 an die Sinzendorf. E. d. 17. Jhs. erfolgen Wiederherstellungsarbeiten durch die Sinzendorf, da der Bau jedoch seiner Funktion verlustig geht, verwahrlost er zusehends. 1663 noch als Zufluchtsort genannt, nimmt Vischer den Bau 1672 nicht mehr auf. 1828 kommt der Sinzendorfer Fideikommiss-Besitz im Erbweg an die Prinzen v. Reuß-Köstritz. 1974 gelangt das Schloss an Josef Steiger und schließlich 1986 an den Schriftsteller Horst Wächter.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das in Niederungslage situierte Schloss liegt ca. 400 m südsüdwestl. der Pfarrkirche von Hagenberg innerhalb heute landwirtschaftlich genutzer Flächen südwestl. der Ortsbebauung. Die Insellage des engeren Schlossareals inmitten der quadratischen Ackerparzelle bezeichnet die Ausdehnung und Gliederung einer ehem. Gartenanlage. Die bemerkenswerte Schlossanlage ist heute ein äußerlich relativ nüchtern wirkender, 4-gesch. 4-Flügelbau, dessen regelmäßig angelegte, walmdachgedeckte Trakte einen rechteckigen Binnenhof umgeben. Trotz der Gleichseitigkeit ist eine NO-SW-Orientierung des Baues erkennbar, die durch entsprechende Zugangssituationen unterstrichen wird. Die im Zentrum der NO-Front angelegte Einfahrt, ein rustiziertes Rundbogentor mit dem Wappen der Sinzendorf, führt in eine querorientierte, 2-joch. Einfahrtshalle, deren Kreuzgratgewölbe Reste eines Freskenschmuckes des späten 17. Jhs. zeigt. Das Zentrum des Hofes wird von einer oktogonalen, barocken Brunnenanlage gebildet. Im Zentrum des SW-Traktes bildet eine die Einfahrtshalle spiegelnde "Sala Terrena" mit entsprechenden Durchfahrten den Zugang zum ehem. Garten- und Parkbereich. Wände und Gewölbezonen des Raumes besitzen bemerkenswerte Reste einer überreichen, mit Muschelwerk, Tropfsteinstuck und mythologischen Freskenszenen versehenen Dekoration, deren betonende Mittelpunkte 2 figurengeschmückte Muschelnischen mit Wasserspeiern sind. Die Außenfronten des Baues zeigen neben dem starken Kranzgesims keinerlei Gliederungen, an den unrestaurierten Hoffronten sind an Teilen der mehrlagigen Putzschichte geringe Reste des einst prächtigen, polychromen Außenschmuckes zu beobachten. Bemerkenswert schmucklos und zeitweise nur mit Putzfaschen gerahmt erscheinen die regelmäßigen Fensterachsen, die im 4. Geschoß den Wechsel zu querrechteckigen Öffnungen zeigen. Zur Erschließung der Obergeschoße dient ein weiträumiges Treppenhaus in der N-Ecke sowie eine Wendeltreppe an der südöstl. Außenmauer. Während im Erdgeschoß durchwegs Gewölbelösungen zur Anwendung kamen, besitzen die Obergeschoße durchwegs Flachdecken aus dem 4. V. d. 17./1. V. d. 18. Jhs., die sich tlw. durch prächtige Dekoration auszeichnen. So besitzt ein Raum in der S-Ecke eine reich verzierte Stuckdecke, deren Spiegel mit Fresken, u. a. Diana und Amor zeigend, geschmückt ist. Im 3. und 4. Geschoß ist oberhalb der Sala Terrena der ehem. Festsaal eingerichtet, von dessen Ausstattung des späten 17. Jhs. noch illusionistische Malereien und offene Kamine vorhanden sind. Der offenbar durchwegs neuzeitliche Bau, dessen Gestalt auf der durchgreifenden Erneuerung durch die Sinzendorf E. d. 17. Jhs. basiert, integriert jedoch sichtlich ältere, wahrscheinlich mittelalterliche Bausubstanz. Die Außenfronten des Baues werden vom bis in das 3. Geschoß aufgehenden, rund 2 m starken Bering eines Vorgängerbaues gebildet. Im Bereich des über 2 Ebenen reichenden Festsaales ist die Reduktion der Mauerstärke der jüngeren Bauphasen erkennbar. Ein Raum in der W-Ecke lässt unverputztes Mauerwerk des Berings erkennen, lagerhaftes, noch nicht im Sinne spätmittelalterlicher Mauerstrukturen ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk, das mglw. noch dem 14. Jh., zumindest dem frühen 15. Jh. zuzuweisen wäre. Eine ähnliche Mauertechnik ist an der durch Bauschäden putzlosen O-Ecke des Schlosses erkennbar, wobei die hier durch Ortsteinquader zusammengefasste Mauerstruktur eine Datierung in das 14. Jh. nahelegt. An der nordwestl. Hofwand sind innerhalb von Bruchsteinstrukturen die Reste (Werksteingewände) einer zugesetzten Öffnung, mglw. einer hochgelegenen Türe zu beobachten. Verschiedene Befunde lassen auch für die Neuzeit eine Vielzahl von Bauphasen und Adaptierungen, mglw. bis in das 19. Jh. erschließen. Die das Kernschloss allseitig in weitem Abstand umgebende Bastionärbefestigung ist wohl im Zuge der Ausgestaltung des späten 17. Jhs. entstanden. Die Anlage ist an den Ecken mit spitzwinkelig ausgebildeten Bastionen verstärkt, die Kurtinen und Fasen der Befestigung erscheinen an der Basis stark geböscht, doch ist hier nur noch eine bedingte Wehrhaftigkeit und wohl bereits eine traditionell geprägte, der Gartengestaltung untergeordnete Architekturform zu sehen. Ein sehr breiter Wassergraben, heute versumpft, umgibt die Anlagen. Außerhalb dieses Grabens entstand ein ausgedehnter, barocker Lustgarten mit Teichen, Kanälen, Brücken und einem gläsernen Lusthaus. Die im späten 17. Jh. entstandenen Anlagen werden u. a. im Urbar der Herrschaft von 1715 beschrieben und sind auf der josephinischen Landesaufnahme noch erkennbar. Erst A. d. 19. Jhs. wurde der Garten aufgelassen und des Areal der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Die Gebäude des ehem. Meierhofes, z. T. aus dem 18. Jh., liegen an der heutigen Zufahrt am südwestl. Ortsrand. Jene Abbildung, die Vischer 1672 als Schloss Hagenberg publizierte, ist kaum mit dem überkommenen Bau in Verbindung zu bringen und basiert mglw. auf einer Verwechslung. Das Schloss ist heute privater Wohnsitz des Besitzers, der Restaurierungsmaßnahmen nur im nötigen Rahmen durchführt, wodurch der Charakter des Baues als lebendiger Wohnsitz bewahrt bleibt. Das Schloss ist zentraler Bezugspunkt der vom Besitzer begründeten "Initiative Haggenberg", in deren Rahmen es wiederholt Ort kultureller Veranstaltungen ist.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privat bewohnt. Bei Voranmeldung zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten vor der Schlosszufahrt. Schloss Hagenberg ist bewohnter Privatbesitz und bietet von außen relativ bescheidene Einblicke. Der sehenswerte Bau kann jedoch für ein kunstgeschichtlich interessiertes Publikum, bei entsprechender Voranmeldung beim Besitzer, besichtigt werden. Darüber hinaus werden div. Räumlichkeiten des Schlosses vom Besitzer fallweise für die im Zuge der "Initiative Haggenberg" stattfindenden kulturellen Termine zur Verfügung gestellt.
Gasthäuser GH Urban in Hagenberg, GH Mewald in Olgersdorf, GH Achter in Michelstetten, GH Weiler in Laa an der Thaya.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 118
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 105 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 158 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 133
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 382 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 95
  • Gerald Krenn, Historische Figuren und/oder Helden der Dichtung? Untersuchungen zu den Personen im Roman "Frauendienst". In: Franz Viktor Spechtler, Barbara Maier (Hg.), Ich – Ulrich von Liechtenstein. Literatur und Politik im Mittelalter. Schriftenreihe der Akademie Friesach 5, Klagenfurt 1999, 105–132, 106 f.
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 21b
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 30
Hagenberg II. Luftbild des Schlosses von O. Die Färbung des Bewuchses zeigt die Ausdehnung der ehem. Bastionärbefestigung (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Hagenberg II. Luftbild des Schlosses von O. Die Färbung des Bewuchses zeigt die Ausdehnung der ehem. Bastionärbefestigung (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška