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Hauptburgenname Hausleiten
ID 660
Objekt nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG Hausleiten
OG/MG/SG Hausleiten
VB Korneuburg
BMN34 rechts 732470
BMN34 hoch 362068
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Hausleiten ist Besitz der Paussauer Bischöfe. 1171 wird "Chunradus de Husludên", ein Passauer Ministeriale, genannt. Konrad wird gegen E. d. 12. Jhs. noch in 2 Klosterneuburger Traditionen erwähnt. Ein "Hertwicus miles de Hausleiten" ist im Nekrolog des Klosters St. Pölten genannt. Als Passauer Vögte erscheinen zunächst die Hrn. v. Werd, ab 1304 Marschall Dietrich v. Pillichsdorf. Hausleiten bleibt bis 1803 kirchlicher Besitz, wird 1804 vom Staat eingezogen und 1824 verkauft.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Der aus den historischen Daten erschließbare Sitz ist topographisch nicht mehr nachweisbar. Mit Wahrscheinlichkeit ist er jedoch in örtlicher Beziehung zur hochgelegenen Pfarrkirche von Hausleiten zu rekonstruieren. Die der Hl. Agatha geweihte Pfarrkirche und der baulich in Verbindung stehende Pfarrhof, bei Büttner/Madritsch als "Pfarrschloss" bezeichnet, liegen 400 m westl. des Ortskernes auf einem Geländesporn des Wagram-Abfalles, oberhalb des Durchbruches des "Stranzendorfer Baches". Der im Gesamten sehr weitläufige Komplex benutzt eine W-O orientierte, nach O sich abtreppende Höhe unmittelbar am südl. Abbruch des Wagrames. Im östl. Teil liegt die Pfarrkirche, ein großräumiger, basilikaler Bau mit markantem S-Turm, dessen maßgebliche Bauphasen zwischen der 2. H. d. 13. und dem Beginn des 14. Jhs. anzusetzen sind. Der polygonale Chor datiert – nach Dehio – in das Jahr 1499. Ein älterer rom. Baukern ist integriert und tlw., etwa anhand eines Rundbogenfensters am südl. Seitenschiff, auch außen erkennbar. Eine Barockisierung, die auch einen Großteil des Innenraumes betraf, erfolgte im 3. V. d. 18. Jhs. Die Kirche ist von einer ausgedehnten Umfassungsmauer umgeben, die auch den weit gegen W ziehenden Friedhof umschließt. Vor allem im O und S ist die Umfassungsmauer über weit in den Steilabfall gestellte Substruktionen errichtet und durch zahlreiche Strebepfeiler gestützt. Östl. endet die Umfassungsmauer an einem grabenartigen Einschnitt, der von Futtermauern gestützt und vom W-Trakt des anschließenden Pfarrhofes überbaut wird. Der durch diesen Graben führende, tlw. tunnelartig ausgebaute Weg stellt eine alte Verbindung von der Ebene des Donaubeckens zum Friedhof dar und wird als "Stirbweg" bezeichnet. An den östl. und südl. Fronten der sichtlich neuzeitlichen Kirchhof-Umfassung ist eine starke Verwendung mittelformatiger, hammerrechter Quader, zumeist aus Sandstein, zu beobachten, die jedoch deutlich erkennbar spoliert wurden. Vereinzelt auftretende Quader in sauberer Verarbeitung stammen mglw. von bewusst materialdifferenzierten Werkstein-Teilen. Die tlw. stark verwitterten Quader bilden bisweilen sehr lagige Kompartimente, die an eine primäre Verwendung denken lassen. Der tlw. von eigenen Umfassungsmauern umgebene Pfarrhof ist ein mehrflügeliger Barockbau des 3. V. d. 18. Jhs., geht nach Dehio jedoch auf ältere Baulichkeiten zurück. Ein mittelalterlicher Baukern war bislang jedoch nicht nachzuweisen. Die heute im Wesentlichen von Nachfolgebauten und rezenten Überformungen geprägte Gesamtsituation ist geeignet, hier den mittelalterlichen Sitz zu vermuten, wobei der alte Friedhofszugang mglw. die Eintiefung eines ehem. Halsgrabens benutzt. Angeblich waren im Bereich des heutigen Friedhofes noch im Jahr 1603 die Wallanlagen des ehem. Sitzes vorhanden. Das heutige, jüngst restaurierte Schloss an der Ortsdurchfahrt, ca. 400 m südöstl. der Pfarrkirche, ist ein Neubau von 1839 und bezeichnet nicht die Stelle eines mittelalterlichen Sitzes. Der in Gemeindebesitz befindliche Bau, Kremser Straße 96, beherbergt heute Gemeindeamt und Gendarmerie und ist durch rezente Erweiterungen (Gerätehaus für die Feuerwehr) ergänzt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 190
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 16 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 409 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 311
  • Renate Jankowitsch, Vom Haus auf der Leiten zur Marktgemeinde Hausleiten – eine Heimatgeschichte. Unveröffentlichte Diplomarbeit Univ. Wien 1998
  • Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 527 ff.
  • Karl Lechner, Die geschichtliche Landschaft zwischen Donau und Wagram. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 27, Wien 1938, 30–70, 42 ff., 61 f.
Hausleiten. Luftbild mit Standort der Burg, heute von Kirche und Pfarrhof dominiert, Ansicht von S (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Hausleiten. Luftbild mit Standort der Burg, heute von Kirche und Pfarrhof dominiert, Ansicht von S (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška