Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Dernberg
ID 651
weitere Burgennamen Ternberg, Dirnberg, Haslach
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Haslach
OG/MG/SG Nappersdorf-Kammersdorf
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 738622
BMN34 hoch 386641
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Von der Straßenkreuzung 1 km westl. von Haslach über einen Feldweg, zuletzt weglos, ca. 1 km nach N.
Geschichte 1208 schenkt Hadmar v. Kuenring die "villa Ternberc" dem Kloster Zwettl. 1285 erscheint ein "Witig von Ternberch" in einer Seefelder Urkunde, das Zeugenpublikum stammt dabei zumeist aus dem südmährischen Raum. Den Sitz dieser Adelsfamilie sieht Bors in einer Hofstelle in der dem Hausberg benachbarten Flur "Trenau". 1311 erscheint das Kloster Zwettl als Besitzer mehrerer Häuser in Ternberg. Ein benachbartes Dorf "Chvgelveld bei Ternperig", bereits 1280 als "Chugelvelde" genannt, wird 1321 als "ödes Dorf" genannt. Der Name Ternberg bezieht sich nach Aufgabe des Sitzes auf die Siedlung unmittelbar westl. des Hausberges. Diese wird 1457 als behaust genannt. Der Seefelder Anteil, den das Kloster Zwettl 1535 an die Hofkircher verkauft, ist 1590 ein Bestandteil der Hft. Hardegg. Zu dieser Zeit bestehen noch 12 Häuser, erst im 17. Jh. wird das Dorf nach Haslach abgesiedelt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Hausberganlage liegt auf dem sog. "Dernberg", auch "Ternberg" oder "Dirnberg", der etwa 1,6 km nordwestl. der Pfarrkirche von Haslach aus dem sanft gewellten Hügelland isoliert und markant aufsteigt und mit seiner Höhe das Umland überragt. Als "Dernberg" ist die Höhe namentlich und mit der Höhenkote 281 auf der ÖK 50/Blatt 23 ausgewiesen. Die weithin sichtbare Höhe wurde zu einer hausbergartigen Burganlage ausgebaut, die durch ihren Erhaltungszustand und durch ihr gegenwärtiges Erscheinungsbild – das Kernwerk und der größte Teil der Außensicherungen sind nur mit Gras bewachsen – zu den bemerkenswertesten Anlagen ihrer Art des Bezirkes zu rechnen ist. Dieser Eindruck wird durch die heute siedlungsferne Lage und die Erhöhung gegenüber dem Umland erheblich gesteigert. Schad´n liefert einen geeigneten, noch heute aktuellen Übersichtplan. Schwammenhöfer gibt die Gesamtausdehnung der in ihrer Hauptachse N-S orientierten Anlage mit 180 x 140 m an. Zentrum ist das gleich ausgerichtete Kernwerk, ein pyramidenstumpfförmiger Erdkörper mit einer Deckfläche von rund 20 x 46 m, die sich gegen S gering verschmälert. Örtlich sind Unebenheiten zu beobachten, die jedoch nicht weiter gedeutet werden können. Die steilen Flanken fallen 8–9 m bis zur umlaufenden Terrasse ab. Diese besitzt trapezförmige Form, verschmälert sich von der genannten Gesamtbreite im N zu einer Spitze im S. Die Abhänge erreichen im S und W Höhen bis 26 m, im O 12–18 m. Die Gleichmäßigkeit der Abhänge lässt an künstliche Überformung bzw. Versteilung denken. Im S springt die Terrasse gegenüber dem Kernwerk stark vor und bildet hier eine gering erhöhte Fläche von rund 40 m Durchmesser, die ehem. durch einen Graben vom Kernwerk getrennt war und als Standort einer Verbauung geeignet war. Im N ist dem Kernwerk ein starker Schildwall vorgelagert, der sich 3 m über die umlaufende Terrassenstufe erhöht. Nördl. folgt ein bis zu 16 m breiter Graben zum Schutz gegen das hier relativ flach heranführende Vorgelände. An den westl. und östl. Flanken der Terrasse ist tlw. der aus dem Schildwall sich entwickelnde ehem. Randwall erhalten, der die Anlage in unterschiedlichen Ausbauniveaus wohl allseitig umschloss. Im NO bildet sich aus dem Wall eine vorwerkartige Situation, die mit einem etwas verbreiterten Plateau den nördl. Wallbogen und den Graben flankiert. Mglw. ist hier der ehem. Zugang zu rekonstruieren. Im Zentrum der W-Seite setzt der Wall bei einer deutlichen Eintiefung, die sich über den gesamten Abhang zieht und die auch die umlaufende Terrasse stört, partiell aus. Westl. der Anlage befand sich, nach dem Bericht Schwammenhöfers, in der Niederung die abgekommene Siedlung Ternberg. Nach einem Fundbericht von K. Bors konnte 150 m östl. der Anlage auf einer tiefergelegenen Terrasse, auf den Parzellen Nr. 786–795, die Scherbenstreuung einer zugehörigen Siedlungsfläche, vermutlich das ehem. Wirtschaftsareal des Hausberges, aufgefunden werden. Keramik aus diesem Bereich datiert vom 13.–16. Jh. Da Bors vom Hausberg selbst nur Oberflächenfunde des 13. Jhs., aus dem mutmaßlichen Wirtschaftsareal neben jüngeren Funden auch Putz- und Mörtelreste aufsammeln konnte, nimmt er eine Verlagerung der Sitzfunktion im Spätmittelalter vom Hausberg auf besagte Siedlungsterrasse an. Die Berghöhe selbst war bereits urzeitlich besiedelt, weitere Kleinfunde der Umgebung datieren in die Bronzezeit und Hallstattzeit. Vom Ternberg sind auch Funde des 9./10. Jhs. bekannt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Sehr gut erhaltene und gut überblickbare, monumentale Hausberganlage. Frei zugänglich.
Literatur
  • Kurt Bors, Glasierte Keramik in Ortswüstungen. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 10, 1994, 5–22, 8
  • Kurt Bors: Wüstungsforschung um das "Lange Thal" bei Hollabrunn. Unsere Heimat 59, 1988, 352 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 289 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 401
  • Walter Johann Fittner, Marktgemeinde Nappersdorf-Kammersdorf. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 781–793, 784 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 23/1984, 320
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 22/1983, 324
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, D 92
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 151 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 33
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 239,10 (Chugelveld), Nr. 1804,10 (Ternberg), Nr. 1804,20 (Ternberg Meierhof)
Dernberg. Planaufnahme der Hausberganlage - © aus: Schad’n; Hausberge, 152
Dernberg. Planaufnahme der Hausberganlage
© aus: Schad’n; Hausberge, 152
Dernberg. Luftbild der Anlage von SW (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Dernberg. Luftbild der Anlage von SW (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška