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Hauptburgenname Hertwigstein
ID 677
weitere Burgennamen Hertweigstein, Hartwigsberg, Hausnerkogel
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Ertl
OG/MG/SG Ertl
VB Amstetten
BMN34 rechts 547732
BMN34 hoch 313863
UTM 33N rechts 473219.43
UTM 33N hoch 5311460.32
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Von der Abfahrt Haag der A 1 ca. 3,5 km bis Haag, südl. 11 km bis St. Peter in der Au, südl. 10 km nach Ertl. Südl. weiter Richtung Hinterleiten, auf Straßensattel rechts Abzweigung zur Rotte Hinterberg. In der Rotte Hinterberg beginnt ein Forstweg, der in ca. 5 Min. zur Burgstelle führt.
Geschichte Büttner vermutet, dass die Burg nach Hartwich I. v. Lengenbach (getötet 1145) bzw. Hartwich II. (gest. 1197) benannt ist. Um 1200/08 erscheint der Lengenbacher Gefolgsmann "Otto de Hartwicstain" als Zeuge in einer Göttweiger Tradition Hadmars v. Kuffarn (FRA II/69, Nr. 403). Otto V. v. Lengenbach vererbt den Besitz dem Kloster Admont, die Burg wird wohl aufgegeben, da sie im Babenbergerurbar nach 1236 als "castrum in Hertwigstain desolatum" neben dem weiter bewirtschafteten Meierhof, dem späteren Schweighof, aufscheint (Öst.Urb.I/1, 79, Nr. 317). Eine gleichnamige Fam. der Hertwigsteiner – ab 1286 ist ein Alram von Hertwigstein in kuenringischem Gefolge fassbar – tritt erst nach dem Verfall der Burg in Erscheinung. Alram, der sich auch nach Joching nennt, ist bis 1300 nachweisbar, ab 1306 Dietrich von "Hertweigestein", 1312 gemeinsam mit seinem Sohn Niklas, und 1318 Leutold. Die letzteren drei Hertweigsteiner wurden auch fälschlich den steirischen Herberstein zugeordnet. 1306 übergibt Dietrich II. Schenk v. Dobra einen Schweighof mit vier Lehen ("den swaichof…ain lehen vnderm Stain, zwei lehen hinterm hertwigstain, ainez auf dem hertweigsperge", FRA II/33, Nr. 127), darunter den hinter der Burg gelegenen Hof "Hinterhaus" als Seelgerät dem Kloster Seitenstetten.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die ehem. Burg Hertwigstein, die in Form einer ausgeprägten Hausberganlage erhalten ist, liegt im Quellgebiet der Url, 2,4 km südsüdöstl. von Ertl, oberhalb der Gehöfte von Hinterberg auf dem so g. "Hausnerkogel" (Kote 661). Die Höhenkote erscheint ohne Namensnennung auf der ÖK 50/Blatt 70, 500 m südl. des urk. als Meierhof überlieferten „Schweighofs“. Der schmale Rücken des allseits steil abfallenden "Hausnerkogels" ist künstlich in mehrere Teile gegliedert. Die westl. Hälfte wurde als breites, flach geneigtes Siedlungsplateau gestaltet, das in der Jungsteinzeit von Wällen umgeben war. Bei Grabungen fanden sich u. a. steinerne Beile und Pfeilspitzen. Etwa zentral liegt der kleine mittelalterliche Burghügel, über einen schmalen Grat ist östl. ein abgesetzter, durch einen Steinbruch tlw. abgetragener Felskopf zu erreichen, bei dem der umlaufende Aufweg mündet. Vor allem hier wurden nach Schwammenhöfer Scherben des 13. und 14. Jhs. geborgen, weshalb er von einem kleinen Vorwerk ausgeht. Im tlw. künstlichen Hangeinschnitt vermutet er einen Graben mit Zisternenanlage. Der eigentliche Burgbereich am zentralen Hochpunkt des Kogels ist konzentrisch aufgebaut und besteht aus einem ovalen, ca. 15 x 17 m großen Kernwerk, das etwa 3 m erhöht ist. Zum ostseitigen Grat schützt ein sichelförmiger Wall. Um diesen Kern führt anschließend ein 3–5 m breiter Graben, der heute stark verschüttet ist. Er wird von einem seichten Wall umlaufen. Zahlreiche lockere Steine und Mörtelreste im Burgbereich deuten auf ehem. Mauern. Nach Büttner wurden bei Grabungen Mauern in der Kernburg sowie zum westl. Vorwerk nachgewiesen. Bei Begehungen am Hausberg durch Schmittsberger fand sich Keramik des 12. und der 1. H. d. 13. Jhs. Die durch Oberflächenfunde zeitliche Trennung von „Kernwerk“ und „Vorwerk“ ist ein Indiz dafür, dass der hoch- bzw. der spätmittelalterliche Sitz nicht lageidentisch sind, sondern die jüngeren „Hertwigsteiner“ ihre Befestigung ausschließlich auf dem vorgelagerten Felskopf errichteten.
Text T.K., P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Erdwerk, frei begehbar.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 149
  • Hans Blank: Wo lagen Hertwigstain und Hertwigesperg? Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 4/13–14, Wien 1905, 193
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 96 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 81 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 411
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 15/1976, 156
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 9/1966–70, 115, 154
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 16/1977, 295 ff., 538
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 20/1981, 554
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 22/1983, 323
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 21/1982, 313
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III und IV, H 148, M 187
  • Karl Kremslehner, Neue archäologische Funde und Entdeckungen aus dem Bezirk Amstetten. Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten 7, 1995, 35–39, 38
  • Stephan Neill, Topographie der verschollenen Ortschaften im Viertel ober dem Wienerwalde. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 17, Wien 1883, 55–116, 80 ff.
  • Oliver Schmitsberger, Hochmittelalterliche Metallobjekte aus Ertl, VB Amstetten, Niederösterreich. Fundber. Österr. 37, Wien 1998, 629–634
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 24
  • Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 168 ff. und 221
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 657,10